Ernte 2021: Steile Kurven
Nach den Berechnungen des Landesamtes hat sich die Ernte 2021 für Sachsens Landwirte dank guter Marktentwicklung gelohnt. Im Aufwärtstrend sind aber nicht nur die Erzeuger-, sondern auch die Betriebsmittelpreise.
Erträge und Qualitäten sind nicht die höchsten – wirtschaftlich könnte die Ernte 2021 für sächsische Landwirte dennoch eine der erfolgreichsten der vergangenen Jahre werden. Zu dieser Einschätzung kommt Annette Schaerff vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Beim Sächsischen Qualitätsgetreidetag, der am 9. September als Online-Veranstaltung stattfand, nahm die Referentin gemeinsam mit ihrer Kollegin Elisabeth Dreher eine aktuelle ökonomische Bewertung des Marktfruchtanbaus vor.
Wintergerste mit deutlichem Ertragsplus
Laut den vorläufigen Ergebnissen brachte die Ernte im Freistaat durchwachsene Ergebnisse. Elisabeth Dreher verwies auf Rückgänge des durchschnittlichen Weizenertrages im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 % und des Rapsertrages um 7,3 %. Beim Roggen brach der Ertrag sogar deutlich um 22,6 % ein. Mit deutlichem Plus von 10,1 % schließt hingegen die Wintergerste ab (77 dt/ha). Bis auf sie liegen die Erträge allesamt auch unter dem fünf- oder zehnjährigen Mittel in Sachsen.
Den schwächelnden Erträgen stehen indes steigende Preise gegenüber. Die Einstiegspreise nach der Ernte lägen beim Getreide zwischen 15 und 25 % über dem Fünfjahresmittel. Konkret beim Weizen seien es fast 20 %. Bislang allerdings würden hohe Qualitäten beim Weizen noch nicht honoriert. Ein Umstand, der sich noch ändern dürfte. Der Raps erlebt einen absoluten Boom: „Preise von über 50 €/dt hatten wir noch nie“, gab die Referentin zu verstehen.
Teurere Düngemittel, stagnierende Pachten
Durchaus noch steilere Kurven zeigen allerdings die Preisdiagramme bei den Düngemitteln. Hier beginne sich die CO2-Besteuerung auszuwirken. Und: „Es wird definitiv teurer“, so Annette Schaerff. Auch der Dieselpreis ziehe an. Allerdings gäbe es auch einen Lichtblick auf der Kostenseite: Die Pachtpreise in Sachsen seien nach drei Jahren ohne Dynamik im letzten Jahr auf im Schnitt 211 €/ha zurückgegangen. Die Preise für Neupachten stiegen nur moderat. Beeinflusst wird das Ergebnis in diesem Jahr darüber hin aus von höheren Trocknungskosten und möglichen Preisabschlägen aufgrund geringerer Qualitäten.
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Dennoch zeigen laut Annette Schaerffs Berechnung fast alle Kulturen in diesem Jahr ein positives Ergebnis: Winterraps als Spitzenreiter mit 406 €/ha, A-Winterweizen mit 150 €/ha gefolgt von der Wintergerste mit 132 €/ha. Auch Braugerste schließt mit 103 €/ha erfreulich ab. C-Weizen bringt immerhin noch 42 €/ha. Es sei beachtenswert, dass in diesem Jahr fast alle Fruchtarten auch ohne Direktzahlungen im Plus stehen. Nicht immer werden sich diese Ergebnisse indes so realisieren lassen, denn größere Mengen dürften in Kontrakten zu Vorjahrespreisen gebunden sein.
Ernte 2021 in Sachsen: Trübes Ergebnis für den Brotroggen
Verlierer ist einmal mehr der Brotroggen, der demzufolge ein Minus von fast 360 €/ha einfährt – wobei die Referentin einräumte, dass bei dieser Frucht und ihrem bevorzugten Anbau auf schwachen Standorten die in der Kalkulation angesetzten durchschnittlichen Pachtkosten nicht den realen Werten entsprechen dürften. Auch Sommerfuttergerste schließt im Minus ab (-166 €/ha), ebenso wie die Körnererbsen (-301 €/ha), wobei diese jedoch ihre Qualitäten im Rahmen der Fruchtfolge ausspielen und auch in diesem Zusammenhang bewertet werden müssten.
Insgesamt sei das Ergebnis das beste nach dem des Jahres 2012. Das aktuelle Erntejahr habe somit, schloss Annette Schaerff, „ein Wechselbad der Gefühle, aber ein versöhnliches Ende“ gebracht.