Zucker-Rüben im Ackerbau: Guter Ertrag, niedriger Zucker
Im Ergebnis der Kampagne 2023/24 im Werk Könnern ließen sich gute Rübenerträge und -erlöse bei allerdings historisch niedrigen Zuckergehalten konstatieren, hieß es auf der Winterversammlung des Anbauerverbandes.
Rübenanbau lohnt wieder. Nach dem Wegfall wesentlicher Elemente der Zuckermarktordnung im Jahr 2017 und schlechten Ernten in den darauffolgenden Dürrejahren erlebte die Kultur zuletzt eine Renaissance. Das wurde auch auf der Winterversammlung des Zuckerrübenanbauerverbandes (ZRAV) Könnern am vorigen Donnerstag (15.2.) in Großpaschleben deutlich.
In Kombination von Ertrag und Preis konnte die Rübe ihre Anbauwürdigkeit festigen, sagte Verbandsvorsitzender Dr. Björn Küstermann mit Blick auf die wenige Tage zuvor beendete Kampagne in Könnern.
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Zucker-Rüben im Ackerbau – RübenAnbau exakt planen
Dr. Hermann Sch47mitz, Leiter Landwirtschaft bei Pfeifer & Langen (P&L), Köln, legte die gerade ausgehandelten 2023er-Preise vor. Die Lieferanten erhalten je Tonne reine Rüben Grunderlöse (bei 16 % Polarisation) im Flexpreismodell von 56,50 Euro, im Sicherheitsmodell von 33,50 Euro und für Überrüben (ab 115 % Erfüllung) von 30 Euro. Inklusive Zuckergehaltszuschlag sowie Früh-/Spätlieferprämie liegen die vom Zuckergehalt beeinflussten Preise bei 60,13 €/t, 36,35 €/t bzw. 32,73 €/t (abzüglich individueller Transportkostenbeteiligung von ca. 2,30 €/t).
Schmitz hob hervor, dass die volle Bezahlung bis 115 % der vertraglichen Liefermenge durch das Zuckerunternehmen „einmalig“ sei. Zugleich appellierte er an die Landwirte, ihre Anbauplanungen nicht auf diesen Wert auszurichten, sondern auf 100 % Erfüllung, um das System stabil zu halten, das auf der Nachfrage der Kunden nach Weißzucker basiere. Die Kontrahierung von Rüben für 2024 sei beendet und für 2025 nahezu abgeschlossen, sagte Schmitz.
Rübenertrag: Historisch niedriger Zuckergehalt
Die Eckwerte zu den Erträgen lieferte Stephan Randel, bei P&L verantwortlich für die Region Könnern. Ihm zufolge wurden im Schnitt 68,6 t/ha Rüben (+33 % zu Ø 2018–2022) mit einem historisch niedrigen Zuckergehalt von 16,48 % (-10 %) geerntet, was einem Zuckerertrag von 11,3 t/ha (+22 %) entspreche. Im fünfjährigen Mittel stünden 18,3 % Zuckergehalt zu Buche. Der Gesamtabzug lag, bedingt durch die ungünstigen Rodebedingungen, bei 9,5 % (+16 %).
Verbandsgeschäftsführer Andre Laue steuerte Zahlen zur Einordnung der Kampagne bei. Das mehrjährige Ertragsniveau im Bereich Könnern betrage demnach im Mittel der Jahre 2013–2017 rund 68 t/ha Rüben, für 2018–2023 54 t/ha und für 2013–2023 60 t/ha. Dies verdeutliche die zuletzt höheren jährlichen Schwankungen. Laue zufolge stellt der ZRAV drei Prozent der Rübenanbauer bundesweit, aber neun Prozent der Anbaufläche. Je Betrieb würden hier im Mittel 50 Hektar Rüben angebaut. In einem Gespräch mit dieser Zeitung hatte Laue bereits die herausfordernden Bedingungen der zurückliegenden Kampagne erläutert (Bauernzeitung 5/2024, S. 14).
Neue Schaderreger – SBR Nachweis
Kristin Schwabe, Dezernentin für Pflanzenschutz an der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, informierte in ihrem Vortrag über die von Schilfglasflügel- und anderen Zikadenarten übertragenen Erreger von SBR (Syndrom des niedrigen Zuckergehalts) und Stolbur, die sie in einem Fachartikel schon in dieser Zeitung thematisiert hatte (Bauernzeitung 50/2023, S. 24/25).
Den Erstnachweis von SBR gab es demnach in Sachsen-Anhalt im Jahr 2017 in der Elbaue (Landkreis Wittenberg), seitdem hätten sich Hauptvektor und Erreger auf weitere Landkreise, insbesondere Anhalt-Bitterfeld, Jerichower Land sowie Börde-, Saale-, Salzland- und Burgenlandkreis, ausgebreitet, ebenso in weiteren Bundesländern. Seit 2018 erfolge hierzu ein Monitoring, 2023 sei ein Drittel der Landesfläche betroffen gewesen.
Das Schadpotenzial der Erreger bezifferte Schwabe mit bis zu -25 % beim Rübenertrag (Frischmasse) bzw. bis -5 % beim Zuckergehalt (bei SBR-Starkbefall). Bekämpfungsansätze sieht sie aufgrund fehlender Insektizide in einer frühzeitigen Rodung befallener Rübenbestände, intensiver Bodenbearbeitung (am besten Pflugeinsatz und längere Schwarzbrache), dem Anbau toleranter Sorten (bislang nur gegen SBR) und einer angepassten Fruchtfolge (Sommerung nach Rüben). In Freilandversuchen habe sich der Erfolg der Maßnahmen gezeigt.
Stolbur aus Praktiker-Sicht
Alexander Matthies, Landwirt in Prödel im Jerichower Land, berichtete aus Praktikersicht über das Auftreten von Stolbur, das auch die Kartoffel befällt. Er bezifferte die Verluste bei den „Gummirüben“ auf etwa 20 % des Gewichts durch die Lagerung und drei Prozent beim Zuckergehalt. In der Summe entstünden Erlösausfälle von etwa 1.000 €/ha.
Am stärksten sei der Rückgang auf Flächen in Nachbarschaft zu Schlägen gewesen, auf denen Winterweizen nach Rüben folgte. Bei Nachfrucht Sommergerste oder Mais seien die Folgen weniger stark. Er empfahl deshalb, die Fruchtfolgeaspekte zu beachten und betriebswirtschaftlich die Gesamtfruchtfolge zu betrachten.
Sophie Radmacher von der Schweizer Firma Ecorobotix stellte hiernach die Präzisionsfeldspritze ARA mit 6 Meter Arbeitsbreite und bis 4 Hektar Stundenleistung für den Einsatz von Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden und Flüssigdüngern in derzeit 15 Kulturen vor. Durch selektive Einzelpflanzenbehandlung mittels punktgenauer Applikation (Genauigkeit von 6×6 cm) lasse sich mit dem Anhängegerät der Produktmittelaufwand bis zu 95 % reduzieren.
Rübenanbau: Hinweise für 2024
Hermann-Josef Keutmann gab abschließend Hinweise zur Zulassungssituation von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, ferner Empfehlungen zur Insektizid-, Fungizid- und Herbizidstrategie im Rübenanbau. Letztere bleibe unverändert, doch hinterlasse der Wegfall von Triflusulfuron eine Lücke.
Er verwies auf das Funktionieren des Conviso-One-Systems zur Unkrautbekämpfung, das aber Auswirkungen auf den Einsatz von ALS-Hemmern in der Nachfrucht Getreide habe (Resistenzmanagement) und nicht in SBR-Regionen angewandt werden sollte. Der Anbauberater mahnte eine ordnungsgemäße Rodung (möglichst bis 10. November) und Mietenpflege (für nach dem 6. Dezember abzufahrende Rüben) an, um die Rübenqualität zu erhalten.
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