Uni Halle: Kahlschlag bei Agrarwissenschaften?

Das Löwengebäude der Universität in Halle. Hier werden die Absolventen der Agrarwissenschaften feierlich exmatrikuliert. (c) Imago - Steffen Schellhorn
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Im Haushalt der Hallenser Universität klafft ein Loch von 15 Millionen Euro. Die jetzt vom Rektorat vorgelegten massiven Sparpläne sollen auch das Institut für Agrarwissenschaften hart treffen.

Mehrere hundert Studierende haben am Mittwoch auf dem Universitätsplatz in Halle (Saale) gegen Kürzungspläne der Martin-Luther-Universität (MLU) Halle-Wittenberg protestiert. Aufgerufen hatte dazu der Fachschaftsrat. Anlass der Kundgebung war eine digitale Sitzung des akademischen Senats an diesem Tag. In dieser sollte darüber diskutiert werden, wie an der Universität 15 Millionen Euro eingespart werden können.

Auf dem Tisch des Hochschulsenats lag der „Plan zur Profilschärfung und Haushaltskonsolidierung“. Diesen hatte das Rektorat der MLU in der Woche zuvor beschlossen und veröffentlicht. Dem Gremium um Rektor Prof. Christian Tietje zufolge ist die Hallenser Universität unterfinanziert. Ihr fehlten 15 Millionen Euro jährlich im Haushalt. Die Landesregierung hatte im Rahmen ihrer Haushaltskonsolidierungspläne der Universität in der Saalestadt umfangreiche Mittelkürzungen angekündigt.

Agrarwissenschaften: Institut nimmt Stellung

Vorgesehen ist laut den Sparplänen des Rektorats die Streichung von zehn Professuren und bis zu 100 Vollzeitstellen. Ebenso im Raum stehen die Schließung von Fakultäten, des Weiteren Kürzungen bei Instituten und Streichungen von Studiengängen. Dem Vernehmen nach soll auch das Institut für Agrar‐ und Ernährungswissenschaften (IAEW) betroffen sein, hier insbesondere die Professur für Landtechnik, Umwelt- und Kommunaltechnik.

Wie das lokale Nachrichtenportal dubisthalle.de vermeldete, habe das Institut in einer Stellungnahme an das Rektorat bereits eine drastische Einkürzung seines Lehrangebots vorhergesagt. Zentral wichtige Lehrangebote würden demnach nicht mehr zur Verfügung stehen. Dadurch wäre insbesondere auch die für diesen Sommer vorgesehene Re‐Akkreditierung der angebotenen Studiengänge „auf das Höchste gefährdet oder unmöglich“.

In der Konsequenz würde das zu einer Einstellung der agrarwissenschaftlichen Studiengänge führen. Damit aber würden der Universität auch bis zu 1.000 Studierende verloren gehen, habe das Institut in seiner Stellungnahme gewarnt. Unter einer weiteren Verringerung der Lehrangebote würde in jedem Fall auch die Attraktivität des Ausbildungsstandortes Halle‐Wittenberg leiden.


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Agrares institut zum Leuchtturm entwickeln

Der Senat der Universität beschloss schließlich am Mittwoch ein alternatives Papier. Darin heißt es unter anderem, der Plan des Rektorats werde als „Einstieg in eine ergebnisoffene Diskussion“ zur Kenntnis genommen. Die Dekane der betroffenen Fakultäten hatten im Vorfeld der Senatssitzung ihre Bereitschaft signalisiert, sich den Herausforderungen zu stellen und eine „konstruktive Mitarbeit bei der Erarbeitung von Maßnahmen“ angeboten.

Der Studierendenrat kritisierte in einer ersten Stellungnahme insbesondere, dass der Senat nach dem „Rasenmäher-Prinzip“ reagiere. Auch das Magdeburger Wissenschaftsministerium äußerte einem Bericht der „FAZ“ zufolge Kritik am Sparplan des Rektorats. Das Ressort wies zudem den Vorwurf der Unterfinanzierung zurück. Vielmehr habe die Universität die Strukturreformen, die ihr der Wissenschaftsrat bereits 2013 empfohlen habe, anders als andere Universitäten im Land, nie umgesetzt.

Agrarministerin Claudia Dalbert äußerte sich besorgt zur aktuellen Debatte um Kürzungen an der Universität, die auch das landwirtschaftliche Institut betreffen sollen. Sachsen-Anhalt sei stark von Landwirtschaft geprägt, so die Ministerin. Für die ländlichen Räume im Land bilde die Landwirtschaft das Rückgrat der wirtschaftlichen Entwicklung. Dazu gehörten selbstverständlich auch renommierte Einrichtungen der agrarwissenschaftlichen Forschung und Lehre. Dalbert erklärte, aus ihrer Sicht sei es angesichts der künftigen Herausforderungen im Landwirtschaftsbereich vielmehr notwendig, die Agrarwissenschaften zu einem „Leuchtturm“ weiterzuentwickeln.

Eine Petition des Fachschaftsrates gegen die Kürzungen und Schließungen an der Universität unterschrieben inzwischen mehr als 14.000 Menschen.

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