Bauernverband kritisiert Gewerbegebiet auf bestem Ackerland
Auf mehr als 420 ha Ackerland mit 90 Bodenpunkten soll an der A9/B91 bei Weißenfels (Sachsen-Anhalt) ein Gewerbegebiet entstehen. Der Bauernverband Burgenlandkreis kritisiert das Vorhaben und fordert Alternativen.
Für ein interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet an der A 9/B 91 bei Weißenfels sollen 330 ha landwirtschaftliche Nutzfläche versiegelt werden. Darauf hat der Bauernverband Burgenlandkreis zu hingewiesen. Mit den damit verbundenen Ausgleichsmaßnahmen bedeute dies einen Flächenverlust von mehr als 420 ha. Die Böden seien sehr gutes Ackerland, im Durchschnitt mit 90 Bodenpunkten. Das Vorhaben sei weder Teil des Regionalen Entwicklungsplanes, noch sei es aus Sicht des Verbandes erfolgversprechend.
Gewerbegebiet an A9/B91: Bauernverband fordert intensive Prüfung
Vor dem Hintergrund des regionalen Bevölkerungs- und Fachkräfterückganges sollten bestehende Strukturen verbessert werden, statt wenig zielgerichtet neue Gewerbegebiete zu schaffen, sagte Verbandsgeschäftsführerin Tina Eulau. Ihr zufolge seien alternative Vorhaben für das Gewerbegebiet an der A9/B91 nicht geprüft worden. Das sei auch nicht geplant, weil die Strukturwandel-Gelder schnell ausgegeben werden sollen. Der Verband fordert eine intensive Prüfung, um einen sinnvollen Weg zu finden, wie die Mittel besser genutzt werden können.
Massive Flächenversiegelung bedroht Landwirtschaft im Burgenlandkreis
„Was wir nicht brauchen, sind weitere Gewerbegebiete, die 20 Jahre lang leer stehen – aber die Flächen wurden schon mal gesichert“, erklärte Eulau. Um Weißenfels seien weitere Vorhaben auf dem Tisch, bei denen die regionale Landwirtschaft Flächen verlieren soll, etwa die Ortsumgehung Weißenfels, eine Bahnlinie zum Gewerbegebiet, eine Wasserstoffpipeline und die Stromtrasse SüdOstLink. Den landwirtschaftlichen Betrieben werde fortschreitend die Arbeitsgrundlage entzogen.
Acker statt Asphalt: Landwirte kämpfen um Erhalt wertvoller Flächen
Die Osterland Landwirtschafts GmbH Teuchern und der Kreisbauernverband luden daher am 6. November zu einem Pressegespräch an betroffenen Flächen ein, um eine offene Diskussion zu fordern. Die Machbarkeitsstudie für das Gewerbegebiet ist bereits abgeschlossen.
Geht es nach den Plänen des interkommunalen Gewerbegebietes, sollen dann auf dem Feld, an dem der Vor-Ort-Termin stattfand und auf dem bis vor kurzem noch Zuckerrüben standen, in ein paar Jahren keine Landwirte mehr wirtschaften, sondern Betondecken liegen.
Kreislaufwirtschaft in Gefahr: Flächenverlust bedroht Betriebsablauf
Besonders betroffen von der Flächenversiegelung wäre die Osterland Landwirtschafts GmbH. Geschäftsführer Arnd Helm erklärt, dass nicht nur die Ernte vom Acker abhängt: „Wir haben in unserem Betrieb einen komplexen und weitgehend geschlossenen Kreislauf mit Acker, Grünland und Tierhaltung. Wenn in dieser Rechnung allein für unseren Betrieb 160 ha Fläche wegfallen, geht die Rechnung nicht mehr auf. Das Gewerbegebiet hätte für uns die direkte Folge, dass wir mittelfristig Arbeitsplätze abbauen müssten.“
Jens-Uwe Kraft, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Burgenlandkreis e.V., ist verärgert über den Umgang mit der Kritik der Landwirte: „Das geplante Gewerbegebiet wird als großer Gewinn dargestellt, aber wo sollen die Arbeitskräfte herkommen? Wir fordern eine ergebnisoffene Diskussion. Aber die scheint von den Entscheidungsträgern nicht gewollt zu sein“.
Landwirte plädieren für Nutzung bestehender Flächen
Der Kreisbauernverband Burgenlandkreis e.V. und der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. haben darüber hinaus Kritik an der maßgeblichen Machbarkeitsstudie zum geplanten interkommunalen Gewerbegebiet an der A9/B91. Offen sind unter anderem Fragen der Entwässerung und des Landesentwicklungsplanes. Darüber hinaus sind im weiteren Umfeld zahlreiche Industriebrachen und leerstehende Gewerbeflächen bekannt, die aus Sicht des Berufsstandes besser geeignet wären, entsprechend entwickelt zu werden.
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