Rote Gebiete

Osten beim Nitrat durch Trockenheit im Nachteil

(c) Sabine Rübensaat
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Der Bund gibt den Ländern vor, wie sie die neue Düngeverordnung umzusetzen haben. Diese Regeln für die Ausweisung roter Gebiete sind vor allem für westdeutsche Klimaverhältnisse, nicht aber für Gebiete mit Trockenheit gemacht, kritisieren die fünf ostdeutschen Landesbauernverbände.

Die Bauernverbände von Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Thüringen haben Anfang dieser Woche einen gemeinsamen Brief an Bundeslandwirtschaftsministern Julia Klöckner geschrieben. Darin kritisieren sie den Entwurf des Ministeriums für eine Allgemeinen Verwaltungsvorschrift (AVV), die die Ausweisung mit Nitrat belasteter und eutrophierter Gebiete, der sogenannten roten Gebiete regeln soll.

Rechenmodell begünstigt regenreiche Regionen

In ihrem Brief beanstanden die Verbände, dass der AVV-Entwurf die besonderen geographischen und klimatischen Gegebenheiten der östlichen Bundesländer als Regionen mit großer Trockenheit unberücksichtigt lässt. Diese seien geprägt von großen Gebieten mit Niederschlägen unter 500 Millimeter im langjährigen Jahresmittel und einer negativen klimatischen Wasserbilanz. Das heißt, es verdunstet mehr Wasser als es Niederschläge gibt.

Im Osten fallen im Jahresmittel zwischen 100 bis 250 mm weniger Niederschlag als im Bundesmittel.
(c) Sabine Rübensaat


Im Modell des Bundeslandwirtschaftsministerium spielt das Sickerwasser eine große Rolle, also das tatsächlich den Boden durchdringende Wasser. Solches Sickerwasser tritt jedoch bei einer negativen klimatischen Wasserbilanz kaum auf. Theoretisch erhöhen sich in der Modellation dadurch die Konzentration an Nitrat im Sickerwasser. Das wiederum hätte zur Folge, das großflächig rote Gebiete mit starken Restriktionen bei der Bewirtschaftung ausgewiesen werden – auch wenn in absoluten Zahlen nur ein geringer Nitrateintrag erfolgt.

Ostverbände: Konzentration von Nitrat genau messen

Deshalb fordern die Bauernpräsidenten der fünf Landesverbände die Bundeslandwirtschaftsministerin auf, die Trockengebiete in der AVV stärker als im bisherigen Entwurf zu berücksichtigen. „Es darf zu keiner ungerechtfertigten Benachteiligung aufgrund zufälliger klimatischer Bedingungen kommen“, sind sich die ostdeutschen Bauernpräsidenten einig.

Konkret fordern die Bauernverbände vor allem, zwei Aspekte zu berücksichtigen:

  1. An den Messstellen muss zunächst eine immissionsbasierte Abgrenzung der Gebiete auf der Basis tatsächlich gemessener Nitratkonzentrationen erfolgen. Diese Abgrenzung soll auch später noch angepasst werden können. Erst im zweiten Schritt sollten die Nährstoffein- und -austräge anhand einer Modellierung festgelegt werden.
  2. Das Rechenmodell sollte durch weitere Parameter qualifiziert werden. Lediglich die Kriterien Denitrifikation und Sickerwasserrate zu verwenden, führt in Trockengebieten zu einem verzerrten Bild, fürchten die Verbände. Sie unterstützen daher eine flächengenaue bodenklimatische Differenzierung

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hatte sich in seiner Stellungsnahme zur AVV bereits zum Thema Trockenheit geäußert. Die ostdeutschen Verbände erklären ausdrücklich, diese Position mitzutragen. Mit ihrem Brief an die Ministerin wollten sie dazu jedoch „einige regionalspezifische Ergänzungen“ beitragen, wie es in dem Schreiben heißt.

Regenmenge schwankt von 630 bis 980 mm im Jahr

Die Niederschlagsmenge im Jahr 2019 betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) bundesweit im Durchschnitt 730 Liter pro Quadratmeter. Das Saarland (980 mm), Baden-Württemberg (935 mm), Bayern (845 mm) und Nordrhein-Westfalen (805 mm) waren im vorigen Jahr die niederschlagsreichsten Bundesländer. Die Flächenländer mit den geringsten Regenmengen waren Sachsen-Anhalt (475 mm), Brandenburg (495 mm), Mecklenburg-Vorpommern (595 mm), Sachsen (595 mm) und Thüringen (635 mm). Das Wetter in den Regionen östlich der Elbe unterliegt seit jeher stärker subkontinentalen Einflüssen. Westdeutschland ist eher vom maritimen Klima geprägt. ste