Biosicherheitsmaßnahmen

Aujeszkysche Krankheit: Gefahr für Schweine und Hunde

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Der Fall eines der Aujeszkyschen Krankheit erlegenen Jagdhundes in Sachsen-Anhalt macht deutlich, wie notwendig Biosicherheitsmaßnahmen für Schweinehalter und auch für Jäger aktuell sind.

Dr. Anja Heinrich, Robert House, Dr. Wolfgang Gaede, Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt

Derzeit macht vor allem die in der Wildschweinpopulation um sich greifende Afrikanische Schweinepest (ASP) von sich reden. Seit September 2020 wurden in Brandenburg und Sachsen inzwischen fast 600 ASP-Fälle beim Schwarzwild registriert.

Das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) Sachsen-Anhalt lenkte in der vorigen Woche den Blick auf ein anderes Virus, das auch in den Wildschweinbeständen hierzulande kursiert – den Erreger der Aujeszkyschen Krankheit. Bereits seit Jahren gibt es hierzu positive Antikörpernachweise beim Schwarzwild im Land.

Haus- und Wildschweine sind die natürlichen Wirte des Aujeszky-Virus, das heute als Suid Herpesvirus 1 (SHV 1) bezeichnet wird. Es hat im Gegensatz zu vielen anderen Herpesviren ein breites Wirtsspektrum. Anders als beim Schwein verläuft die Infektion bei anderen Spezies, darunter Hund und Katze, in der Regel tödlich. Das musste in SachsenAnhalt ein Jäger leidvoll erfahren. Dazu nachfolgender Fachbeitrag.

Symptome nach Jagd

Im Labor des Landesamtes für Verbraucherschutz konnte kürzlich mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR) das Genom des Suid Herpesvirus 1 bei einem Jagdhund nachgewiesen werden. Nach der Teilnahme an zwei Gesellschaftsjagden im Landkreis Mansfeld-Südharz und im Burgenlandkreis unmittelbar vor Weihnachten hatte der drei Jahre alte, zuvor klinisch völlig unauffällige Hund plötzlich einen massiven Juckreiz, vermehrtes Speicheln und nachfolgend fortschreitende zentralnervöse Störungen gezeigt.

Der Jagdhund musste infolge der nicht therapierbaren Erkrankung vom Tierarzt eingeschläfert werden. Der Hund wurde danach in das Landesamt für Verbraucherschutz zur weiterführenden Untersuchung gebracht, die das bereits genannte Ergebnis erbrachte. In der feingeweblichen Untersuchung zeigte sich insbesondere im Hirnstamm des Jagdhundes eine nicht-eitrige Entzündungsreaktion mit Untergang von Nervenzellen. Eine TollwutvirusInfektion wurde mittels Immunfluoreszenz ausgeschlossen.

Der Infektionsverlauf der Aujeszkyschen Krankheit bei Schweinen ist altersabhängig und variiert stark. Da der Erreger gut an seinen Wirt angepasst ist, erkranken insbesondere erwachsene Tiere häufig nicht oder mit nur milder klinischer Symptomatik. Latent infizierte Schweine tragen das Virus in den Nervenganglien, aber auch im Riechkolben und im lymphatischen Gewebe des Rachens. Sie bleiben ein Leben lang Virusträger. Schweine infizieren sich häufig untereinander über den direkten Kontakt.

Virus in rohem Fleisch

Hunde, aber auch Katzen, infizieren sich demgegenüber vor allem durch die Aufnahme von virushaltigem, rohem Schweinefleisch oder Innereien. Jagdhunde sind durch die Aufnahme von Aufbruch bei der Wildschweinjagd besonders gefährdet. Einige Hunde zeigen einen starken Speichelfluss, sodass auch der Name „Pseudowut“ in Anlehnung an die Tollwuterkrankung synonym für die Aujeszkysche Krankheit verwendet wird. Der Juckreiz, der bis hin zur Selbstverstümmelung führen kann, lässt sich auf eine Nervenreizung zurückführen, da das Virus über die peripheren Nerven in das Gehirn wandert. Im Gehirn kommt es wie im beschriebenen Fall schließlich zu einer Entzündung, die häufig lokal begrenzt ist.

Auch Kühe und Schafe können erkranken. Diese stecken sich nach direktem Kontakt mit Trägerschweinen oder aber auch über kontaminiertes Futter an. Die Aujeszkysche Erkrankung ist – wie die Afrikanische Schweinepest auch – keine Zoonose, sie wird also nicht von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragen.

Monitoring zeigt Lage

Deutschland ist seit 2003 offiziell frei von der Aujeszkyschen Krankheit bei Hausschweinen. Diese Freiheit wird in Schweinebeständen jährlich durch die Untersuchung einer Stichprobe nach der Verordnung zum Schutz gegen die Aujeszkysche Krankheit überprüft. Bei Wildschweinen wird die Aujeszkysche Krankheit nicht bekämpft. Um die Lage in der Population zu überwachen, wird in Sachsen-Anhalt im Rahmen des Schwarzwildmonitorings unter anderem auf Antikörper gegen das SHV 1 untersucht. Dabei werden seit Jahren positive Antikörpernachweise bei Wildschweinen gefunden. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse des Schwarzwildmonitorings eine stetige Zunahme der Seroprävalenzen in den östlichen Landkreisen. Dauerhaft hoch ist die Seroprävalenz im Burgenlandkreis. Als Seroprävalenz bezeichnet man die zu einem bestimmten Zeitpunkt ermittelte Häufigkeit spezifischer Antikörper im Blutserum, die auf eine bestehende oder durchgemachte Infektionskrankheit hinweisen. Im Jahr 2020 wurden in Sachsen-Anhalt mehr als 2.000 Proben von Wildschweinen serologisch auf das Vorkommen von Antikörpern gegen die Aujeszkysche Krankheit untersucht.

Das Zirkulieren des SHV 1 in der Wildschweinpopulation stellt ein Gefährdungspotenzial auch für Hausschweine dar. Das Infektionsrisiko wird aufgrund von Pathogenitäts-Unterschieden zwischen den früheren klassischen SHV-1-Stämmen und den in Deutschland bei Wildschweinbeständen nachgewiesenen Virusstämmen sowie auf der Grundlage von tiergesundheitlichen und seuchenhygienischen Maßnahmen in den Hausschweinbeständen als relativ gering eingeschätzt. Auch wenn die Aujeszkysche Krankheit heutzutage nur bei Hunden und auch dort nur selten auftritt, zirkuliert das Virus weiterhin in der Wildschweinpopulation und ist eine Bedrohung, insbesondere für Jagdhunde, aber gleichermaßen auch für die Schweinehaltung.


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Vorsicht ist geboten

Halten Jäger zusätzlich auch Schweine, müssen sie sich unbedingt an ein konsequentes Hygienemanagement halten. Ställe dürfen keinesfalls mit der Jagdbekleidung einschließlich Schuhwerk betreten werden.

Mit Blick auf die Nutztierhaltung unterstreicht neben der Afrikanischen Schweinepest auch das nach wie vor bestehende Infektionsrisiko für die Aujeszkysche Krankheit die unbedingte Notwendigkeit der Einhaltung essenzieller Biosicherheitsmaßnahmen inklusive baulicher Maßnahmen, die die Gefahr des Kontakts von Schwarzwild mit den gehaltenen Hausschweinen verhindern.