Afrikanische Schweinepest: Gefahr erkannt und gebannt?
In Sachen Afrikanische Schweinepest fordern Landwirte vor allem entschlossenes Handeln des Bundes, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Das ergab unsere Umfrage unter schweinehaltenden Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in Brandenburg weiter aus. Vorvergangene Woche wurde die Seuche bei einem Überläufer im Landkreis Märkisch-Oderland und damit außerhalb der bis dahin eingerichteten Restriktionsgebiete amtlich nachgewiesen. Der Fundort liegt nur noch etwa 80 km von der Landesgrenze zu MecklenburgVorpommern entfernt. Wir fragten bei Landwirten in allen sechs Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns nach, wie sie die ASP-Gefahr für ihren Betrieb einschätzen, und welche Schutzmaßnahmen sie getroffen haben.
Bernd Klänhammer, Landwirtschaftsbetrieb Bernd Klänhammer, Penkun, Vorpommern-Greifswald:
Ich sehe die Ausdehnung der Afrikanischen Schweinepest voller Sorge. Mit jedem infizierten Wildschwein, das außerhalb der bisherigen Restriktionszonen aufgefunden wird, wächst die Gefahr auch für unseren Ackerbau/Schweinemastbetrieb mit 500 ha LF und 840 Mastplätzen. Ich wünschte mir, dass der Bund die Schutzmaßnahmen gegen ASP viel stärker koordinieren würde. Es kann doch nicht sein, dass, wie jetzt in Brandenburg, jeder Landkreis für sich entscheidet, ob ein Wildschutzzaun an der Grenze zu Polen gebaut wird oder nicht.
Im Oktober, Januar und März stehen bei uns jeweils 400 Schweine zum Abliefern an. Beim Lkw Verkehr müssen wir aufpassen. Die Fahrzeuge dürfen auf keinen Fall bis an den Stall, die Reifen werden mit dem Hochdruckreiniger desinfiziert. Unser Betrieb ist eingezäunt, die Tore sind verschlossen, Fremde haben keinen Zutritt, das Futter produzieren wir selbst. Es gilt schon lange ein strenges Schwarz-Weiß-Prinzip für das Betreten des Stalls.
++ ASP-Newsticker: Neuer Fall in LOS / 50 bestätigte Fälle ++
In Deutschland wurde die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Fortlaufend aktualisierte Infos dazu können Sie in unserem ASP-Newsticker verfolgen. mehr
Helmut Solf, Freilandhaltung Karbow, Mecklenburgische Seenplatte:
Wir halten seit 28 Jahren Schweine im Freiland. In unserem Betrieb mit 400 ha Ackerbau und 250 Outdoor-Sauen wird die Schweinehygieneverordnung umgesetzt. Alle drei Monate werden 15 % der Freilandsauen auf anzeigepflichtige Seuchen untersucht. Auch wir Freilandhalter zahlen gesetzliche Beiträge an die Tierseuchenkasse von 8 € pro Sau und haben eine Betriebsausfallversicherung. Das Allerwichtigste für den Seuchenschutz ist jedoch das Personal.
Unsere Freilandhaltung ist durch einen Außenwildschutzzaun und zusätzlich durch einen inneren Maschendrahtzaun (1,8 m hoch und 20 cm eingepflügt) eingefriedet. 40 ha Freilandfläche sind in vier Felder à 10 ha untergliedert. Dieses sind die Jahresgehege für die Tiere. Hier hineinzukommen, ist selbst für den Wolf unmöglich. Wir Schweinehalter und die Mitarbeiter tragen eine große Verantwortung. Wir sollten zuerst auf uns schauen und konzentriert handeln. Im Notfall kann ich meine Tiere aufstallen.
Daniel Bohl, Wariner Pflanzenbau eG, Nordwestmecklenburg:
Als Ackerbauer sind wir von der Afrikanischen Schweinepest nicht so betroffen. Aber wenn in unserer Region die Seuche ausbricht und es zu Betretungs- und Ernteverboten kommt, könnte es uns ebenfalls erwischen. Wir haben eine Ertragsausfallversicherung abgeschlossen. Trotzdem ist es gut, dass wir die Maisernte fast beendet haben. Im Oktober sind noch 75 ha Zuckerrüben zu roden, dann sind wir durch. Vor zehn Tagen saßen Kreisbauern- und Kreisjagdverband mit dem Veterinäramt zusammen. Alle sind gegenüber ASP sensibilisiert.
Rico Remien, APV Samtens/Rügen eG, Vorpommern-Rügen:
Wir halten keine Schweine, dafür Milchkühe. Wenn Maisflächen nicht mehr betreten werden dürften, weil sie in der Kernzone eines ASP-Ausbruchs liegen, hätten auch wir ein Problem. Nach langer Diskussion haben wir trotzdem auf zusätzliche Versicherungen verzichtet. Wir hoffen, dass die Insellage uns schützt.
Torsten Roder, Armin Roder & Söhne GbR, Viecheln, Rostock:
Ob der nächste Fundort eines positiv auf ASP getesteten Wildschweins 80 oder 120 Kilometer weg ist, spielt nicht die Rolle: Die Märkte für Schweinefleisch sind eingebrochen, es gibt Einfuhrverbote für deutsches Schweinefleisch. Das Überangebot wird steigen, die Preise gehen in den Keller. Es muss konsequent gehandelt werden. Belgien und Tschechien haben gezeigt, wie man die Seuche in den Griff kriegen kann. Hier wird rumgeeiert, das ist die größte Gefahr. Der Bund muss klare Kante zeigen. Die Sicherheitsvorkehrungen in unserem Betrieb haben wir noch einmal verschärft: Besucher kommen nicht mehr in die Anlage. Die Zäune werden regelmäßig kontrolliert. Das Stroh für die Tiefstreuställe bleibt ein Gefahrenpotenzial für die ASP-Übertragung.
Stefan Wille-Niebur, Ost GbR, Plate, Ludwigslust-Parchim:
Mir kommt es fast so vor, als wenn die Sache bei unseren Nachbarn aus dem Ruder läuft: Das Einzäunen der Kernzone ist offenbar schlecht gelaufen, die Abstimmung der Landkreise ebenfalls. Ich habe noch keine Angst um unseren Betrieb. Das ASP-Virus wird nicht so einfach übertragen wie das Virus der Klassischen Schweinepest. Zudem sind die Seuchenschutzstandards in den meisten Betrieben hier sehr hoch. Ich habe eher die Sorge, dass wir einen schlechten Leumund kriegen, wenn wir es nicht hinbekommen. Mit das größte Problem ist, dass der Markt für Wildschweinfleisch zusammengebrochen ist. Für 30 Cent pro Kilo geht kein Jäger los, wenn er nicht muss. Der Bundesforst jagt seit Corona, so ist von ihren Nachbarn zu hören, gar nicht mehr. Die Wildschweinbestände wachsen weiter an. Und damit die Gefahr, dass sich das ASP-Virus ausbreitet.