Imkern: Süßes Hobby im Duett
Gemeinsame Passion von Jörg und Dirk Richter ist das Imkern. Gute Erfahrungen machten die Zwillinge mit ihrer Bienenhaltung in Wernigerode in den zurückliegenden Jahren mit der staatlichen Bienenförderung.
Von Bettina Koch
Uropa Willy Richter hätte davon nur träumen können: Die Zwillinge Jörg und Dirk Richter, die in seine Imker-Fußstapfen getreten sind, konnten sich supermodern mit allem ausstatten, was das Imkern erleichtert und beste Qualität des geernteten Honigs garantiert. Im Rahmen der EU-Bienenförderung in Sachsen-Anhalt wurden sie bei ihren Anschaffungen finanziell unterstützt.
Noch ist der Fördertopf für dieses Jahr nicht geleert, so der Hinweis vom Imkerverband Sachsen-Anhalt. Bis Ende April können noch Anträge beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Mitte in Halberstadt gestellt werden.
Staatliche Bienenförderung: Überschaubarer Aufwand, der sich lohnt
„Der Aufwand ist überschaubar“, sagt der Wernigeröder Hobbyimker und Bienenzüchter Jörg Richter. „Ich schreibe den Antrag immer im August, wenn die Saison beendet ist, dann haben wir bis Weihnachten unsere Geräte“, erzählt er. „Es lohnt sich.“
So haben sich die Brüder im Laufe der Jahre mithilfe der Bienenförderung neben Bienenbeuten eine elektrische Honigschleuder angeschafft, die die Schleuderrichtung der Waben automatisch wechselt. Das erleichtert die Arbeit und spart Zeit. Sie haben Behälter aus Edelstahl gekauft, um den geschleuderten Honig ohne Qualitätsverlust zu lagern. Ein motorbetriebenes Rührgerät, das den Honig ganz langsam und gleichmäßig rührt, garantiert cremig zarten Genuss. Eine Lebensmittelpumpe gewährleistet das grammgenaue, kleckerfreie Abfüllen in die Gläser. Und der Auftauschrank sorgt bei konstanten 37 °C für eine schonende Verflüssigung des kristallisierten Honigs.
Förderung für größere Anschaffungen sinnvoll
80 % vom Nettokaufpreis werden als Zuschuss gewährt, maximal 1.260 Euro pro Antragsteller und Bienenjahr. „Es macht Sinn, die Förderung für größere Anschaffungen zu beantragen, das minimiert den Aufwand“, so Richters Erfahrung. Denn für jedes beantragte Gerät, für jeden Ausrüstungsgegenstand müssen Preisvergleiche bzw. Angebote bei Fachhändlern eingeholt werden.
Und ein paar Seiten Formulare sind natürlich auch auszufüllen. Das sei jedoch keine große Hürde, sagt Jörg Richter. Schließlich stehe alles Wichtige im Leitfaden des ALFF Mitte und außerdem finde jeder Imker Rat und Hilfe bei seinem Imkerverein.
Imkern im Zauberwäldchen des Bürgerparks Wernigerode
Gemeinsam betreuen Jörg und Dirk Richter 20 Bienenvölker – die meisten im Zauberwäldchen des Bürgerparks Wernigerode und einige im Garten. „Das Zauberwäldchen ist ideal“, findet Dirk Richter. Bevor die Bäume im Frühling frisches Grün treiben, kann die Sonne den windgeschützten Standort erwärmen. Im Sommer schützt ein dichtes Blätterdach vor zu viel Hitze. Zudem bewahrt ein Zaun die Bienen vor Störungen durch Besucher.
Vor zehn Jahren begann Jörg Richter mit dem Imkern, nachdem er zuvor zwei Jahre lang alles gelesen hat, was er an Fachliteratur in die Finger bekam. Dann steckte er seinen Bruder Dirk mit seiner Begeisterung an. Seitdem sind sie ein Team, was den Vorteil hat, dass sie sich im Urlaub oder bei Krankheit vertreten können. Denn von den ersten warmen Tagen im Frühjahr bis zur letzten Honigernte im Juli müssen sich Imker mindestens einmal in der Woche um ihre Bienenvölker kümmern.
Imkern als familiäre Tradition
„Als unser Uropa geimkert hat, waren wir noch kleine Jungs“, erzählt Dirk Richter. Könnte Willy Richter heute seine Nachfahren sehen, hätte er bestimmt seine helle Freude an ihnen. Auch an Enkelin Rositta Richter, die Mutter der Zwillinge, die ihren Jungs nach Willys Tod immer viel von ihm und seinen Bienen erzählt hat.
Und sicher würde der Uropa schmunzeln, könnte er den kleinen grünen Flitzer, das Bienen-Mobil der Imker-Brüder, sehen. Denn auf der Motorhaube führen Willy und Rositta als fröhliche Bienen ihr Tänzchen auf. Und Uropa Willy hat selbstverständlich seine Pfeife im Mund, so wie damals. Die Brüder lieben den Duft von Bienenwachs und warmem Honig. „Das Imkern erdet“, sagen sie. Als Statistiker und Controller, angestellt beim Landkreis Harz, findet Jörg Richter am Bienenstand und bei der Königinnenzucht innere Ruhe und Ausgleich zur Büroarbeit. Auch Dirk Richter genießt das Sein in der Natur als Gegenpol zur Ausbildung von Mechatroniker-Lehrlingen und -Studierenden auf den Gebieten Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) und Robotik.
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Parkbesucher bekommen Einblicke in Bienenhaltung
„Nach dem Winter ist es wichtig, dass die Bienen Wasser zum Reinigen ihrer Behausung und genügend Futter haben, damit sie ihre Brut gehaltvoll versorgen können“, erklärt Jörg Richter. Von rund 15.000 Tieren im Winter wächst jedes Volk binnen vier Wochen auf ca. 40.000 Bienen. Der Bürgerpark ist ideal, hier finden die Insekten während der gesamten Saison reichlich Nektar und Pollen. Im Frühjahr sind es vor allem Kornelkirsche, Zaubernuss, Lenzrose, Bienenweide, Wildkirsche, Pflaume und Haselnuss, die die Honigsammler anlocken.
Auch die Zusammenarbeit mit der Parkverwaltung und den Landschaftsgärtnern sei hervorragend, loben die Brüder. Es werde gepflanzt, was für Honig- und Wildbienen sowie andere Insekten gut und wichtig ist. Auf Spritzmittel gegen Unkraut werde verzichtet. Im Gegenzug bereichern die Imker Veranstaltungen im Bürgerpark und geben interessierten Besuchern Einblicke in Bienenhaltung, Zucht und Honigernte.