Traktorführerschein: Zusatzkurs zum T-Schein
Derzeit erwerben etliche Studierende der Agrarwissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle die Fahrerlaubnis für Traktoren. Zusatzwissen bot eine Schulung bei Experten in Landsberg.
Am Montag vor Ostern war für angehende Agrarwissenschaftler/innen der Hallenser Uni „Präsenzunterricht“ angesagt. Dabei ging es aber nicht um eine Vorlesung oder ein Seminar, die coronabedingt schon seit Längerem nur in digitaler Form stattfinden können, sondern um eine spezielle Unterweisung in puncto Landtechnik.
In Landsberg im Saalekreis absolvierten die Studierenden einen Zusatzkurs – begleitend zum Erwerb der Fahrerlaubnis Klasse T (Traktor). Gastgeber war das örtliche Claas-Centrum. Das stellte im Rahmen eines kooperativen Projekts hierfür einen Arion 550 aus der Schlepperschmiede des Landmaschinenherstellers bereit.
Traktorführerschein: Angebot des Instituts
An dem Radtraktor mit Vierzylinder-Motor und 165 PS erklärten Ole Niemeyer, Werksbeauftragter für Traktoren für Thüringen und das südliche Sachsen-Anhalt, sowie Helmut Heppe, Produktmanager Traktoren, den Kursteilnehmern den Aufbau sowie die Bedienelemente des Schleppers. Ziel war es, den jungen Leuten Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit der Zugmaschine zu vermitteln. Die Landsberger Filiale ist Projektpartner des Instituts für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität (MLU), speziell für den Institutsbereich Agrartechnik. Dieser bietet Studierenden bereits seit mehr als zehn Jahren die Möglichkeit, den Führerschein Klasse T preisgünstiger zu erlangen.
Traktor für fahrstunden
Möglich ist das, weil das Claas-Centrum der Uni zugleich einen Traktor gleichen Typs für etwa ein Vierteljahr unentgeltlich überlässt. Die Hallenser Niederlassung der BKF-Schule, an der die künftigen Agrarwissenschaftler ihre Fahrschule derzeit absolvieren, kann diesen Traktor nutzen. Zudem stellt das Institut der Fahrschule einen Anhänger bereit.
Weil so keine Fahrzeugkosten für den Traktorführerschein entstehen, fällt die Rechnung für die Fahrschüler/innen letztlich geringer aus. Inklusive aller Kosten und Gebühren bis hin zur Prüfung müssen sie nach eigenem Bekunden aber trotzdem immerhin noch rund 1.100 Euro berappen.
Im Rahmen des Begleitkurses für den Traktorführerschein in Landsberg stellte Matthias Rang, Verkaufsleiter für die Region Südost, im Tagungsraum das Familienunternehmen mit Sitz im ostwestfälischen Harsewinkel vor und gab einen Abriss zur Firmengeschichte. Er verwies dabei auf Meilensteine der Unternehmensentwicklung von den Anfängen im Jahr 1921 bis heute. Nach seinen Angaben erwirtschaftete das Unternehmen im Geschäftsjahr 2019/20 mit weltweit 11.359 Mitarbeitern, darunter 714 Auszubildende und 297 Praktikanten/Studenten, einen Umsatz in Höhe von 4,04 Mrd. Euro, davon 80 Prozent im Ausland. 237 Mio. Euro flossen in Forschung und Entwicklung.
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einblick in systeme
Kilian Muke, Werkstudent im Bereich Produktmanagement, stellte darüber hinaus das Claas-Traktorenprogramm vor und gab einen ersten theoretischen Überblick über Fahrerkabine und Bedienelemente bzw. -systeme des Arion 550. In der Maschinenhalle wurden die Erläuterungen danach am Anschauungsobjekt vertieft. Dies alles passierte in zwei Gruppen. Alle Teilnehmenden und Akteure mussten sich zu Beginn einem Corona-Schnelltest unterziehen.
Matthias Rang, der das Vorhaben gemeinsam mit Diplomingenieur Axel Bachner, wissenschaftlich-technischer Mitarbeiter am Institutsbereich Agrartechnik der MLU, koordinierte, könnte sich gut vorstellen, die Zusammenarbeit mit der Universität zu verstetigen und künftig sogar auszubauen. So seien z. B. Exkursionen im Rahmen eines speziellen Agrartechnik-Moduls in der universitären Ausbildung denkbar, sagte Rang der Bauernzeitung.
Bachner wünschte sich in diesem Zusammenhang, dass die seit Jahren vakante Professur für Agrartechnik in der Saalestadt schon bald wieder besetzt werden möge.
gefragter studienort
Dass die Hallenser Universität mit ihrem Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften ein bundesweit gefragter Studienort ist, belegen aktuelle Einschreibungszahlen (Tabelle). Am Traktorenkurs nahmen Studierende aus Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen teil, darunter verschiedene Semester des Bachelor-Studiengangs und von Master-Studiengängen der einzelnen Spezialisierungsrichtungen.
Nachfragen ergaben, dass die wenigsten der Teilnehmer einen landwirtschaftlichen Betrieb im Rücken haben. Jedoch besteht in der Regel eine Verbindung zur Branche über die Familien oder eben die Herkunft vom Lande.
Doch egal, wo und als was die angehenden Fach- und Führungskräfte später tätig sein werden: Den Traktorführerschein haben sie dann (hoffentlich) alle in der Tasche. Und das ist wichtig. Schließlich ist der, wie es Matthias Rang ausdrückte, die „Schlüsselmaschine in der Landwirtschaft“.