Vieles spricht für eine durchschnittliche Ernte

Beantworteten viele Fragen: Bauernverbands-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Piehl, Bauernpräsident Detlef Kurreck, Landwirt Tony Roob und Frank Piehl, Vorsitzender des Bauernverbandes Parchim (v.l.). (c) Gerd Rinas
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Große regionale Unterschiede bei der Wintergerste, Rätselraten um den Rapsertrag, Hoffnung beim Weizen – das sind die Ergebnisse der Erntepressekonferenz des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Für durchwachsene Aussichten sorgt die Trockenheit.

Von Gerd Rinas

Die Gerstenernte ist bei uns abgeschlossen. 275 Hektar waren nach neun Druschtagen abgeerntet, drei Tage Druschpause wegen Regen eingerechnet“, berichtet Tony Roob. An die neun Tonnen pro Hektar habe man wohl geerntet. Auch die Hektolitergewichte seien nicht schlecht. „Wir hatten einen guten Einstieg in die Getreideernte. Ich will hier aber nicht zu viel Euphorie verbreiten“, bremste sich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Produktivgenossenschaft Leezen eG bei Schwerin am Dienstag. Am Rande eines abgeernteten Gerstenschlages war Roob Gastgeber der Erntepressekonferenz des Landesbauernverbandes.

Getreideernte: Kein Anlass für Euphorie

Mit Blick auf die bisherigen Ergebnisse in Mecklenburg-Vorpommern gibt es für Euphorie auch keinen Anlass, machte Landesbauernpräsident Detlef Kurreck deutlich. „Bei der Wintergerste sind die regionalen Unterschiede groß, weil die Niederschläge sehr unterschiedlich ausfielen. Von April bis Juni herrschte in weiten Landesteilen Trockenheit. „Vor allem auf den sandigen Standorten im Osten und in der Mecklenburgischen Seenplatte reichte die Wasserversorgung nicht aus“, sagte Kurreck. Bei Wintergerste rechne man im Mittel mit einem geringeren Ertrag als 2019 (79 dt/ha).

Ernte Pressekonferenz Mecklenburg-Vorpommern
Mit phantastischem Ausblick, coronabedingt an Einzeltischen: Journalisten während der Erntepressekonferenz in der Produktivgenossenschaft Leezen. (c) Gerd Rinas

Auch beim Raps sind die Erwartungen gedämpft. Der milde Winter begünstigte Pflanzenkrankheiten, vor allem spät gedrillter Raps hatte es schwer. „Ich wäre mit einer durchschnittlichen Rapsernte zufrieden“, so der Bauernpräsident. 35,9 dt/ha (langjähriges Mittel zwischen 2013 – 2018)  seien aber keinesfalls sicher: „Von sehr gut bis Katastrophe ist an Rapsbeständen alles zu sehen. Am Ende zählt, was aus dem Mähdrescher kommt.“ Kurreck bedauerte, dass der Rapsanbau durch politische Entscheidungen wie dem Verbot der Beize und die Verschärfungen  der Düngeverordnung stark gelitten hat. „Raps ist ein wertvolles Fruchtfolgeglied. Ich hoffe, dass sich der Anbau wieder stabilisiert.“

Vorsichtig optimistisch

Für den Weizen zeigte sich der Bauernpräsident vorsichtig optimistisch. „Getreidearten, die später in die Kornfüllphase gingen, konnten durch die Niederschläge in den vergangenen Wochen noch zulegen.“ Das gleiche gelte für Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben. Auch beim Futter ist die Lage offenbar nicht so angespannt wie in den Jahren zuvor. „Der zweite Aufwuchs auf dem Grünland war ordentlich, unsere Futterbörse wurde in diesem Jahr wenig in Anspruch genommen.“

Landesweit rechnet der Bauernverband mit einer durchschnittlichen Getreideernte, wobei mehr Korn als in den letzten Dürrejahren in die Läger kommen sollte.  Wie bei der Wintergerste wird es voraussichtlich auch bei Raps und Weizen wieder zu großen regionalen Unterschieden kommen. „Die teils herben Verluste aus den vergangenen Dürrejahren werden viele Landwirte mit dieser Ernte nicht ausgleichen können“, schätzte Kurreck ein. Das liege auch an den Getreidepreisen, die derzeit nur das niedrige Vorjahresniveau erreichten.