Sachsen-Anhalt

Mutterkuhhaltung: Kleine Herden, große Vielfalt

Zufütterung von Fleckvieh-Fleischrindern während der Trockenheit auf der Weide (c) Detlef Finger
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Die Fleischrinderhaltung hat im Ackerbauland Sachsen-Anhalt in speziellen Betriebsstrukturen ihre Nische gefunden. Doch die Trockenheit setzte der Mutterkuhhaltung auch hier immens zu.

Von Detlef Finger

Die Mutterkuhhaltung in Sachsen-Anhalt zählte zuletzt über die Jahre hinweg konstant rund 30 Tiere. Die zurückliegenden beiden Trockenperioden setzten aber auch hier der Fleischrinderhaltung zu. Vor allem aufgrund der Futterknappheit verkleinerten viele Halter ihre Herden. Fast 2.100 Mutterkühe (6,7 % des Bestandes) gingen so verloren. Im Herbst 2018 wurden noch rund 29.600 weibliche Tiere gezählt, 2019 waren es noch knapp 28.600 Mutterkühe. Das geht aus aktuellen Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Fleischrindzüchter und -halter Sachsen-Anhalt e.V. (AFSA) hervor.

Charolais-Familie in der Sommertrockenheit (c) Detlef Finger

Im bundesweiten Vergleich liegt Sachsen-Anhalt mit seinen nur 4 % Anteil am Gesamtmutterkuhbestand schon immer im hinteren Feld. Grund hierfür sind der hohe Anteil Ackerland und die vergleichsweise guten Böden. Landesweit gibt es nur 173.000 ha Dauergrünland (14,9 % der LN). Die Betriebsstrukturen sind aufgrund dessen zudem kleinteilig: Die mittlere Herdengröße liegt bei lediglich 15 Tieren je Betrieb.

Mutterkuhhaltung oft im Nebenerwerb

Mehr als ein Drittel der Herdbuchbetriebe hält bis fünf Mutterkühe, ein Fünftel zwischen sechs bis zehn Kühe. Jeweils auf etwa zehn, elf Prozent der Höfe stehen 11 bis 15, 16 bis 25 bzw. 26 bis 50 Kühe. Nur fünf Prozent der Zuchtbetriebe verfügen über 50 bis 100 Kühe, mehr als 100 bis 300 Tiere halten weniger als vier Prozent der Höfe. 

Viele Fleischrindhalter in Sachsen-Anhalt betreiben die Zucht im landwirtschaftlichen Nebenerwerb oder aber als Hobby in der Freizeit. Trotzdem spielt die sachsen-anhaltische Fleischrinderzucht eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zusammen mit den Züchterkollegen aus Mecklenburg-Vorpommern (MV), der Partnerorganisation in der RinderAllianz , kommt man auf eine Gesamtzahl von gut 91.000 Mutterkühen.

Rotes Harzer Höhenvieh im Spätherbst (c) Detlef Finger

Herdbuchbestand leicht rückläufig

Im Vergleich zur Entwicklung der Gesamtfleischrinderzahl fiel der Abbau des Herdbuchbestandes deutlich geringer aus. In Sachsen-Anhalt schrumpfte dieser in den beiden Vorjahren um 333 Tiere auf 4.597 aktive Kühe. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe verringerte sich in dieser Zeit um 6 auf 317. Mit fast 11.000 Kühen und rund 400 aktiven Bullen verfügen Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zusammen über die größte Herdbuchpopulation an Fleischrindern bundesweit.

Die Vielfalt der Fleischrinder ist mit rund zwei Dutzend eingetragenen Rassen groß. Hauptrassen in der RinderAllianz sind länderübergreifend Fleckvieh-Simmental (3.126 aktive Herdbuchkühe), Angus (1.799 Kühe), Uckermärker (1.772 Kühe), Charolais (1.254 Kühe) sowie Rotes Höhenvieh (690 Kühe). In Sachsen-Anhalt ist das Fleckvieh-Simmental unangefochten die Hauptrasse im Herdbuch, gefolgt von Angus, Rotem Höhenvieh, Charolais und Limousin.

Enorm wichtig für die Vermarktung von Zuchttieren ist die Feldprüfung. In Sachsen-Anhalt wurden im Vorjahr 4.470 Fleischrinder gewogen und bewertet. Die besten Eigenleistungen im Feld brachten im Jahr 2019 bei den männlichen Tieren der Intensivrassen das Fleckvieh-Simmental mit 502 kg Gewicht nach 365 Tagen (Jährlinge) bzw. die Uckermärker mit 285 kg Gewicht nach 200 Tagen (Absetzer). Bei den weiblichen Tieren rangierten die Hereford vorn mit 468 kg nach 365 Tagen bzw. wiederum die Uckermärker mit 276 kg nach 200 Tagen.