Kornqualitäten besser als Erträge
Nach Abschluss der Getreideernte 2020 in Sachsen-Anhalt steht fest: Die Hektarerträge sind aufgrund von Spätfrösten, Trockenheit und Hitze meist nur unterdurchschnittlich. Die Kornqualitäten fallen demgegenüber besser aus als erwartet.
Zum dritten Mal in Folge litt das Getreide in diesem Jahr in weiten Teilen Sachsen-Anhalts unter Trockenheit und Hitze. Zusätzlich schmälerten Spätfröste die Erträge vor allem von Wintergerste und Winterweizen. Die diesjährige Ernte fiel deswegen erneut nur unterdurchschnittlich aus. Während Winterweizen, Durum, Winterroggen und Triticale im Landesmittel ertraglich etwas besser abschnitten als 2019, büßten Winter- und Sommergerste sowie Sommerweizen noch einmal zum Vorjahr ein. Mit Ausnahme von Triticale liegen alle Getreidearten jedoch zum Teil deutlich unter dem mehrjährigen Ertragsdurchschnitt – Winter- und Sommerweizen sowie Wintergerste um immerhin rund 10 dt/ha.
Kornqualitäten im Labor untersucht
Die Kornqualitäten fallen im Gegensatz dazu besser aus als erwartet. Das zeigen Untersuchungen im Labor der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG). Erste Ergebnisse wurden auf dem Qualitätsgetreidetag in Bernburg-Strenzfeld vorgestellt. Für die wichtigsten Getreidearten stellen sich die einzelnen Qualitätsparameter wie folgt dar:
Die Wintergerste hat bei einem mittleren Hektolitergewicht von 62,15 kg (53,0–67,7 kg) eine etwas bessere Kornausbildung als 2019 (61,7 kg/hl) und liegt im mehrjährigen Durchschnitt (Ø 2014–2019: 62,2 kg/hl). Mittlere Eiweißgehalte (Ø 12,69 %, 7,0–15,7) sichern eine gute Futterqualität (2019: 13,4 %; Ø 2014–2019: 12,7 %). Der Marktwareanteil (Siebung > 2,2 mm) ist mit 96 % (84–100) überdurchschnittlich hoch und besser als 2019 (92 %) sowie auch im langjährigen Mittel (91 %).
Gute Backweizen-Qualitäten
Der Winterweizen hat mehrheitlich gute Hektolitergewichte, im Schnitt sind es 78,9 kg/hl (71,5–84,9). Vorjahreswert und mehrjähriger Mittel liegen bei 77,9 kg/hl (67,3–83,7) bzw. 77,7 kg/hl. Der Rohproteingehalt ist mit 13,7 % (8,9–19,1) durchschnittlich, bei einer mittleren Eiweißqualität. Der Wert liegt unter dem des Vorjahres (14,7 %), erreicht aber das mehrjährige Niveau (13,8 %). Gleiches trifft auf den Sedimentationswert zu: 2020: 53 Eh (11–73), 2019: 57 Eh; Ø 2014–2019: 53 Eh. Nur bei einer Weizenprobe war die Fallzahl kritisch (< 220), die Spanne reicht von 205 bis 431. Letztmalig erwiesen sich 2017 ca. 10 % der Proben hier als kritisch. Eine Belastung durch Fusariumsporen trat nur vereinzelt auf. Es sind gute Backweizen-Qualitäten gegeben.
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Der Winterroggen hat für die Qualität Brotgetreide mit 75,2 kg/hl (70,4–78,2) ein gleichmäßig überdurchschnittliches Hektolitergewicht (2019: 72,9 kg/hl, Ø 2014–2019: 73,1 kg/hl). Die Fallzahlen (202–343) sind nicht kritisch, wie schon im Vorjahr (156–378). Allerdings ist der Mutterkornbesatz deutlich höher als in den vergangenen Jahren. Bei 38 % der Proben war ein Besatz zu verzeichnen, der überwiegende Anteil davon mit Werten über dem zulässigen Höchstwert von 0,05 %. Im Vorjahr wiesen 12 % der Proben Besatz auf, mehrjährig 23 %. Offenbar waren 2020 während der Blüte des Roggens feuchtere und damit bessere Bedingungen für eine Infektion gegeben, womöglich auch durch Taubildung.
Braugerste: Eiweißgehalt zu hoch
Die Sommergerste weist mit einem Hektolitergewicht von 64,4 kg/hl (54,5–70,4) eine gute Kornausbildung auf (2019: 62,7 kg/hl; Ø 2014–2019: 64,6 kg/hl). Der Vollgerstenanteil der Braugerstensorten (Siebung > 2,5 mm) ist mit 93 % (67–99) überdurchschnittlich hoch (2019: 72 % (32 –98); mehrjährig: 88 %). Demgegenüber ist der Eiweißwert dieser Sorten mit 12,3 % (9,2–15,2) für die Eignung als Braugerste zu hoch. Im Vorjahr lag der Rohproteingehalt mit 12,6 % (10,1–18,2) noch etwas höher, im mehrjährigen Schnitt war er geringer (11,6 %). Kornanomalien traten erneut nicht auf.