Ernte im LVG Köllitsch läuft: Jetzt geht´s in den Weizen
Mit einem frühen Drusch der Wintergerste hat das Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch die Ernte 2024 begonnen. Die Erträge liegen unter dem Niveau. Auch andere Kulturen schneiden schwach ab – bis auf den überraschend ertragreichen Hafer.
Von Karsten Bär
Am 24. Juni 2024 ging es dieses Mal im LVG Köllitsch mit der Ernte der Wintergerste los. Das war noch einen Tag früher als im vorigen Jahr. Die Kultur war zügig abgereift und bereit für den Drusch. Dass man das Ganze ohne Verzug in Angriff nahm, sei aber auch ein wenig von der Angst getrieben gewesen, sagt Feldbauleiter Nico Wolf. Vielerorts, auch im direkten Umfeld des Lehr- und Versuchsgutes (LVG), hatte es schwere Hagelschäden gegeben. „Da wartet man nicht“, gibt er zu verstehen. Von Hagel sei man in der Gerste selbst bislang verschont geblieben. Doch starke Niederschläge haben trotzdem einige Spuren hinterlassen.
Zügiger Drusch: In viereinhalb Tagen durch die Gerste
Während des Druschs blieb es trocken. Viereinhalb Tage sei man durch die Gerste gefahren und habe die insgesamt 112 ha problemfrei abgeerntet. Dazu zählt auch die Sortendemonstration, bei der jede Parzelle einzeln gedroschen und gewogen wurde, was durchaus Zeit in Anspruch nimmt.
Die Gerste sei gut durch den Drescher gegangen, sagt der Feldbauleiter. Die Wechsel von feuchter und trockener Witterung hätten das Stroh mürbe werden lassen – anders als im letzten Jahr, als es zäh war und sich schlechter dreschen ließ.
Witterung wirkt sich auf den Ertrag aus
Weniger gut sieht es beim Ertrag aus. Wie immer in Köllitsch, erfahren wir Von-bis-Angaben. „Der schlechteste Schlag brachte 56 dt/ha, vom Besten haben wir 74 dt/ha geholt“, berichtet Nico Wolf und fügt an: „Das liegt unter unserem Niveau. Wir hatten in den zurückliegenden zwei trockenen Jahren bessere Ergebnisse.“ Bei der Ernte im Vorjahr waren es im Schnitt 81 dt/ha, das Jahr zuvor sogar 85. Die Hoffnung, viel Wasser werde zu viel Ertrag führen, erfüllte sich nicht. Ein kleiner Teil der Verluste dürfte auf die Rechnung der Starkniederschläge in den vergangenen Wochen gehen.
Einen Dämpfer habe wohl auch der Frost im Frühjahr gebracht. Ebenso scheint der niederschlagsreiche Herbst und Winter eine Rolle gespielt zu haben. „Das ist nicht unbedingt förderlich“, meint der Feldbauleiter. Unter trockenen Bedingungen würden die Pflanzen ihr Wurzelwachstum besser ausprägen, um dem Wasser gewissermaßen hinterher zu wachsen. Passiert dies nicht, sind sie im Frühjahr anfälliger in Trockenphasen, die es in Köllitsch auch in diesem Jahr gab.
Das alles wirkte sich offenbar auf den Ertrag aus. „Selbst Sorten, die solide und bewährt sind, haben dieses Mal komplett enttäuscht“, verdeutlicht Nico Wolf. „Die besten Erträge hatten die zweizeiligen Sorten.“
Video: Ernte 2024 im LVG Köllitsch
Mehr Wintergerste für die Vermarktung
Hinzufügen müsse man jedoch auch, dass das LVG die Wintergerste seit Jahren sehr extensiv fahre. Die Kultur erhält nur wenig Stickstoffdünger, auf manchen Schlägen nur um die 100 kg/ha, und dies oft auch in geteilten Gaben. Auch der Pflanzenschutz fällt sehr sparsam aus und beschränkt sich auf eine Herbizidbehandlung im Herbst. Fungizid wird gar nicht ausgebracht, was dank einer angepassten Sortenwahl funktioniert. Das alles hält die Kosten niedrig. „An den Marktpreisen können wir leider nichts machen.“
Während die Gerste in anderen Jahren größtenteils in die Fütterung des Betriebes ging, steht nach dieser Ernte wegen des aufgrund des Stallneubaus reduzierten Tierbestandes mehr zur Vermarktung zur Verfügung.
Intensive Tage mit Mehrfachbelastung während der Ernte
Gut geklappt hat nach dem Drusch auch die Strohbergung. Gerstenstroh ist in Köllitsch Futterstroh. Es wird mit einer Fein-Cut-Einrichtung geschnitten und als idealer Strukturlieferant in die Rationen gemischt.
Parallel dazu waren die Köllitscher auch im benachbarten Hauptgestüt Graditz unterwegs, wo sie in Dienstleistung Heu machten, wie es seit wenigen Jahren üblich ist. Man habe gutes Futter gewonnen, sagt der Feldbauleiter. „Aber der Zeitpunkt war etwas ungünstig.“ Ernte der Gerste, Heu und Strohbergung zur gleichen Zeit, das sei ziemlich intensiv.
Zumal sich auch der Stoppelsturz anschloss, der auch nicht zu lange warten sollte. Auch das ist erledigt. Alle Flächen sind einmal mit Grubber oder Scheibenegge bearbeitet. Auf welches Gerät man zurückgreift, ist vom Zustand der Fläche und der Folgekultur abhängig. Um den Unkrautdruck zu mindern, sei der Grubber, dessen Gänsefußschare für einen flächendeckenden Schnitt führen, das Mittel der Wahl. Er kommt unter anderem überall dort zum Einsatz, wo Zwischenfrüchte ausgesät werden sollen. Ob Grubber oder Egge – in diesem Jahr dürfte der erhoffte Effekt dank bislang feuchter Bedingungen eintreten und es zum Aufkeimen von Ausfallgetreide und Unkräutern kommen, die mit dann der Bodenbearbeitung vor der Aussaat der Folgekultur gestört werden können.
Mit Zwischenfrüchten der Futterknappheit entgegenwirken
Anlegen wollen die Köllitscher in diesem Jahr eine Futter-Zwischenfrucht-Demonstration. Die Idee sei aus der Futterknappheit der vergangenen Jahre geboren worden. Der Versuch will ermittlen, welche Alternativen es hierfür nach Wintergerste als erstabgeräumter Kultur gibt. Zehn bis zwölf Komponenten stellt das LVG ins Feld, um deren Ertrag, Qualität und auch Kosten zu ermitteln und auf dieser Grundlage Landwirten der Region Empfehlungen geben zu können. Dazu zählen Rauhafer, Teffgras, Ramtillkraut, Markstammkohl, Sudangras, Esparsette, Klee-Gras-Gemenge, Hafer-Erbsen-Gemenge, Sommerraps und Rübsen. Die Flächen sind im kommenden Jahr für die Aussaat von Silomais vorgesehen. Die Hoffnung ist, dass diese Zwischenfrüchte im Herbst zur Ernte kommen und Futter liefern.
Die Ernte geht weiter: Hafer überrascht mit Wahnsinns-Ertrag
Nach dem erfolgreichen Drusch der Gerste, an die sich eine witterungsbedingte Pause anschloss, waren als nächstes die Erbsen dran. „Das wurde höchste Zeit“, sagt Nico Wolf mit Blick auf den Zustand der Bestände, die schon durch heftige Niederschläge gezeichnet waren. Der Ertrag lag zwischen 20 und 30 dt/ha. „Das war etwas ernüchternd“, gibt er zu verstehen.
Durchwachsen zeigt sich der Raps, der je nach Schlag zwischen 20 und 35 dt/ha Ertrag verzeichnet. Ganz anders der Sommerhafer, der mit mehr als 60 dt/ha überraschte. „Das ist echt Wahnsinn!“, freut der Feldbauleiter über diesen Ertrag. Mit der Ernte des Weizens hat das LVG Köllitsch in dieser Woche begonnen (Stand 12.07.2024), aber wegen des Wetters noch nicht viel abräumen können.
Rotschwänzchen bremst Abrissarbeiten
Am Milchviehstall gehen derweil die Abrissarbeiten voran – die nun allerdings unvermittelt etwas gebremst werden. Trotz getroffener Vorkehrungen haben sich Rotschwänzchen einen Brutplatz am Stall verschafft, derentwegen nun ein Teil des Mauerwerks etwas länger stehenbleiben muss. Die Brutzeit ist zum Glück in wenigen Wochen vorbei, sodass der Abriss dann vollendet werden kann, wie Betriebsleiter Ondrej Kunze hofft.
Nach Diebstahl Sicherheitsvorkehrungen erhöht
Weitaus unerfreulicher war ein Ereignis, dass sich vor Kurzem ereignete: Einbrecher machten sich an mehrere Traktoren zu schaffen, um gezielt Lenksysteme und Steuerungskomponenten zu stehlen. Die Polizei ermittelt, Kriminaltechniker haben den Tatort untersucht und Spuren gesichert. „Wir haben die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verstärkt und die Mitarbeiter sensibilisiert, achtsam zu bleiben“, sagt Ondrej Kunze. Dennoch bleibt das ungute Gefühl von Unsicherheit.
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