Umweltleistungen auf jedem zweiten Hektar
Viele Landwirte in MV wirtschaften nach Vorgaben des Greenings oder Agrarumweltprogrammen. Durch finanzielle Förderung werden bisher aber nur entgangene Einnahmen oder Mehrkosten erstattet. Die Bezahlung eines Gewinnanteils steht aus.
Von Gerd Rinas
Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern haben 2019/2020 ihre Leistungen für die Umwelt weiter ausgedehnt. Die Zahl der Anträge zur Teilnahme an Agrarumweltmaßnahmen stieg von 3.438 im Jahr 2018 auf über 3.500 im vorigen Jahr. Die Staatlichen Ämter für Landwirtschaft und Umwelt bewilligten bis Ende Juni fristgemäß 60 Mio. € Fördergeld. „Die Nachfrage nach Agrarumweltmaßnahmen ist ungebrochen“, hieß es aus dem Agrarministerium in Schwerin.
Umweltleistungen: Boom bei Blühflächen
Besonders stark nachgefragt unter den zwölf angebotenen Förderprogrammen ist der Ökolandbau mit 964 Anträgen für insgesamt 150.400 ha LF. Danach folgt das Programm „Vielfältige Kulturen im Ackerbau“. Daran beteiligen sich 281 Antragsteller auf zusammen 143.000 ha LF. Großflächig genutzt werden ebenfalls Förderprogramme zur extensiven bzw. Naturschutzgerechten Grunlandnutzung. 1.238 Antragsteller beteiligen sich mit insgesamt 62.400 ha LF. Als ausgesprochen attraktiv hat sich das Programm zur Anlage von Blühstreifen und -flächen erwiesen: Im Verpflichtungsjahr 2019 nahmen daran 798 Antragsteller mit zusammen 7.700 ha LF teil. Diese Marke wurde jetzt noch einmal übertroffen: Bis Ende Mai wurden auf knapp 9.500 ha Blühflächen angelegt. Dabei standen erstmals regionale, standortangepasste Bienenweidemischungen zur Verfügung.
Umweltfläche in sieben Jahren nahezu verdoppelt
In Mecklenburg-Vorpommern werden derzeit auf knapp 400.000 ha Agrarumweltmaßnahmen umgesetzt – das ist etwa ein Drittel der Agrarfläche des Landes. Wenn man die Greeningflächen hinzurechnet, dann engagieren sich Landwirte mittlerweile auf fast jedem zweiten Hektar besonders für Natur und Umwelt. Damit hat sich diese Fläche in den vergangenen sieben Jahren nahezu verdoppelt. Möglich geworden sei dies durch politische Förderung und die Naturverbundenheit der Landwirte, macht der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern deutlich.
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„Die Landwirte sind durchaus bereit, den Umweltgedanken in ihren Betrieben stärker zu gewichten“, betonte Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Piehl. Bisher würden aber nur entgangene Einnahmen und Mehrkosten auf den besonders umweltgerecht bewirtschafteten Flächen bezahlt. „Ein Gewinnbeitrag fehlt“, so Piehl. Umweltleistungen müssten in Landwirtschaftsbetrieben zu einem neuen Betriebszweig entwickelt werden und für die Unternehmen ebenso interessant sein wie die normale Agrarproduktion. „Das wäre ein starker Anreiz, genau abzuwägen, ob man sich mehr im Umweltbereich engagiert oder in der Lebensmittelproduktion“, sagt Piehl.
Backhaus: Mit Umweltleistungen Geld verdienen
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus zeigte sich zufrieden, dass die Fördermittel für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen fristgerecht ausgezahlt wurden. „Das bringt frische Liquidität in die Betriebe, was enorm wichtig ist. Denn die Branche hat auch in diesem Jahr mit schwierigen Witterungsbedingungen zu kämpfen.“ Auch Backhaus will, entsprechend seinem Credo „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“, dass die Landwirte mit Umweltleistungen Geld verdienen können. Als Fördergegenstand stoßen Agrarumweltmaßnahmen aber an ihre Grenzen: Wegen ausgeschöpfter finanzieller Mittel waren im Verpflichtungsjahr 2019 nur noch Neuanträge für die Sommerweidehaltung und ökologische Anbauverfahren zugelassen.
EU-Gelder: Nur geringe Kürzung
Die drastische Kürzung von EU-Geldern aus der Zweiten Säule – auch für Agrarumweltmaßnahmen – konnte in der vorigen Woche durch einen Kompromiss auf der Sonderagrarministerkonferenz in Berlin abgewendet werden. „Mecklenburg-Vorpommern wird 2021 fast ebenso viele Mittel in der 2. Säule zur Verfügung haben wie im Durchschnitt der letzten Jahre“, betonte Dr. Jürgen Buchwald, Staatssekretär im Schweriner Agrar- und Umweltministerium. Für die neue Förderperiode komme es allerdings darauf an, Kriterien für die Verteilung der ELER-Mittel zu entwickeln, die Umwelt- und Klimaschutzaufgaben ebenso gerecht werden wie der Notwendigkeit, die Lebens und Einkommensverhältnisse im ländlichen Raum zu verbessern.
Ostminister: Über Eler-Mittel gut verhandelt
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Auch beim Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern wird die Notwendigkeit gesehen, beim Einsatz der Mittel genau abzuwägen. „Durch Klimawandel und Globalisierung spitzt sich die Situation in der Landwirtschaft zu. Es gilt ein vernünftiges Verhältnis zu finden zwischen Investitionen in die Modernisierung der Betriebe und die Stärkung des ländlichen Raums sowie den landwirtschaftlichen Klima- und Naturschutz“, so Martin Piehl.