Heimischer Obstbau in Sachsen-Anhalt

Obstbauern im Dilemma

Landesweite Saisoneröffnung in der Stendaler Apfelplantage der Stallbaum GbR mit Landwirtschaftsminister Sven Schulze (3. v. l.). © AMG
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Weil massive Kostensteigerungen die Produktion verteuern, wächst der Druck durch Billigimporte. Die Baumobstfläche ist im Land leicht rückläufig.

Der heimische Obstbau steht in Sachsen-Anhalt – und nicht nur hier – an einem Scheideweg. Hintergrund sind die enorm gestiegenen Kosten für Betriebsmittel und Personalaufwand (Mindestlohn 12 €/h), die Folgen des Klimawandels sowie Rahmenbedingungen, die die Erzeugung verteuern und erschweren. Hier geht es u. a. um die Verfügbarkeit ausreichend wirksamer Pflanzenschutzmittel, zunehmende Auflagen und bürokratische Anforderungen.

Auf diese schwierige Gemengelage hat Anfang September der Landesverband „Sächsisches Obst“ hingewiesen, der auch die Interessen sachsen-anhaltischer Erzeuger vertritt. Anlass war die offizielle Eröffnung der Apfelsaison hierzulande im Scheunenladen der Stallbaum GbR in Stendal. Zu den aktuellen Herausforderungen gehören dem Branchenverband zufolge zuvorderst die Notwendigkeit auskömmlicher Erzeugererlöse sowie eine bewusste Kaufentscheidung der Verbraucher für regionales Obst in Hofläden und auf Wochenmärkten, aber eben auch im Lebensmitteleinzelhandel. Lippenbekenntnisse bei Umfragen genügten nicht.

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Obstbau Sachsen-Anhalt: Unterdurchschnittliche Apfelernte

Obstbauverband in diesem Jahr eine deutlich unterdurchschnittliche Apfelernte von etwa 9.000 t aufgrund von Hitze und Trockenheit (2021: 12.450 t; 2020: 7.000 t). Hinzu kämen Ertragsausfälle durch Sonnenbrand an den Früchten. Diese seien durch die Trockenheit generell etwas kleiner, aber süß und gut in der Färbung. Für Deutschland geht die Interessenvertretung demgegenüber von einer sehr guten Ernte aus mit einer geschätzten Menge von knapp einer Million Tonnen Äpfel. Kaum ins Gewicht fällt hingegen die in Sachsen-Anhalt auf den Höfen erwartete, ebenfalls zum Vorjahr kleinere Birnenernte mit 100 t.

Im Landesverband sind 71 Obsterzeuger im Haupt- und Nebenerwerb aus Sachsen und Sachsen-Anhalt mit zusammen fast 3.800 ha Obstanbau organisiert, darunter sind gut 2.500 ha Apfelfläche. In Sachsen-Anhalt werden derzeit von allen, auch nicht organisierten, Betrieben 1.081 ha Fläche für die Erzeugung von Baumobst genutzt. Wie das Statistische Landesamt Ende September dazu mitteilte, sind das zwei Prozent weniger als zur letzten Erhebung im Jahr 2017 mit 1.103 ha. Die Anzahl der Baumobstbetriebe hierzulande sei dagegen mit 63 gleichgeblieben. Jeder Betrieb bewirtschaftet somit eine durchschnittliche Baumobstfläche von 17 ha.

Weniger Sauerkirschen, mehr Pflaumen

Die am häufigsten angebaute Baumobstart seien Äpfel mit einer Fläche von 548 ha, gefolgt von Süßkirschen (272 ha), Pflaumen/Zwetschen (110 ha), Birnen (46 ha) und Sauerkirschen (42 ha). Weiteres Baumobst werde auf 62 ha angebaut, u. a. Aprikosen auf 35 ha, Walnüsse auf 17 ha und Quitten auf vier Hektar. Auf einem Hektar würden Mirabellen/Renekloden geerntet. Gegenüber der 2017er-Erhebung fielen besonders die deutliche Abnahme der Sauerkirschenfläche (-39,0 %) und die Zunahme des Anbaus von Pflaumen/Zwetschgen (+43,3 %) auf.

Nach der Art der Verwendung, der das geerntete Obst in den vergangenen Jahren überwiegend zugeführt worden sei, würden die Obstarten bzw. -sorten entweder dem Tafelobst oder dem Verwertungs- bzw. Wirtschaftsobst zugeordnet. Den größten Anteil am Tafelobst hätten ebenfalls die Äpfel mit 483 ha und rund 1,4 Millionen Bäumen. Hier sei ein Rückgang um 11,6 % (2017: 547 ha) beim Obstbau in Sachsen-Anhalt zu verzeichnen. Bezogen auf die Tafelobstfläche, seien Gala (81 ha), Elstar (65 ha) und Pinova (45 ha) die bedeutendsten Apfelsorten. Süßkirschen würden auf 242 ha als Tafelobst und auf 30 ha als Verwertungsobst erzeugt. Damit sei deren Anbaufläche gegenüber 2017 um 3,6 % gesteigert worden.

Steigender Anteil des Ökoanbaus

Der Trend zur ökologischen Wirtschaftsweise habe sich in den vergangenen fünf Jahren auch im Obstbau fortgesetzt, informierten die Agrarstatistiker. 13 Betriebe erzeugten ihr Obst auf einer Anbaufläche von 191 ha inzwischen vollständig ökologisch. Damit sei der Anteil der Ökoobsterzeugung an der gesamten Baumobstfläche im Land zwischen 2017 und 2022 um sieben Prozentpunkte von 10,6 % auf 17,6 % gestiegen. Hauptsächlich Äpfel (105 ha), Süßkirschen (30 ha) und Birnen (24 ha) würden ökologisch erzeugt. Die Baumobstanbauerhebung wurde im Zeitraum April bis Juli 2022 bundesweit durchgeführt. In Deutschland gibt es rund 6.500 Baumobstbetriebe, in denen auf 49.203 ha Obstbäume wachsen. Die 63 Betriebe in Sachsen-Anhalt bewirtschaften somit 2,2 % der gesamten Baumobstfläche.