Obstbaumschnitt: Schnipp, schnapp – Zweige ab
Jetzt ist der ideale Zeitpunkt für den Baumschnitt beim Kernobst, befinden sich doch die Bäume noch in der winterlichen Ruhephase. Allerdings sollte es für den „Friseurtermin“ im Garten frostfrei sein.
Von Florian Wolf
Mit dem richtigen Schnitt werden jetzt im Winter Äste und Zweige an Obstgehölzen wie Apfel- oder Birnbäumen verjüngt. Unser Gartenexperte Florian Wolf von der Baumschule Rügen erklärt, was Sie tun müssen und worauf beim Kernobstschnitt zu achten ist.
Neben der Frage nach dem Schnittzeitpunkt stellt sich auch die nach den optimalen Wetterbedingungen und natürlich nach dem richtig angewendeten Schnitt. Die Bäume sollten nicht bei stärkerem Frost und regnerischem Wetter beschnitten werden, da sonst eine Eintrittspforte für Krankheiten entstehen kann. Ein starker Schnitt im Winter führt auch zu einem starken Wachstum in der neuen Vegetationsphase im Frühjahr, weshalb jeder Eingriff gut durchdacht sein sollte. Die Grundregel beim Obstbaumschnitt lautet: Weniger Triebe mit der Schere einkürzen, dafür lieber einmal mehr zur Säge greifen und einen älteren Ast komplett entfernen, weil am älteren Holz weniger Ertrag zu erwarten ist. Schneiden Sie Kernobstgehölze im Februar oder März vor der Blüte, sonst treibt der Baum zu stark aus.
Das richtige Werkzeug für den Obstbaumschnitt
Die richtige Ausstattung sollte vorhanden sein, damit keine unschönen Risse oder Verletzungen am Baum zurückbleiben. Zur Grundausrüstung zählen eine Ast- sowie eine Handschere. Im Idealfall geschärft und gereinigt, damit sich keine Krankheiten wie Apfelbaumkrebs übertragen. Beim Schneiden die Schere immer direkt am Holz ansetzen und keine Stummel zurücklassen. Die Säge sollte eingesetzt werden, um beispielsweise einen nach innen wachsenden, störenden Ast zu entfernen oder alte Triebe, an denen sich bereits keine Fruchttriebe mehr befinden, einzukürzen, um diesen zu verjüngen. Im Anschluss die Schnittfläche säubern und mit Wundverschlussmittel einstreichen.
Obstbaumschnitt mit Verschiedenen Schnittformen
Grundsätzlich unterscheidet man bei Obstbäumen zwischen dem Erziehungsschnitt und dem Erhaltungsschnitt. Bei jüngeren Bäumen in den ersten Jahren nach der Pflanzung hat der Erziehungsschnitt die Aufgabe, den Aufbau von Leitästen und Fruchtholz zu fördern und somit einen harmonischen Kronenaufbau zu unterstützen. Als grobe Orientierung sollte ein Pyramidenschnitt angewendet werden mit einer starken Mittelachse und schwächeren Seitentrieben. Zusammen mit dem Mitteltrieb bilden Leitäste das Kronengerüst. Das Fruchtholz sind die Triebe oder Äste, die die Blütenknospen und später die Früchte tragen. Aufrecht neben dem Mitteltrieb stehende Triebe, sogenannte Konkurrenztriebe, müssen entfernt werden, damit sich alle weiteren Äste auf die Fruchtholzbildung konzentrieren können.
Der Erhaltungsschnitt wird in der Regel nur bei älteren Bäumen durchgeführt und folgt auf den Erziehungsschnitt. Dieser dient dazu, eine gute Ernte zu erzielen und über die Jahre zu erhalten. Eine alte Gärtnerregel besagt: Durch einen geschnittenen Baum muss man einen Hut werfen können. Allzu licht sollte er nicht sein, aber an der Regel ist dennoch auch etwas Wahres dran. Die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten ist geringer, weil durch die luftige Krone das Laub nach Regenfällen schneller trocknet. Außerdem werden die Früchte größer und reifen besser aus, da die Krone gut mit Sonnenlicht durchflutet wird. Nach stärkeren Schnittmaßnahmen im Winter bilden sich jedoch im Laufe des Sommers auf der Oberseite einiger Schnittstellen sogenannte Wasserschosse, welche keinen Ertrag bringen, sondern nur für unnötiges und kräftezehrendes vegetatives Wachstum sorgen. Diese sollten möglichst schon im Sommer entfernt werden. Das hat den Vorteil, dass die Triebe dann noch weich und einfach zu entfernen sind. Alternativ kann das auch erst beim nächsten Winterschnitt erfolgen, ist dann jedoch mit mehr Arbeit und einer größeren Beanspruchung der Hände verbunden.
Beim Erhaltungsschnitt ist besonders wichtig, auf die Fruchttriebe zu achten. Beschädigte, abgestorbene sowie ins Innere der Krone gerichtete Zweige müssen entfernt werden. Die Seitenäste sollten durch gezielte Schnittmaßnahmen möglichst waagerecht oder leicht hängend geführt werden, da Obstgehölze am hängenden Holz erfahrungsgemäß mehr Ertrag bringen.
Erhaltungsschnitt an einem 15-jährigen Apfelbaum. Das richtige Equipment für den Obstbaumschnitt: Neben Hand- und Astschere gehören dazu auch eine kleine oder größere Leiter sowie eine Säge und Wundverschlussmittel für große Schnittstellen. Fruchtholz eines Apfelbaumes
Einen Obstbaumschnitt ohne Vorkenntnisse durchzuführen, ist nicht zu empfehlen. Es sollte genau auf die Art der Knospen, störende Äste oder kranke Triebe geachtet werden. Der Baum sollte während des Schnittvorgangs außerdem in regelmäßigen Abständen von Weitem betrachtet werden, um einen besseren Überblick zu bekommen und den angestrebten Kronenaufbau zu erreichen. Letztendlich sollte bei Unsicherheit oder wenn bei einem Obstbaum der letzte Obstbaumschnitt zum Beispiel viele Jahre zurück liegt, ein Fachmann hinzugezogen werden, denn eines ist klar: Der richtige Schnitt ist die Basis für ein gesundes Baumwachstum und eine qualitativ gute Ernte.
Vor dem Baumkauf die Anforderungen abklären
Jede Obstsorte kann auf verschiedenen Unterlagen veredelt, also vermehrt werden. Das bietet dem Hobbygärtner die Möglichkeit, Apfelsorten wie Elstar oder Rubinette als klein bleibenden Baum auf schwachwachsender Unterlage oder ein Exemplar auf starkwüchsigere Unterlagen veredelt zu erwerben. Vor dem Kauf eines Obstbaumes stellt sich also die Frage, welche Anforderungen der Baum erfüllen soll. Möchte man beispielsweise in der Zukunft im Garten darunter frühstücken, bietet sich keine Sorte auf schwachwachsender Unterlage veredelt an, da diese im Normalfall nur eine Stammhöhe von unter einem Meter erreichen.
Unser Autor Florian Wolf wird künftig einmal im Monat in der Bauernzeitung Tipps und aktuelle Infos rund um das Thema Garten geben. Der 22-Jährige begann 2016 eine Ausbildung zum Landwirt und arbeitete 2017/18 ein halbes Jahr in Australien als Trainee auf einer Farm (Bauernzeitung berichtete). Im Sommer 2019 entschied er sich, motiviert durch die Weihnachtsbaumplantage des elterlichen Landwirtschaftsbetriebes, für eine Ausbildung zum Baumschulgärtner in Schleswig Holstein, da in Mecklenburg-Vorpommern diese Fachrichtung nicht erlernt werden kann. Neben seiner Ausbildung gründete er im vergangenen Jahr seine eigene „Baumschule Rügen” auf seiner gleichnamigen Heimatinsel.
Instagram: baumschule.ruegen
Besser sieht es bei Sorten als Halb- oder Hochstamm aus, je nachdem wie viel Platz im Garten ist. Alternativ können in vielen Baumschulen auch Säulenobstbäume gekauft werden. Das sind in der Regel schwachwüchsige Sorten, welche extrem schlank in die Höhe wachsen. SäulenobstBäumchen haben im Gegensatz zu herkömmlichen Obstbäumen keine Krone und bilden ihre Früchte direkt am Stamm. Sie sind ideal, wenn der Platz auf dem eigenen Grundstück rar ist.
Die Sorten ´Eva´ in einem knalligen Rosa und ´Kathy´ in strahlendem Weiß bringen Farbe in den Winteralltag.
SCHNEEHEIDE: Farbtupfer im winterlichen Garten
Die Schneeheide (bot. Erica carnea), auch Winterheide genannt, beeindruckt je nach Sorte von Anfang Februar bis Mitte April mit ihrem dichtkompakten Wuchs und eindrucksvollen Blüten in klassischem Weiß und verschiedenen Farbtönen in Rosa und Rot.
Diese mehrjährige Pflanze erreicht eine Höhe von maximal 40 bis 50 cm und ist somit auch für kleine Gärten geeignet. Ein Rückschnitt nach der Blüte im April ist ratsam. Die Blütenbildung für den nachfolgenden Winter erfolgt bereits im Sommer. In trockenen Perioden muss auf eine ausreichende Wasserzufuhr geachtet werden.
Schneeheide zählt zu den Moorbeetpflanzen, daher ist ein Boden mit saurem, also niedrigem pH-Wert erforderlich. Empfehlenswert ist das Kaufen von Rhododendronerde, die in der Regel in jedem Baumarkt oder Gartencenter erhältlich ist und beim Pflanzen in den Boden eingearbeitet werden sollte. Bei frostfreiem Wetter kann Heide jederzeit im Garten gepflanzt werden.