Neuer Praxispartner testet innovatives Gerät zum Steine sammeln
Lernen Sie die Vipperow Agrar GmbH in Mecklenburg-Vorpommern kennen. Der neue Praxispartner der Bauernzeitung will durch direkte Vermarktung und innovative Dienstleistungen wie Lagerung von Booten zusätzliche Einnahme-Quellen erschließen.
Von Astrid Wiebe
Mit Quad und Steinesammler fährt Johannes Gawlik über den Acker und beobachtet zufrieden, wie die Steine maschinell aus dem lehmigen Sandboden herausgesammelt werden. Das Gerät wurde in Dänemark konzipiert und der 26-jährige Junglandwirt hat es erst einmal nur zur Probe erhalten. „Wenn man bedenkt, dass wir sonst mehrere Leute, Radlader und Anhänger zum Steine sammeln benötigen, ist das hier ein sehr hilfreiches Gerät. Auch der Ackerboden leidet so viel weniger. Aber fast 10.000 Euro sind kein Schnäppchen. Da müssen Kosten und Leistung schon genau kalkuliert werden“, betont er.
Neuer Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern
Johannes Gawlik ist einer der Betriebsleiter unseres neuen Praxispartners in Mecklenburg-Vorpommern. Die Vipperow Agrar GmbH & Co. KG wirtschaftet in der Gemeinde Priborn, im Süden von MV und gehört zum Kreis Mecklenburgische Seenplatte. Neben der in Priborn ansässigen Verwaltung und diversen Lagerhallen befinden sich in den Nachbargemeinden Buchholz, Melz und Vipperow ein Großteil der Betriebsflächen mit weiteren Lagerhallen für Düngemittel, ein Wirtschaftshof mit Werkstatt und eine Fahrzeugwaage.
Betriebsleiter kommt aus dem Pflanzenbau
Der junge Mann hat seinen Master of Science in Agrarwissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg abgeschlossen und ist seit 2021 gemeinsam mit dem 40-jährigen Betriebsleiter Martin Groß, der aus dem Pflanzenbau kommt, für den Landwirtschaftsbetrieb verantwortlich. Gesellschafter ist der 67-jährige Joachim Gawlik, Vater von Johannes, Doktor der Agrarwissenschaften und Urgestein des Betriebes. Er unterstützt das tägliche Geschäft bei Bedarf und kümmert sich vor allem um die Flächenverwaltung.
Vergleichbar mit den Problemen zahlreicher ehemaliger LPG-Betriebe in der Nachwendezeit, konnte sich der Betrieb erst nach einem steinigen Weg und mit viel Ausdauer und strukturellen Veränderungen am Markt behaupten. Joachim Gawlik übernahm die Leitung des Unternehmens, um in den folgenden Jahren die Übergabe an die nächste Generation vorzubereiten. Die letzte und tiefgreifende Veränderung erfolgte 2017, als die Milchproduktion mit 400 Kühen veräußert wurde. Von da an waren die Vipperower ein reiner Marktfruchtbetrieb.
Raps, Weizen, Gerste, Roggen, Mais, Hanf, Kartoffeln und Erbsen
Heute bewirtschaftet der Betrieb eine Fläche von ungefähr 1.500 ha. Neben Raps, Weizen, Gerste, Roggen, Mais, Hanf und Weiße Lupine werden auf 150 ha Erbsen und auf weiteren 150 ha Kartoffeln kultiviert. Des Weiteren hat sich der Betrieb der Vermehrung von Kartoffeln für den Eigenbedarf und die Vermarktung verschrieben. Schon seit Langem wird im Betrieb durch eine breite Fruchtfolge versucht, das Anbaurisiko zu minimieren. So sollen die Defizite der leichten und verschießenden Böden sowie des Klimas nicht noch zusätzlich über die einseitige Auswahl von Kulturen zu Mindererträgen beitragen.
Konventionelle Bewirtschaftung
Aktuell sind die Wintergetreide im Boden und auf ungefähr 250 ha Ackerfläche wachsen artenreiche Zwischenfrucht-Mischungen zur Sicherung der Bodenqualität und Biodiversität. „Knapp 20.000 Euro kostet uns allein das Saatgut im Jahr. Und darin sind noch nicht die sonstigen Arbeitskosten enthalten“, sagt Johannes Gawlik. Trotzdem ist er davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, um damit den Humusgehalt der Böden gezielt zu verbessern. Auch sein Interesse an Agroforstsystemen sei groß. Allerdings gebe es da einige Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Der konventionell wirtschaftende Ackerbaubetrieb ist Teilnehmer des seit zwei Jahren laufenden HumusKlimaNetz-Projektes, bei dem bundesweit 150 Betriebe unterschiedliche Wege zum Humusaufbau und -erhalt als Beitrag zum Klimaschutz erproben.
Rund 5.000 t Stärke- und Verarbeitungskartoffeln werden jedes Jahr auf dem Betrieb geerntet. Sie werden teilweise in den riesigen Lagerhallen lose oder in Kisten gelagert, um den Markt möglichst lange bedienen zu können, oder direkt nach der Ernte an diverse weiterverarbeitende Fabriken in Kyritz, Hagenow und Stavenhagen verkauft. Kleinere Gebinde von Speisekartoffeln, die automatisch abgesackt werden, werden im eigenen Hofladen verkauft. Dort gibt es zudem Getreide sowie Hühnerfutter, Heu und Stroh für Kleintierhalter. Die im Betrieb erzeugten Erbsen werden an eine Stärkefabrik in Golßen verkauft und dort zu Eiweißpräparaten weiterverarbeitet. Der Verkauf im Hofladen lohne sich durchaus, sagt Johannes Gawlik, und auf mehreren Standbeinen zu stehen, sei gerade in der heutigen Zeit besonders wichtig. Daher bietet der Betrieb einen besonderen Service für Bootsbesitzer an.
Ehemalige LPG: Boote Überwintern in Halle
Unweit des Ortskerns von Priborn verläuft der Müritzarm, der zur Mecklenburgischen Seenplatte gehört. Von dort werden die großen Boote mit Traktoren abgeholt und zur Überwinterung aufs Gelände und in die Hallen der ehemaligen LPG gebracht. Die Vermietung als Winterstellplatz für circa 40 Boote eröffnet dem Betrieb damit eine weitere Einnahmequelle. „Wir beschäftigen wenige bis gar keine Lohnunternehmen. Unser Betrieb ist komplett eigenmechanisiert. Für die Pflege, Wartung und Reparatur des Maschinenparks sind unsere Mitarbeiter verantwortlich“, betont Johannes Gawlik. „Wir bringen unsere Traktoren schon mal zu den umliegenden Werkstätten, aber vieles versuchen wir selbst bzw. unser Schlosser.“
Vipperow Agrar GmbH: Betrieb mit 17 Angestellten
Und wenn mal eine Maschine oder ein Gerät fürs Befördern, Sortieren oder Einlagern den Geist aufgibt, dauert es nicht lange, bis die Mitarbeiter eine Alternative zum Weiterarbeiten gefunden haben. „Das resultiert noch aus der alten Zeit“, sagt der junge Betriebsleiter. „Aber das kennen andere Betriebe sicherlich auch.“ Insgesamt arbeiten 17 Angestellte, inklusive der drei Personen in der Betriebsleitung, und ein Auszubildender im Betrieb. Alle kommen aus Priborn oder den Nachbardörfern und sind schon seit Langem dabei. Das merkt man dem netten Betriebsklima an. Wir freuen uns auf die zahlreichen Geschichten, die wir mit unserem neuen Praxispartner in den nächsten Monaten erleben werden.
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