Zukunftsfähige Rinderzucht

Aus Phönix Group wird GmbH: Was sich für Landwirte in der Rinderzucht ändert

Phönix und Synetics decken zusammen einen überaus großen Anteil der deutsch-französischen Holsteinpopulation ab. (Symbolbild) © Sabine Rübensaat
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Die Phönix Group, ein Verbund von fünf deutschen Zuchtorganisationen im Rinderbereich, bündelt ihr operatives Geschäft künftig in der Phönix GmbH und setzt dabei personell auf die eigenen Reihen.

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Zum 1. April 2025 hat die Phönix GmbH offiziell ihre Tätigkeit aufgenommen. Damit werde aus der bisherigen Phönix Group, einer Kooperation von fünf deutschen Zuchtorganisationen, eine feste Gesellschaft mit klarem Fokus auf ein zukunftsfähiges, effizientes Zuchtprogramm, teilte das Unternehmen kürzlich mit.

Die französische Zuchtorganisation Élitest, ein Zusammenschluss von Züchtern aus dem Elsass, Lothringen und dem Département Haut-Marnais, bleibe Kooperationspartner der Phönix Group, werde jedoch aktuell kein Gesellschafter der GmbH sein. Mitglieder der Phoenix GmbH, die ihren Sitz im westfälischen Münster hat, sind demnach folgende weiterhin eigenständige Organisationen: Rinderzucht Schleswig-Holstein eG (RSH), Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH (RBB), RinderAllianz GmbH (RA, tätig in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt), Rinder-Union West eG (RUW) und Rinderunion Baden-Württemberg e. V. (RBW).

Die beiden Geschäftsführer der neuen Phönix GmbH: Dr. Michael Steinmann (l.) und Dr. Alfred Weidele.
Die beiden Geschäftsführer der neuen Phönix GmbH: Dr. Michael Steinmann (l.) und Dr. Alfred Weidele. © Phönix GmbH

Gruppe besteht seit 2020

Die im September 2020 gegründete Phönix Group ist seit Jahren eine feste Größe in der Rinderzucht. Hauptzweck ihrer Etablierung war zunächst die Durchführung eines gemeinsamen Zuchtprogramms für die Rasse Deutsche Holsteins, das Anfang 2021 offiziell startete. Zu dieser Kooperation gehörten ursprünglich sechs große deutsche Zuchtunternehmen, später kam die französische Besamungsgenossenschaft Élitest hinzu.

Die Partner vereinen mit über einer Million Kühe 50 % der deutschen Holstein-Population, sie können in diesem Bereich über 1,2 Millionen Gesamtbesamungen vorweisen. Die Phönix Group ist ferner führend in den Bereichen Fleckviehzucht (ca. 150.000 Kühe) und Brown-Swiss-Zucht (40.000). Die Gruppe verkauft mehr als vier Millionen Portionen Rindersperma pro Jahr im In- und Ausland.

Qnetics verlässt den Verbund

Aktuell umfasst die Phönix Group die genannten fünf deutschen Partner. Die Qnetics GmbH (Hessen/Thüringen) kündigte Ende November 2024 ihren Austritt aus dem Verbund an. Sie wollte den Schritt der GmbH-Gründung nicht mitgehen. Die 2017 gegründete Qnetics ist eine Tochter von Landesverband Thüringer Rinderzüchter eG (LTR), Zucht- und Besamungsunion Hessen eG (ZBH) sowie Thüringer Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e. V. (TVL).

Anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der Zuchtwertschätzung vom April 2025 teilte Qnetics zu Monatsbeginn auf Facebook mit, dass trotz der Entscheidung, die Phönix Group zu verlassen, der partnerschaftliche Austausch, auch rund um die Zuchtwertschätzung, bestehen bleibe. Die enge Zusammenarbeit bei Bullenauswahl, Ankauf für die Zuchtprogramme und Spermaaustausch bleibe weiterhin „harmonisch und zukunftsorientiert“.

Kontinuität für Landwirte: Lokale Ansprechpartner bleiben

Seit der Gründung der Phönix Group habe die Bündelung von Fachwissen und Ressourcen im Mittelpunkt gestanden, heißt es in der aktuellen Mitteilung der Phönix GmbH. Die enge Zusammenarbeit habe es ermöglicht, ein kooperatives Zuchtprogramm aufzubauen und den Herausforderungen der Branche erfolgreich zu begegnen. Mit der neuen Unternehmensstruktur werde dieser Weg nun konsequent fortgesetzt.

Für die Landwirte als Kunden bleibe der gewohnte Service erhalten. Die lokalen Zuchtorganisationen seien weiterhin die direkten Ansprechpartner für alle Dienstleistungen rund um die Rinderzucht. Die GmbH konzentriere sich auf die Erstellung hochwertiger Besamungsbullen, die Spermaproduktion und den überregionalen Spermavertrieb mit dem Ziel, Qualität und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Während Besamungsbullen des gemeinsamen Zuchtprogramms bislang im Besitz der einzelnen Verbände blieben, sollen künftig angekaufte Bullen in den Besitz der Phönix GmbH übergehen, die auch das Sperma vermarktet.

Pikante Personalunion: Weidele führt Phönix und Synetics

„Die Gründung der Phönix GmbH ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Wir bündeln unser Know-how und schaffen eine solide Basis für langfristigen Erfolg. Gleichzeitig bleibt für die Landwirte alles wie gewohnt – nur effizienter und zukunftsorientierter“, betonte Dr. Michael Steinmann, geschäftsführender Vorstand der RUW und einer der beiden Geschäftsführer der Phönix GmbH. Er leitet die Gesellschaft gemeinsam mit Dr. Al­fred Weidele. Letzterer, der Teil der Geschäftsführung der RBW bleibt, war erst im Juni 2024 auch zu einem von zwei Geschäftsführern des deutsch-französischen Zuchtunternehmens Synetics eG ernannt worden. Das Amt bekleidet Weidele seit 1. Januar 2025.

An Synetics ist neben mehreren französischen Zuchtorganisationen (Evolution International) auch die Masterrind GmbH (Niedersachsen/Sachsen, zusammen ca. 600.000 Herdbuchkühe der Rasse Holstein) beteiligt. Diese ist eine Tochtergesellschaft von Masterrind Hannover eG (MAR), Sächsischer Rinderzuchtverband eG (SRV) und Weser-Ems-Union eG (WEU). Synetics gilt – mit nach eigenen Angaben jährlich weltweit vermarkteten sieben Millionen Samendosen – als führende europäische Rinderzuchtgenossenschaft und somit weiterer Big Player in der Holsteinzucht – und ist damit faktisch ein Mitbewerber von Phönix am Markt für Rindersperma.

Samenaustausch zwischen Phönix und Synetics

Das Fachmagazin agrarheute zitierte mit Blick auf die unter diesen Vorzeichen erstaunliche Personalie Alfred Weidele selbst, der auf Anfrage zunächst verdeutlicht habe, dass Phönix und Synetics weiterhin eigenständige und unabhängige Organisationen seien und jede für sich „rund laufen müsse“.

Richtig sei, dass er, Weidele, bei beiden Organisationen die Verantwortung für das Zuchtprogramm trage. Eine Zusammenarbeit in gewissen Bereichen sei sinnvoll und notwendig. Ein erster Schritt sei der Samenaustausch zwischen Phönix und Synetics, der in den letzten Wochen vereinbart worden sei und mit sofortiger Wirkung beginne. Die Spitze der Genetik werde breiter verfügbar und der Austausch werde zu einem höheren Zuchtfortschritt führen. Die Zeit für diesen Schritt sei reif gewesen, und der Druck am Markt habe diese Entwicklung unterstützt, habe Weidele vor allem mit Blick auf die großen Zuchteinheiten in Nordamerika erklärt.

Nur wenige Zuchtorganisationen nicht in Phönix oder Synetics

Auch bei der Züchtung von Besamungsbullen sowie der Samenproduktion würde eine Zusammenarbeit zwischen Phönix und Synetics Vorteile bringen, allerdings erfolge hier erst eine Evaluierung, wird Weidele noch zitiert.

Phönix und Synetics decken zusammen einen überaus großen Anteil der deutsch-französischen Holsteinpopulation ab. In der Bundesrepublik sind demnach neben Qnetics lediglich noch die Osnabrücker Herdbuch eG (OHG), der Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter eG (VOST) sowie die bayerische Holsteinzucht nicht in einem der beiden Blöcke integriert.
Mit der neuen Struktur setze die Phönix GmbH ein klares Zeichen für eine starke, wettbewerbsfähige Rinderzucht in Deutschland und darüber hinaus, erklärte das Unternehmen abschließend.

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