Diskussion in Köllitsch: Was Studenten zu Klimawandel und Politik sagen
In einer Diskussionsrunde debattierten Studierende aus Dresden auf Einladung des Bauernverbandes mit nordsächsischen Landwirten in Köllitsch über Politik, Staat und Klimawandel.
Von Karsten Bär
Als einen Teil der Lösung betrachtet sich die Landwirtschaft in Sachen Klimawandel. Manche Kritiker sehen das komplett anders. Gelegenheit für einen Austausch zwischen beiden Seiten gab es vorige Woche im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch.
Auf Initiative des Professors für Didaktik der Philosophie und Ethik und Lehrbeauftragten für die Lehramtsausbildung an der Technischen Universität Dresden, Markus Tiedemann, hatten der Sächsische Landesbauernverband (SLB) und der Regionalbauernverband (RBV) Torgau zu einer Diskussionsrunde eingeladen, an der Lehramtsstudenten aus Dresden und Landwirte aus Nordsachsen teilnahmen. Das Thema lautete: Klimawandel und Politik. Wo soll der Staat eingreifen und wo nicht?
Gegenmeinung gesucht
Die angehenden zehn Ethiklehrerinnen und -lehrer, die derzeit an der TU studieren und an der Diskussion teilnahmen, waren zuvor im Rahmen eines Projektes fünf Tage in einem Kanu ab Königstein die Elbe hinabgefahren. An verschiedenen Stationen machten sie halt, um gezielt andere Meinungen und Sichtweisen zu gesellschaftlich kontrovers diskutierten Themen kennenzulernen.
Die Möglichkeit des Austauschs nahm der Bauernverband gern an. Man habe den Termin als geeignetes Instrument im Sinne des Zukunftsbauer-Konzeptes angesehen, um die Parallelwelten von Landwirten und Verbrauchern aufzubrechen, konträre Meinungen anzuhören und im besten Fall gesellschaftliche Gräben zu minimieren, so SLB-Hauptgeschäftsführerin Diana Henke.
Diskussionsrunde in Köllitsch: Klima-Prognosen und extreme Positionen
In der Veranstaltung wurden zunächst von Prof. Tiedemann düstere Prognosen zum Weltklima vorgetragen. Anschließend stellten zwei Studenten die Ansichten zweier Theoretiker vor: den Natur- und Technikphilosophen Hans Jonas, der Wissenschaft, Technik und Industrie für die vermeintliche Zerstörung der Biosphäre kritisiert, und den Begründer der klassischen Nationalökonomie, Adam Smith, der für eine liberale Wirtschaftsordnung steht, in der Probleme idealerweise ohne Eingriffe des Staates gelöst werden.
Zu beiden extremen Positionen nahmen die Diskussionsteilnehmer Stellung, wobei sich bereits Gräben offenbarten, die zwischen Stadt und Land, Unternehmen und Studierenden, Akademikern und Berufstätigen in den grünen Berufen verlaufen.
Landwirtschaft als Partner im Klimaschutz: Vorurteile abbauen, Austausch fördern
In kleineren Gruppen wurde anschließend weiterdiskutiert. „Viele Lehramtsstudenten hörten die Argumente der Landwirte offensichtlich zum ersten Mal“, so Diana Henke, die den beteiligten Mitgliedern des RBV Torgau herzlich für ihre Diskussionsbereitschaft dankt.
Man habe den jungen Leuten mitgegeben, dass die Landwirtschaft ein wichtiger Partner für den Klimaschutz sei. Man habe sie ermutigt, weiter den Austausch mit anderen Meinungen und den Kontakt zur Landwirtschaft zu suchen, etwa beim Tag des offenen Hofes.
Diskussion in Köllitsch: Dialog und Meinungsvielfalt als Schlüssel zur Lösung
Deutlich geworden sei auch: Die Gräben sind tief, und manches Vorurteil sitzt fest. Der Austausch und die Möglichkeit, sich gegenseitig für die Position der anderen Seite zu öffnen, seien jedoch – trotz eines für die Landwirte teils gewöhnungsbedürftigen Diskussionsformats – wertvoll und sollten fortgesetzt werden.
Um die Herausforderungen des Klimawandels zu bestehen und gemeinsame Lösungen zu finden, müsse man schließlich unterschiedliche Meinungen und Standpunkte berücksichtigen, so das Fazit der SLB-Hauptgeschäftsführerin.
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