Zieger folgt Boy im Präsidentenamt
Er war 27 Jahre Präsident des Weinbauverbandes Saale-Unstrut: Siegfried Boy. Nun übergibt der 64-Jährige sein Amt an seinen Stellvertreter. Der will sich im Januar 2020 dem Votum der Mitglieder stellen.
Von Detlef Finger
Der langjährige Präsident des Weinbauverbandes Saale-Unstrut, Siegfried Boy, habe den frühzeitigen Rücktritt von seinem Ehrenamt bekannt gegeben und dafür „persönliche Gründe“ angeführt, teilte der Verband am vorvergangenen Mittwochmorgen auf einer Pressekonferenz in Freyburg/U. mit. Weiter hieß es, nach einstimmiger Wahl des Vorstandes übernehme Boys bisheriger Stellvertreter, Hans Albrecht Zieger, die Führung des Weinbauverbandes. Der 43-Jährige will sich Presseberichten zufolge Ende Januar 2020 auf dem Weinbautag bei einer Wahl dem Votum der Mitglieder stellen.
Winzer und Netzwerker
Zieger stammt aus einer Winzerfamilie im sächsischen Meißen. Durch sein Studium an der Hochschule Geisenheim mit dem Abschluss als Diplom-Önologe und seine anschließenden verschiedenen beruflichen Stationen im In- und Ausland sei er „bestens in der nationalen und internationalen Weinwelt vernetzt“, erklärte der Verband. Zunächst als Kellermeister und seit 2014 als Geschäftsführer der Winzervereinigung Freyburg- Unstrut eG kenne er die Region, die Winzer und die Strukturen des nördlichsten Weinanbaugebietes Deutschlands in all seiner Fülle. „Das Prägende der Weinregion Saale-Unstrut sind die gemeinsame gute Zusammenarbeit und der enge Austausch der Winzerkollegen untereinander. Dies gilt es nicht nur zu bewahren, sondern fortzuführen und zu stärken“, ließ Hans Albrecht Zieger wissen.
Amtszeit gewürdigt
Nach Angaben des Verbandes habe der scheidende Präsident in seinen Abschiedsworten auf einer Veranstaltung am selben Tag im „Anisium“ der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut seine bewegte 27-jährige Amtszeit Revue passieren lassen und allen Mitarbeitern, Winzern, Politikern und Mitstreitern für die „gemeinsame außergewöhnliche Zeit“ gedankt. Hans Albrecht Zieger sei für Boy der passende Nachfolger, der den Verband weiter mit Herzblut und Aktionismus führen werde. Das langjährige engagierte Wirken von Siegfried Boy als Weinbaupräsident sei während dieser Veranstaltung in mehreren Grußworten gewürdigt worden, so von Landesumwelt- und -agrarministerin Claudia Dalbert, vom Präsidenten des Deutschen Weinbauverbandes, Klaus Schneider, sowie vom Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich.
Boy war über viele Jahre als Führungsfigur des Weinbauverbandes und auch der Winzervereinigung unumstritten. Doch dann brachte das Jahr 2018 eine Zäsur in seiner beruflichen (und ehrenamtlichen) Laufbahn. Von seinem Arbeitgeber, der Agrargenossenschaft Gleina, Burgenlandkreis, war Boy wegen des Vorwurfes der Belästigung einer Mitarbeiterin als Geschäftsführer beurlaubt worden, seine Ehrenämter im Weinbau ließ er daraufhin ruhen. Der Vorwurf ist nicht belegt worden, auch gab es nie eine Anzeige und somit auch keine polizeilichen Ermittlungen.
Zeitpunkt überraschte
Boy und der Agrarbetrieb einigten sich später in einem Vergleich. Der Vorwurf der Belästigung wurde zurückgenommen, die Kündigung in einen Auflösungsvertrag umgewandelt. Seine Ehrenämter als Weinbaupräsident und Vorsitzender der Winzervereinigung nahm Boy bereits Anfang Oktober 2018 wieder auf. Dass es in beiden Gremien auf absehbare Zeit einen Generationswechsel an der Spitze geben würde, war zu erwarten. Schließlich ist Boy inzwischen 64 Jahre alt. Der Zeitpunkt seines Rückzuges kam für die Öffentlichkeit aber etwas überraschend. Die Verbandsmitglieder soll Boy zuvor in einem Schreiben informiert haben. Der Mitteldeutschen Zeitung sagte er: „Ich möchte den Weg frei machen für einen geordneten Übergang.“ Mit seinem vorzeitigen Ausscheiden habe Interimsnachfolger Zieger „die Möglichkeit, sich einzuarbeiten“, zitierte ihn die MZ.