Regionale Lebensmittel: Raus aus der Nische
Eine Agentur soll in der Zukunft die regionale Wertschöpfung voranbringen, indem Erzeuger, Verarbeiter und Vermarkter miteinander vernetzt werden. Das bereits bestehende Siegel soll hierbei erhalten und erweitert werden.
Eine Agentur soll in Sachsen künftig die Wertschöpfung durch Erzeugung und Verarbeitung regionaler Lebensmittel aus ökologischer oder konventioneller Erzeugung voranbringen. Dies schlägt eine Studie vor, die im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums erarbeitet wurde. Die Agentur soll Erzeuger, Verarbeiter und Vermarkter vernetzen, beraten, informieren und unterstützen. Ferner empfehlen die Studienautoren, bei optimaler Finanzierungsausstattung zusätzlich einen Kleinprojektefonds einzurichten. Die Studie wurde von der Anbietergemeinschaft FiBL Projekte GmbH, Ecokonzept Deutschland und Regionalfenster Service GmbH auf Grundlage von Workshops und Befragungen erstellt.
„Maßgeschneiderte Unterstützung“
Die angestrebte Agentur soll sachsenweit agieren und über eine Ausschreibung an eine geeignete nichtstaatliche Struktur vergeben werden. Sie soll, wie Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) sagte, „maßgeschneiderte Unterstützung“ geben, um vorhandene Potenziale auszuschöpfen. Regionallebensmittel müssten aus der Nische heraus und hin zur Systemrelevanz geführt werden. Neben dem Zusammenbringen von Akteuren wird die Agentur auch den Aufbau von Wertschöpfungsketten unterstützen, Förderberatung anbieten und die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) als Abnehmer für regionale Lebensmittel in Sachsen zu gewinnen helfen. Ihre Aufgaben sind ferner Markterhebungen, Gemeinschaftswerbung und Fördermittelakquise.
Wie die Studie darlegt, wird in der Außer-Haus-Verpflegung zwar ein großes Potenzial für einen besseren Absatz regionaler und/ oder ökologisch erzeugter Lebensmittel gesehen. In der Praxis spiele dieser Absatzweg jedoch bisher kaum eine Rolle. Das soll die geplante Agentur ändern, dabei jedoch schrittweise vorangehen und die Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Großküchen langsam wachsen lassen. Zielstellung soll es sein, das saisonale Angebot der sächsischen Landwirtschaft zur Orientierung zu nutzen. Küchen könnten bei der Einführung regionaler Zutaten durch Beratung und Training unterstützt werden.
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Der angedachte Kleinprojektefonds hat zum Ziel, kleine Gemeinschaftsprojekte unkompliziert zu unterstützen. Hierzu müssen Bedingungen und Konditionen geprüft und eingehende Anträge bewertet werden. Vornehmen soll diese Entscheidungen ein Beirat, für den generell eine beratende Funktion bei allen Tätigkeiten der Agentur vorgesehen ist. Um keine neuen Strukturen schaffen zu müssen, empfiehlt die Studie, mit dieser Funktion den bestehenden Beirat für Markt und Absatz zu betrauen, „ergänzt durch Mitglieder aus den Bereichen Regionalinitiativen, Ernährungsräten, Tourismus, Handel und Gemeinschaftsverpflegung“, so die Studienautoren.
Zur Kennzeichnung sächsischer Regionalprodukte äußert sich die Studie ebenfalls. Befragungen zufolge wünschen die Akteure der Lebensmittelwirtschaft kein neues Siegel oder Herkunftszeichen. Stattdessen schlagen die Autoren vor, das bereits bestehende und bundesweit einheitliche „Regionalfenster“ als Kennzeichnung – grafisch durch das Länderwappen erweitert – und zugleich als Prüf- und Sicherungssystem zu nutzen.
Vergabe nach Ausschreibung
Das Landwirtschaftsministerium kündigte an, nach Auswertung und Diskussion der Studienergebnisse den Betrieb der Agentur auszuschreiben. Dr. Robert Hermanowski von der FiBL Projekte GmbH erklärte während der Abschlusspräsentation, die im Rahmen einer Zoom-Konferenz stattfand, dass die Vergabe nicht politisch erfolge und allein Preis und Leistungsfähigkeit entschieden. Es wäre jedoch wünschenswert, wenn auch ein regionaler Bieter den Zuschlag erhielte. Daher empfahl er den Akteuren in Sachsen, sich zusammenzuschließen und sich mit vereinten Kräften und regionaler Kompetenz am Vergabeverfahren zu beteiligen.