Praktikeraustausch: Äpfel & Co. regional und direkt vermarkten

Mitarbeiterin Katharina Noth ist im Obsthof Müller in Querfurt unter anderem für die Herstellung von Fruchtaufstrichen zuständig. © Doreen Richter, Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt
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Beim Praktikeraustausch von Obsterzeugern, -verarbeitern und -vermarktern auf dem Querfurter Obsthof Müller stand die Direktvermarktung regional erzeugter Früchte im Mittelpunkt.

Von Doreen Richter, Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt

Wenn im Sommer die Früchte an Bäumen und Sträuchern die Obstbauern zur Ernte bitten, dann herrscht Hochbetrieb in den Plantagen. Das Obst muss in die Körbe und von dort aus zur Kundschaft. Da der Verkauf an den Handel einem hohen Konkurrenzdruck unterliegt und die Obsterzeuger in eine starke Abhängigkeit bringen kann, sind diese verstärkt auf der Suche nach neuen, direkten Absatzwegen. Regionale Wertschöpfungsketten und die Direktvermarktung spielen vor diesem Hintergrund eine immer größere Rolle.

Doch die Anforderungen an Direktvermarkter sind hoch und mitunter schwer überschaubar. Da gibt es behördliche Vorschriften, Auflagen zur Produktsicherheit, aber auch Vorgaben vom Kunden, die dieser indirekt schafft, indem er mit seinem Kaufverhalten beispielsweise neue Trends etabliert.

Gastgeberbetrieb ist gutes Praxisbeispiel

Betriebsleiter Alexander Müller  erläutert die betriebliche Technik  für die Obstverarbeitung (u.).
Betriebsleiter Alexander Müller erläutert die betriebliche Technik für die Obstverarbeitung. © Doreen Richter, Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt

Um an dieser Stelle nicht den Überblick zu verlieren, lud die Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (AMG) unlängst gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) und dem Bauernverband Sachsen-Anhalt zum Erfahrungsaustausch ein. Und das nicht im Schulungsraum, sondern auf einem Praxisbetrieb vor Ort. „Der Obsthof Müller ist aus unserer Sicht ein gutes ‚Best-Practice‘-Beispiel. Darum haben wir die Unternehmer gefragt, ob sie bereit wären, ihre Erfahrungen zur Direktvermarktung an andere Kollegen der Branche weiterzugeben“, erklärte AMG-Projektmanager Arne Kutschbach den Rahmen. „Sie waren sofort einverstanden.“

So fanden sich Ende Juni 13 Interessierte aus sechs Landkreisen zum Praktikeraustausch im Obsthof in Querfurt zusammen. „In Sachsen-Anhalt existiert faktisch kein Beratungsangebot zu den Themen der Verarbeitung, Verpackung und Etikettierung von Obstverarbeitungsprodukten“, erklärte Wolf Fischer von der LLG. „Der Wunsch danach ist aber deutlich spürbar. Mit dem Workshop gehen wir einen ersten Schritt in diese Richtung, fördern den Erkenntnisgewinn und eruieren, wo es Bedarf nach weiteren Informationen gibt.“ Seit vielen Jahren setzt der Obsthof Müller das Konzept der Direktvermarktung erfolgreich um. „Wir vermarkten unser Obst zu 100 Prozent selbst und sind auch sehr froh darüber“, sagt Alexander Müller.

Viele Hürden haben er und sein Team dabei schon genommen, sie sind in ihrem Segment erfahren und innovativ. Von diesem Wissensschatz ließen sie die Teilnehmenden partizipieren. „Wenn wir helfen können, dann machen wir das gern“, sagt Müller. „Wir sitzen am Ende alle im selben Boot.“

Einblicke in Produktion und Hofladen

So berichtete der Betriebsleiter u. a. zur Firmengeschichte, der Herstellung von eigenen Produkten wie Säften und Likören und deren Absatzwegen. Dabei zeigte er auch den praktischen Einsatz der Abfüll- und Abpackanlage.

Im Anschluss gewährte Mitarbeiterin Katharina Noth den Teilnehmenden Einblicke in die Produktion von Fruchtaufstrichen. So wurde gemeinsam ein Aufstrich aus Erdbeeren hergestellt und dabei die eingesetzte Produktionstechnik erläutert.

Monique Müller gab darüber hinaus tiefe Einblicke in die Konzeption und das Sortiment des Obst-Hofladens im Ort. Dieser war im Jahr 2020 gerade zum besten Obsthofladen des Landes Sachsen-Anhalt gekürt worden.


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Praktikeraustausch: Fragebogen zum Beratungsbedarf

Bei der Präsentation verschiedener Smoothie-Varianten durch eine Produzentin aus Landsberg im Saalekreis gab es nicht nur weitere Anregungen zur Verwertung von Obst, sondern auch eine frisch-fruchtige Stärkung während des langen Schulungstages.

Auf der Tagesordnung stand außerdem ein Abriss zu behördlichen Auflagen im Bereich der Verarbeitung, inklusive Fragebogen: „Hier wollten wir herausfinden, in welchen Bereichen die Teilnehmenden Bedarf nach mehr Beratung haben“, so Wolf Fischer. „Auf der Basis dieser Erkenntnisse können wir nun weiter aktiv werden.“

Die Gastgeber, Monique und Alexander Müller  (v. l.), mit Teilnehmenden und Mitarbeiterinnen
Die Gastgeber, Monique und Alexander Müller (v. l.), mit Teilnehmenden und Mitarbeiterinnen. © Doreen Richter, Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt

Immer wieder führten die Themen des Praktikeraustausches zu Nachfragen und intensiven Gesprächen. „Es gibt für die Branche in der Vermarktung nicht die eine Lösung. Viele Ansätze beginnen im Kleinen, in einzelbetrieblicher Initiative. Der Austausch bringt Denkanstöße, Diskussionen, neue Ideen. Darauf haben wir abgezielt“, sagte Arne Kutschbach. „Die regionale Erzeugung kann für die Obstproduzenten ein gutes zweites Standbein sein. Dazu bedarf es aber einer sorgsamen Vorbereitung. Wir wollen mögliche Herausforderungen, aber vor allem die Chancen aufzeigen, wenn so ein Schritt gründlich vorbereitet ist“, so der Projektleiter abschließend.

Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Energie des Landes. Ziel ist die Verbesserung und Entwicklung regionaler Wertschöpfungsketten im Land.

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