Umweltministerkonferenz

Weidetierhalter fordern Schutz vor dem Wolf

Weidetierhalter und Vertreter grüner Verbände demonstrierten heute am Rande der Umweltministerkonferenz in Schwerin für den Schutz der Weidetiere und eine faire Lastenverteilung bei der Rückkehr des Wolfs. (c) Gerd Rinas
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Vertreter von acht Verbänden und Vereinen übergaben bei einer Demonstration dem Vorsitzenden der Umweltministerkonferenz in Schwerin ein gemeinsames Positionspapier mit Forderungen.

Von Gerd Rinas

Sie hatten ihre Schafe mitgebracht und ihre Forderungen auf Plakate geschrieben: Um 11.55 Uhr – fünf vor zwölf – haben Weidetierhalter und Vertreter von acht grünen Verbänden und landesweiten Vereinen heute auf einer Demonstration vor dem Schweriner Agrar- und Umweltministerium auf die Folgen aufmerksam gemacht, die die Rückkehr des Wolfes in vielen Betrieben mit Weidetieren hat. Es sei „grausam und schockierend“, vom Wolf verletzte und getötete Tiere vorzufinden, schilderte Susanne Petersen, Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern eigene Erfahrungen. In ihrem Betrieb, der Weideland Qualitz GbR, haben Wölfe schon viermal Schafe attackiert und dabei tragende Mutterschafe und einen Zuchtbock gerissen (Bauernzeitung 15/2021, S. 14 Nord).

Wolfsbestand regulieren

Dr. Manfred Leberecht übergab an den Vorsitzenden der digital tagenden Umweltministerkonferenz, Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus, ein Positionspapier der Verbände zum Umgang mit dem Wolf. Zentrale Forderungen richten sich zum Einen auf die Regulierung des Wolfsbestandes, der jedes Jahr um mehr als 30 Prozent wächst. Dazu müsse der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen und die FFH-Richtlinie angepasst werden, sagte der Vizepräsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, der einen Biobetrieb mit Mutterkühen bewirtschaftet.

Unterhaltskosten übernehmen

Andererseits sei entscheidend, die Weidetierhalter beim Herdenschutz vor dem Wolf angemessen zu unterstützen. Kosten für den Unterhalt von Herdenschutzhunden, die nur wegen des Wolfs gehalten werden, müssten ausgeglichen und Verluste durch Wolfsrisse vollständig entschädigt werden. Leberecht sprach sich dafür aus, den Leitfaden zur Entnahme von Wölfen rasch zu verabschieden. Der vorliegende, 59 Seiten starke Entwurf sei aber nicht praxistauglich. „Er behindert die Wolfsentnahme mehr als damit Rechtssicherheit geschaffen wird.“


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Pferdezüchterin wünscht sich „Mutigen Minister“

Kritik an dem Entwurf übte auch Anja Schröter vom Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern. Die Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes, die die Entnahme von Wölfen ermögliche, sei ein richtiger Schritt gewesen. „Seitdem ist in Mecklenburg-Vorpommern aber nichts passiert.“ Auf eine Verordnung zur Wolfsentnahme warte man bisher vergeblich, so die Pferdezüchterin. „Ich wünsche mir politischen Mut und einen mutigen Minister, der die Stimme der Weidetierhalter ist“, sagte Schröter mit Blick auf Till Backhaus.

Rechtsunsicherheit nicht fortschreiben

Der Minister sagte zu, sich dafür einzusetzen, dass die Hinweise der Verbände zum Praxisleitfaden zur Wolfsentnahme in den Entwurf aufgenommen werden. Backhaus warnte aber davor, den Beschluss über den Leitfaden zu verschieben, weil so die Rechtsunsicherheit bei der Entnahme von Wölfen fortgeschrieben würde. Auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies sprach sich dafür aus, den Leitfaden zu verabschieden. Damit gebe es dann erstmals eine bundesweite Grundlage für die Entnahme von Wölfen, sagte Lies, der per Videokonferenz zugeschaltet war.

Noch kein „günstiger Erhaltungszustand“

Mit der Feststellung des „günstigen Erhaltungszustandes“ der Wolfspopulation rechnet Minister Backhaus „spätestens im nächsten Jahr“. Bundesweit habe die Zahl der Wolfsrudel in den vergangenen zwölf Monaten um bis zu 35 auf etwa 140 zugenommen.