Gut sechs Euro pro Bodenpunkt

Pachtpreisstatistik 2022 für Acker- und Grünland in Sachsen-Anhalt

Grünland wurde im Vorjahr für durchschnittlich 194 €/ha verpachtet. Die Preisspanne reichte von mittleren 98 €/ha (GZ <20) bis 416 €/ha (GZ >90). (c) Detlef Finger
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Die noch vorläufige Pachtpreisstatistik 2022 für Acker- und Grünland liegt beim Agrarministerium vor. Sie kann als Grundlage für die Ableitung ortsüblicher Pachtzinsen herangezogen werden.

Von Detlef Finger

Ackerflächen wurden im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt für einen durchschnittlichen Preis von 449 €/ha bzw. 6,64 € pro Ackerzahl (AZ) neu bzw. weiter verpachtet. Der mittlere Pachtzins bei Neuverpachtungen oder Vertragsverlängerungen für Grünland lag 2022 hierzulande bei 194 €/ha bzw. 4,44 € pro Grünlandzahl (GZ).

Diese Werte gehen aus der noch vorläufigen Pachtpreisstatistik des Jahres 2022 für das Land hervor. Diese liegt mit Stand Juni 2023 beim Agrarministerium in Magdeburg vor. Berücksichtigt sind darin an die Landkreise und kreisfreien Städte gemeldete, auswertbare Pachtverträge im Umfang von insgesamt 31.199 ha, davon 28.919 ha für Acker- und 2.280 ha für Grünland (Tabelle).

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Pachtpreisstatistik 2022: Einzelne weiße Flecken

Aufgrund fehlender oder zu geringer Daten erfolge für zwei Landkreise bzw. eine kreisfreie Stadt keine Datenbereitstellung, heißt es in den Erläuterungen zur Statistik.

Eine noch detailliertere Aufgliederung der Pachtpreise nach der Qualität des Acker- bzw. Grünlandes kann Tabellen im Internet entnommen werden. Daraus geht hervor, dass z.B. der durchschnittliche Pachtzins für Ackerflächen von knapp 100 €/ha für 20er-Böden im Landkreis Wittenberg bis weit über 600 €/ha für Standorte mit Ackerzahlen >80 im Bördekreis reichen kann.

Aus der Pachtpreisstatistik ist ferner ersichtlich, dass der Flächenumfang aller angezeigten Pachtverträge seit 2014 kontinuierlich zurückgegangen ist. Das Pachtpreisniveau für Agrarland ist dagegen im Landesmittel von Jahr zu Jahr gestiegen: Lag der gewichtete Durchschnitt im Jahr 2011 noch bei etwa 250 €/ha LF, waren es 2022 rund 430 €/ha LF, das ist ein Anstieg um 72 %. Pro Bodenpunkt wurden im Vorjahr ca. 6,50 € Jahrespacht fällig.

Regional gibt es teils gegenläufige Entwicklungen. So ist etwa der Pachtzins für Grünland in den Landkreisen Mansfeld-Südharz, Stendal und Saalekreis gegenüber 2021 zurückgegangen, im Harz dagegen deutlich angestiegen. Beim Ackerland gab es leichte Preisrückgänge im Börde- und Saalekreis sowie im Jerichower Land, einen merklichen Anstieg zu 2021 hingegen im Burgenlandkreis sowie im Landkreis Wittenberg.

Pachtpreise in Sachsen-Anhalt

Durch die Differenzierung der Pachtpreise nach Acker- bzw. Grünland sowie der weiteren Gruppierung nach Acker- bzw. Grünlandzahl könne die Pachtpreisstatistik als eine Grundlage für die Ableitung durchschnittlicher „ortsüblicher“ Pachtpreise herangezogen werden, heißt es.

Aufgrund der speziellen örtlichen Pachtmarktsituation, der grundsätzlichen Vertragsfreiheit beim Abschluss von Pachtverträgen, der Besonderheiten der Grundstücke (z.B. Lage, Zuschnitt, spezielle Nutzung) sowie der spezifischen Pächter-Verpächter-Beziehungen könnten die individuell vereinbarten Pachtpreise von den veröffentlichten Durchschnittszahlen allerdings mehr oder weniger stark abweichen.

Tabelle Pachtpreise 2022

Pachtpreisstatistik und Gewichtete Mittelwerte

Bei den in der Statistik ausgewiesenen mittleren Pachtpreisen handele es sich um flächengewichtete Durchschnittswerte. Ein rein arithmetisches Mittel würde die Durchschnittswerte verfälschen, da der Umfang der verpachteten Flächen für die verschiedenen Bodenqualitäten unterschiedlich ist.

Mit der nunmehr vorliegenden vorläufigen Pachtpreisinformation des Landes für das Jahr 2022 werde die Veröffentlichung der Pachtpreise aus den Vorjahren fortgesetzt, so das Ministerium. In diesem Jahr würden erneut Auswertungen zu Durchschnittswerten der Pachtpreise in den Landkreisen und in den kreisfreien Städten sowie auf Landesebene für den Zeitraum 2017–2022 beziehungsweise 2011–2022 veröffentlicht.

Alle Verträge erfasst

Gemäß § 2 des Landpachtverkehrsgesetzes von 1985 und § 1 der Durchführungsverordnung zu diesem Gesetz aus dem Jahr 1995 besteht eine Anzeigepflicht des Abschlusses oder der Änderung von Pachtverträgen über landwirtschaftliche Betriebe oder Grundstücke ab einem Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF). Diese sind binnen eines Monats nach ihrer Vereinbarung bei der zuständigen Behörde anzuzeigen.

Zuständig sind in Sachsen-Anhalt die Landkreise und kreisfreien Städte. Von diesen werden die wichtigsten Informationen, etwa Anzahl der Pachtfälle, Größe der Pachtflächen und vereinbarte Pachtpreise, aus den im Bezugsjahr (Kalenderjahr) angezeigten Pachtverträgen (Neupachten, Vertragsverlängerungen) erfasst, aufbereitet und einmal jährlich über das Landesverwaltungsamt an das für Landwirtschaft zuständige Ministerium gemeldet.

Hoher Pachtanteil

Neben den Verträgen privater Verpächter flossen in die Statistik für 2022 ebenso die angezeigten Pachtverträge der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG), der Kirchen sowie der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt(LGSA) in die Auswertung mit ein, informierte das Agrarressort. Angesichts des hohen Pachtanteils im Land (2022: rund 72 % der LF) komme der Transparenz auf dem Pachtmarkt eine hohe Bedeutung für Verpächter und Pächter, für die betriebswirtschaftliche Beratung, für Behörden sowie für Gerichte und Sachverständige zu.

Für Sachsen-Anhalt wies das Statistische Landesamt im Vorjahr eine landwirtschaftliche Nutzfläche von insgesamt 1,1548 Mio. ha aus, davon rund 979.500 ha Acker-und 172.700 ha Grünland sowie etwa 2.500 ha Dauerkulturen. Diese Flächen wurden von rund 4.270 landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet.

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