Agrarausschuss: Bauernverband plädiert für Regulierung

Zu wissen, welches Tier für einen Riss Verantwortung trägt, ist nicht nur für eine Entschädigung relevant. Aus Sicht des Naturschutzes geben Risse, neben anderen Indikatoren, Hinweise auf die Wolfspopulation. © Margit Völtz /Pixelio
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Mit der Entwicklung des Wolfsbestandes hierzulande sowie damit einhergehenden Problemen und etwaigen Konsequenzen beschäftigte sich unlängst der Agrarausschuss des Landtages in Sachsen-Anhalt.

Der Antrag hierzu kam von der AfD-Fraktion. Der Ausschuss nahm in seiner Sitzung Berichte des Umweltministeriums (MWU) und vom Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI) zur Wolfspopulation in Sachsen-Anhalt zur Kenntnis. Das Umweltressort soll künftig einmal jährlich zum Wolfsmonitoring im Land berichten.

Im Rahmen eines mit dem Agrarausschuss geführten Fachgespräches nahm u. a. der Bauernverband Sachsen-Anhalt Stellung. Er verwies auf den mit der sich ausbreitenden und stetig zunehmenden Wolfspopulation verbundenen Anstieg der Risszahlen in Nutzviehbeständen, auf die enorme psychische Belastung und die Existenzängste der Tierhalter sowie auf die Sorgen in der Bevölkerung im ländlichen Raum.

Bauernverband plädiert für Regulierung

Nach Ansicht des Verbandes, die auch von Wissenschaftlern geteilt werde, ist der günstige Erhaltungszustand des Wolfes hierzulande erreicht. Somit müsse der vorhandene Wolfsbestand reguliert werden, um die wirtschaftlichen Schäden abzumildern.

Der Verband spiegelte Aussagen aus der Praxis wider, wonach viele betroffene Weidetierhalter Rissvorfälle nicht mehr meldeten. Dies auch vor dem Hintergrund einer großen Unzufriedenheit mit der Arbeit des Wolfskompetenzzentrums des Landes. Ein Kritikpunkt sei insbesondere die Bearbeitung der Rissentschädigung.

Hierbei würden vom Wolfskompetenzzentrum aus Sicht Betroffener nur Gründe gesucht, die einer Entschädigung entgegenstehen. Laut Bauernverband brauche es hier eine deutlich wohlwollendere Begleitung durch das WZI, eine Beweislastumkehr hin zu einem objektiven Nachweis, dass eine andere Ursache als der Wolf für einen Schaden verantwortlich ist, sowie eine Anpassung der Entschädigungshöhe, die auch entgangenen Gewinn, Tierarztkosten, Schäden Dritter und die sinkende Herdenleistung berücksichtigt.


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(c) Barbara Ilse

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Kein Herdenschutz, der nicht schon durch Wölfe überwunden wurde

Für den Bauernverband stellt die Prävention von Wolfsangriffen durch Herdenschutzmaßnahmen nur einen Teil der möglichen Lösung dar. Denn es gebe keinen Herdenschutz, der nicht schon durch einen Wolf überwunden worden sei. Daher fordert der Verband, „dringend zu einer aktiven Regulierung des Wolfsbestandes zu kommen“. In Anlehnung an andere Wildarten sei eine Bewirtschaftung vorzusehen, die vorrangig an Rudeln ansetze, die problematisch hinsichtlich verlorener Scheu vor Menschen oder Angriffen auf Nutztiere sind.

Der Verband stellte fest, dass es die Weidetierhalter ohnehin schon nicht leicht haben. Zu den schlechten ökonomischen Rahmenbedingungen und unzureichenden öffentlichen Förderungen geselle sich ein massiver Bürokratieaufwuchs. Dies alles sei mit ursächlich für eine sinkende Attraktivität der Weidetierhaltung.


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Wolfsbestand Sachsen-Anhalt: Defizite in finanzieller Begleitung

Die zunehmende Ausbreitung des Wolfes und das unterlassene Lösen der Probleme mit dem Großräuber sei letztlich ein ausschlaggebender Grund für die drastische Reduzierung etwa der Schafhaltung in Sachsen-Anhalt. Daraus wiederum entstehe Schaden für die Natur, denn viele natürliche Lebensräume seien auf die Beweidung mit Nutztieren angewiesen.

Ein großes Defizit werde seitens der Praxis in der finanziellen Begleitung des Herdenschutzes gesehen, weil nicht alle Anträge zur Förderung von Investitionen in den Herdenschutz bewilligt werden können und weil die Förderung erhöhter Aufwendungen beim Herdenschutz nur schleppend zur Auszahlung komme.

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