Sachsen-Anhalt

EIP-Agri: Förderung für Salicornia, Hanf und Majoran

Nutzhanf bietet als Pflanze eine Viefalt an Verwertungsmöglichkeiten - auch bei der Pferdefütterung. (c) Sabine Rübensaat
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Ein Quartett innovativer EIP-Agri-Projekte hat es in Sachsen-Anhalt neu in die Förderung des EU-Programms geschafft. Alle Vorhaben drehen sich um den Anbau spezieller Kulturen.

Vier neue, innovative landwirtschaftliche Projekte werden in Sachsen-Anhalt in diesem Jahr und längstens bis 2023 mit insgesamt gut 1,95 Mio. € bezuschusst. Sie erhielten in der zurückliegenden dritten Ausschreibungsrunde im Land den Zuschlag für das EU-Förderprogramm EIP-Agri. Die bewilligten Vorhaben beschäftigen sich mit der Entwicklung eines Herkunftsnachweises für Majoran, der Zucht neuer Sorten dieser Gewürzpflanze, dem Etablieren regionaler Wertschöpfungsketten zur Vollnutzung von Hanf und dem Anbau von Salzpflanzen.

Die EIP-Agri-Projekte im Einzelnen

Die Operationelle Gruppe (OG) „Harz Hanf Hedersleben“ zum Beispiel will im nördlichen Harz Hanf kultivieren und Verwertungsmöglichkeiten für die einzelnen Bestandteile der Pflanzen ausloten. Anliegen ist eine nachhaltige, effiziente Nutzung des Ackerlandes mit alternativen Kulturen auch unter Trockenbedingungen. Zudem geht es um die komplette Nutzung der Hanfpflanze, also von Fasern, Bast, Schäben, Nüssen, Öl, Presskuchen etc.

Die OG „Grow up Salicornia“ widmet sich der Entwicklung von Anbausystemen für Salzpflanzen wie Salicornia (Queller) in Gewächshäusern auf Substrat. Letzteres soll unter anderem mit Nebenprodukten der Salzindustrie erzeugt werden. In der Natur kommt Salicornia auf der gesamten Nordhalbkugel auf salzigen Böden an Küsten vor. Sie wächst aber auch im Binnenland, etwa auf den Salzwiesen bei Sülldorf im Landkreis Börde. Zusammen mit dem heimischen Anbau der bislang fast ausschließlich importierten Pflanzen sollen Vermarktungsmöglichkeiten entwickelt werden, etwa in Gastronomie oder als Ersatz für Kochsalz beim Zubereiten von Speisen.

Majoran aus heimischen Anbau in bester Qualität. (c) Heike Mildner

Mit EIP-Agri zu Schutz für Wurstkraut

Die beiden übrigen neuen Projekte drehen sich um den Majoran. Die OG „Majoranidentifizierung“ versucht, die geographischen Herkunftsmerkmale als Authentizitätsnachweis von Majoran nutzbar zu machen. Hintergrund ist, dass im Ausland, und hier vor allem in Ägypten erzeugter Majoran als deutsche Ware vermarktet wird. Dies schadet dem Anbau in der Region und dem Markt. Und es ist Betrug am Kunden und Verbraucher. Ziel des Projektes ist daher ein gerichtssicheres Verfahren zur Identifizierung des Rohstoffes. In Sachsen-Anhalt wächst Majoran, der vor allem in der Fleischverarbeitung verwendet wird, auf rund 550 ha Anbaufläche.

Die OG „Majoranzucht“ verschreibt sich darüber hinaus der Züchtung von neuen und dem Klimawandel angepassten Majoransorten. Importiertes Saatgut minderer Qualität als Nebenprodukt der Kräuterproduktion in Ägypten bildet heute die Grundlage des weltweiten Majorananbaus. Das Projekt soll die bisherigen Ergebnisse von Versuchen, neues, verbessertes Material zu gewinnen, bündeln. Es ist angedacht, sowohl Liniensorten als auch CMS-Hybriden zu erschaffen. Letztere könnten höhere Leistungen erbringen und sind im Nachbau nicht vermehrbar – mithin ein eingebauter „Sortenschutz“.

Sieben EIP-Agri-Projekte im Land

Zucht von Wanderheuschrecken im EIP-Agri-Projekt der Agrar-Insekt-Anhalt GbR (c) Thorsten Breitschuh

In der aktuellen EU-Förderperiode werden in Sachsen-Anhalt insgesamt sieben innovative Projekte im Rahmen des EIP-Agri-Programms gefördert. Folgende drei Projekte von Operationellen Gruppen wurden im Rahmen der ersten beiden Antragsrunden im Land genehmigt:

  • OG „Zukunftsspeisen“ (Superfood aus Sachsen-Anhalt – klimaresilienter Anbau innovativer Kulturpflanzen sowie Entwicklung innovativer, gesundheitsfördernder Lebensmittel)
  • OG „Agrar-Insekt-Anhalt GbR“ (Jumpfood – Zucht von Wanderheuschrecken und deren Verwertung als eiweißreiches Lebensmittel)
  • OG „IrriMode GbR“ (Standortangepasste vollautomatische Echtzeitprozessoptimierung von solarbetriebener Bewässerung in der regionalen Landwirtschaft Sachsen-Anhalts).

Die Abkürzung EIP-Agri steht für Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“. Diese ist das Instrument der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU, um Forschung und Entwicklung in der Land- und Forstwirtschaft zu unterstützen. Das Programm schafft die Möglichkeit, mit Kooperationspartnern Innovationen innerhalb von Projekten in den Bundesländern umzusetzen beziehunbgsweise zu initiieren.

EIP-Agri fördert Wissenstransfer in die Praxis

Durch diese Projekte entstehen wertvolle Verknüpfungen, die den Transfer von theoretischem Wissen in die Praxis unterstützen. Voraussetzung ist unter anderem die Bildung einer Operationellen Gruppe (OG), der neben wissenschaftlichen Partnern mindestens ein Mitglied aus dem landwirtschaftlichen Bereich angehören muss. Gefördert wird in sogenannten Calls (Aufrufen). Die Ziele von EIP-Agri bestehen in der Verbesserung der Ressourceneffizienz, der Umweltleistung und der Nachhaltigkeit in der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte.

Die Finanzierung des Förderprogramms EIP-Agri erfolgt in Sachsen-Anhalt zu 90 % über EU-Mittel aus dem Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt (EPLR), die zu 10 % aus Landesmitteln kofinanziert werden. Insgesamt stehen in der laufenden EU-Förderperiode laut dem Magdeburger Agrarministerium rund 5,5 Mio. € zur Verfügung.

Aufruf zur vierten EIP-Agri-Antragsrunde

Im Juli hat das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie Sachsen-Anhalt den vierten und vorerst letzten Aufruf im Land im Rahmen des Förderprogramms EIP-Agri gestartet. Potentielle Kooperationspartner sind damit ab sofort aufgefordert, bis 30. Oktober 2020 ihre innovativen Ideen beziehungsweise Projekte aus dem Bereich Land- oder Forstwirtschaft mit den notwendigen Antragsunterlagen einzureichen. Zuständige Behörde hierfür ist das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt in Halle/Saale . In der Projektfindungsphase sowie im Antragsverfahren steht das Institut für Ländliche Strukturforschung beratend zur Seite. Es ist der vom Landesagrarministerium beauftragte Innovationsdienstleister. Das Institut mit Sitz in Frankfurt/Main unterstützt auch inhaltlich bei der Projektierung und Bildung einer Operationellen Gruppe.


Weitere Informationen zum EIP-Agri-Antragsverfahren in Sachsen-Anhalt und die Antragsunterlagen erhalten Sie hier.

Mehr Infos zum Institut für Ländliche Strukturforschung als EIP-Agri-Innovationsdienstleister in Sachsen-Anhalt gibt es hier.