Erdfloh im Raps bekämpfen: Feldseminar in Sachsen
Wie mit Gemengeanbau und Beisaaten der Raps im Ökolandbau vor Schädlingen geschützt wird, war ein Schwerpunkt beim Feldseminar von Gäa und Ölmühle Moog zum ökologischen Ölsaatenanbau.
Von Karsten Bär
Mit seinem Biohofgut Klappendorf ist die Ölmühle Moog auch als ökologisch wirtschaftender landwirtschaftlicher Erzeuger aktiv. Von einem der Schwerpunkthemen des diesjährigen Feldseminars, zu dem das Unternehmen unlängst in Zusammenarbeit mit dem Öko-Anbauverband Gäa eingeladen hatte, ist es mithin selbst betroffen: Schädlinge in Ölsaaten.
Winterraps und Sonnenblumen habe man im Anbau, berichtete Jens Werner, Betriebsleiter des Biohofgutes. Während die Sonnenblumen die nasskalten Phasen im Frühjahr nicht gut vertragen haben, musste der Raps der Kohlfliege Tribut zollen. Einen Teil der 25 ha Winterraps konnte man nur noch umbrechen.
Wintererbsen zeigen gute Wirkung
Zwar sei der Rapsglanzkäfer kein Thema, so Jens Werner weiter. Doch der Rapserdfloh nehme zu. Daher hat das sächsische Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau auf Flächen des Betriebes einen Versuch zur vorbeugenden Regulierung dieses Schädlings durchgeführt. Einer der Vorträge des Feldseminars widmete sich diesem Versuch.
Zunächst aber stellte Ulrich Ebert vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen Versuche seiner Einrichtung vor. Im Gemengeanbau von Raps mit Wintererbsen soll die Erbse als Begleitkultur Schädlinge verwirren und zugleich auch positive Effekte auf die Hauptkultur haben. Die Versuche führte das Kompetenzzentrum mit zwei Wintererbsensorten und einer Ackerbohnensorte durch. Es zeigte sich, dass die Flächen mit Begleitkultur merklich weniger Ertrag beim Raps aufwiesen, die Erbsen jedoch den Flächenertrag und die Marktleistung steigerten.
Der Gemengeanbau habe sich sowohl unkrautunterdrückend als auch hemmend auf Schadinsekten ausgewirkt. Über Regulierungsstrategien speziell für den Rapserdfloh sprach Stefanie Pencs vom Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau Sachsen. Die Palette der Möglichkeiten reiche von Fang-Pflanzen-Strategien, bei denen „Opferpflanzen“ in Randstreifen oder als Mischsaat im Bestand den Rapserdfloh vom Befall des Rapses abhalten sollen, über Mulchsaat, die die Besiedlung und die Eiablage hemmt, bis hin zur Behandlung der Pflanzen mit Netzschwefel oder mit Gesteinsmehl.
Untersucht hat das Ökokompetenzzentrum die Wirkung von Beisaat, deren Ziel es ist, dem Erdfloh Pflanzen anzubieten, die er entweder gegenüber dem Raps bevorzugt oder die das Auffinden des Rapses verhindern beziehungsweise den Schädling durch Geruch vergrämen. Dazu wurde Raps in Einzelkornsaat in einem Abstand von 50 cm und mit 40 Körner/m2 ausgebracht und eine Saatmischung ausgebracht, die unter anderem Bockshornklee und Alexandrinerklee enthält. Versuchsort war das Biohofgut Klappendorf.
Im ersten Versuchsjahr kein Ergebnis
Wegen trockener Bedingungen nach der Aussaat lief die Beisaat allerdings schlecht und langsam auf, während der Raps sich sehr schnell entwickelte. Dadurch ist eine Bewertung nicht möglich und das Kompetenzzentrum will den Versuch wiederholen. Sie erwarte aber, so Stefanie Pencs, dass die Beisaat ein Baustein zur vorbeugenden Regulierung des Erdflohs sein könne.
Detailreich schilderte Gebhardt Rossmanith vom Dachverband Ökologische Pflanzenzüchtung in Deutschland, welche Folgen er von einer Deregulierung der Gentechnik erwartet. Über kurz oder lang seien lockerere Regeln auf europäischer Ebene zu erwarten, gab er zu verstehen. Gentechnikfreiheit sei jedoch eine Frage der Haltung, nicht der gesetzlichen Vorgaben.
Für den Ökolandbau würde eine Deregulierung der Gentechnik offene Fragen und Probleme mit sich bringen. Dies bedeute, dass man gemeinsam Handlungsempfehlungen erarbeiten müsse, wie Kontaminationen weitgehend vermieden werden können. Da dies nicht völlig auszuschließen sei, müsse man den Anspruch „Frei von Gentechnik“ in „Arbeiten ohne Gentechnik“ verändern. Nicht zuletzt gelte es, die eigene Züchtung zu stärken, um die Gentechnikfreiheit der Sorten garantieren zu können.
Klassisch gezüchtet ist sogenannter HOLL-Raps, der die Herstellung eines innovativen Bratöls ermöglicht. HOLL (High Oelic Low Linolic) bedeutet, dass der Anteil oxidationsanfälliger ungesättigter Fettsäuren geringer ist, der Rauchpunkt des Öls höher liegt und beim Erhitzen in geringerem Umfang Transfettsäuren gebildet werden, wie Ernährungswissenschaftlerin Sarah Diener von der Ölmühle Moog erklärte. Damit sei High-Oelic-Rapsöl eine attraktive Alternative zu Olivenöl. Bislang allerdings gebe es kaum HOLL-Raps und noch weniger in Bioqualität.
Bei HOLL-Raps Auskreuzung vermeiden
Mehr verbreitet ist HOLL-Raps in der Schweiz. Darüber berichtete Matthias Christen vom Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FibL). HOLL-Rapssorten seien 00-Rapssorten mit verändertem Fettsäuremuster. Das Öl werde hauptsächlich für lebensmittelindustrielle Zwecke eingesetzt, etwa zum Frittieren von Chips oder in Großbäckereien. Einige wenige HOLL-Rapssorten gibt es auch in Deutschland, wobei DSV der einzige Anbieter sei, wie Christen erklärte.
HOLL-Raps habe eine geringere Wüchsigkeit, einen früheren Saattermin und eine höhere empfohlene Saatdichte (60–70 Körner/m2). Bei ungünstigen Bedingungen seien die Ertragserwartungen gegenüber herkömmlichen Sorten geringer. Bei der Anfälligkeit gegenüber Schädlingen gebe es keine Unterschiede. Da HOLL-Raps fremdbestäubend ist, müsse Abstand zu anderen Rapsbeständen gehalten werden, um das mit der Veränderung der Fettsäuremuster verbundene Auskreuzen zu vermeiden. Nach der Ernte müsse man den Ausfallraps bekämpfen und Anbaupausen einhalten, so Christen.
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