BDM Milchbauerntag Güstrow

Milchviehbestand stark rückläufig

Das Güstrower Veranstaltungszentrum „Viehhalle“, Tagungsort des BDM-Milchbauerntages. © Gerd Rinas
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In Mecklenburg-Vorpommern geht nicht nur die Zahl der milchviehhaltenden Betriebe zurück. Die Stimmung auf dem BDM-Milchbauerntag in Güstrow war im Keller.

Von Gerd Rinas

Seit September 2014 nahm die Zahl der leistungsgeprüften Milchviehbetriebe (MLP) in Mecklenburg-Vorpommern von 633 um 231 auf 402 ab. Die Zahl der MLP-Kühe im Zuchtgebiet der RinderAllianz in MV verringerte sich ebenfalls bis September 2019 um 25.822 (13,6 %). „Der Rückgang entspricht dem Milchkuhbestand des Osnabrücker Zuchtgebietes. Die Lage ist dramatisch“, sagte Dr. Sabine Krüger, Geschäftsführerin der RinderAllianz GmbH, am Montag auf dem 13. BDM-Milchbauerntag in Güstrow.

Milchpreise und Rahmenbedingungen sind Hauptursache

Ursache für den starken Bestandsverlust in der Milchviehhaltung sind  nach Einschätzung des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) schlechte Milchpreise und unzureichende Rahmenbedingungen. „Die Anforderungen steigen, aber der Milchpreis ist wie vor 50 Jahren. Das geht nicht“, kritisierte BDM-Landesteamleiter MV Christian Karp. „Wir sind bereit für mehr ökologische Leistungen. Die müssen aber bezahlt werden.“ Ohne einen Ausgleich für immer höhere ökologische und soziale Standards hätten die Milchproduzenten in der EU im globalen Wettbewerb die schlechteren Karten. „Das muss die Politik regeln“, forderte Karp.

„Die Stimmung ist gekippt, die ganze Branche ist davon erfasst“, räumte Marion Lorz, Referatsleiterin im Schweriner Agrarministerium in Güstrow ein. Wurden im November 2019 im Bundesdurchschnitt 33,1 Cent/kg Milch gezahlt, waren es nach Lorz‘ Angaben in Mecklenburg-Vorpommern  31,8 Cent/kg. „Bundesweit ging der Preis um 1,8 % zurück – in MV um drei Prozent. „Die Spanne ist wieder größer geworden, das ist besonders negativ“, sagte Lorz.

Ministerium: weniger Forderungen, mehr Vorschläge

Andererseits ließen sich die aktuellen Probleme wie Klimawandel, nitratbelastetes Grundwasser und Insektenschwund nicht wegdiskutieren. Lorz forderte die Milchbauern auf, sich mit eigenen Vorschlägen in die Diskussion einzubringen. „Immer nur Forderungen zu stellen, die nicht mehrheitsfähig oder nicht hilfreich sind, nutzt nichts.“

Steffi Wille-Sonk von den European Dairy Farmers appellierte an die Milchbauern, trotz schlechter Preise, unzureichender Rahmenbedingungen und langer politischer Entscheidungswege aktiv zu bleiben und unternehmerisch zu handeln.

Bei ihrem Vergleich der Milchproduktion in der EU zeigte sich, dass die deutschen Produzenten zwar die meiste Milch liefern, Erzeuger in anderen EU-Ländern ihre Milch aber innovativer vermarkten. „Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was Sie und Ihren Betrieb in der Region unentbehrlich macht, was Sie besser können als andere?“, fragte Wille-Sonk in die Runde.

Milchproduktion: Wachstum kaum profitabel

Nach Daten  aus dem European Dairy Farmers-Betriebsnetzwerk ergab sich für das Wirtschaftsjahr 2017/18 bundesweit Vollkostendeckung bei einem Milchpreis von 32,7 Cent/kg ECM. Die Spannbreite bei den Betrieben sei enorm, führte Wille-Sonk aus. Es gebe Unternehmen, die auch bei einem Milchpreis von 21 Cent/kg ECM ihre Kosten deckten. Die Worte lösten bei vielen Besuchern des Milchbauerntages ungläubiges Kopfschütteln aus.

Tatsächlich gezahlt wurden bundesweit 2017/18 durchschnittlich 34 Cent/kg ECM plus 4,2 Cent/kg ECM öffentliche Unterstützung. Mit Blick auf die letzten zehn Jahre fiel auch das Urteil von Wille-Sonk ernüchternd aus: „Intensivierung und Wachstum in der Milchproduktion waren tendenziell wenig profitabel.“ In Deutschland, Frankreich und Belgien wurden in der Milchproduktion die Vollkosten nicht gedeckt.