Erntebilanz in Sachsen: Nur mäßige Erträge
Insgesamt eher unterdurchschnittliche Erträge bilanzierten Bauernverband und Agrarministerium bei der Erntebilanz im vogtländischen Reumtengrün für den Freistaat. Doch es gibt auch Ausnahmen.
Mit 34 dt/ha kann sich der Rapsertrag der Treba-Agrar GmbH in Reumtengrün bei Auerbach in diesem Jahr auch im Sachsen-Vergleich sehen lassen. „Hätten wir nicht einen Hagelschaden gehabt, wären es sogar 37 Dezitonnen gewesen“, so Geschäftsführer Marion Grünert. Der hohe Ertrag sei ihm selbst unerklärlich. Im sachsenweiten Durchschnitt ernteten die Landwirte gerade einmal 29,5 dt/ha – das liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau.
Minister und Bauernpräsident ziehen durchwachsene Erntebilanz
Die Treba-Agrar GmbH fungierte am Montag als Gastgeber für die Erntebilanz-Pressekonferenz des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB) und des Landwirtschaftsministeriums. Bauernpräsident Torsten Krawczyk und Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) gaben dort durchwachsene Ergebnisse bekannt.
Qualität des Getreides ist häufig ein Problem
Von einer insgesamt „durchschnittlichen bis leicht unterdurchschnittlichen Ernte“ sprach Krawczyk. Während die Wintergerste deutlich unter dem mehrjährigen Ertrag abschnitt, holte der Winterweizen entgegen den Erwartungen zum Schluss noch etwas auf. Indes sei die Qualität oft nicht zufriedenstellend. Statt Qualitäts- habe man überwiegend Futterweizen produziert, der entsprechend geringer vergütet werde. Ohnehin seien Marktverwerfungen zu beobachten: Noch immer lägen alte Getreidebestände in den Lägern. Teils scheitere die Vermarktung an mangelnder Nachfrage, teils seien die vom Handel angebotenen Preise den Erzeugern zu niedrig. Einen Grund vermutet der Bauernpräsident in verstärkt aus Osteuropa, speziell der Ukraine, nach Sachsen strömender Ware. Der Markt sei allerdings sehr intransparent.
Geringe Rapserträge – ist die Kultur noch rentabel?
„Perspektivisch macht mir der Raps die meisten Sorgen“, meinte er mit Blick auf dessen schwaches Ergebnis. Verschiedene Faktoren hätten dies bewirkt. Zum einen war dies der heftige Spätfrost im April, zum anderen fehlten Wirkstoffe, um die Pflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten zu schützen. Für manchen stelle sich die Frage, ob der Anbau überhaupt noch lohne. Doch die Kultur sei zu wichtig, um aus dem Anbauspektrum zu verschwinden, warnte er.
Erntebilanz ist für Günther Resultat des Klimawandels
Mit einem Getreideertrag von 66,6 dt/ha liege Sachsen zwar etwas über dem Bundesdurchschnitt (65,6 dt/ha), jedoch deutlich unter dem Vorjahreswert, verdeutlichte Agrarminister Günther. Mit Verweis auf weitere Kulturen, die vergleichsweise schlecht abschnitten, sagte er: „Wir sehen es immer häufiger: Der menschengemachte Klimawandel verschlechtert die Ernten.“ Die Betriebe stellten sich bereits auf Wetterextreme ein und sein Haus unterstütze dabei mit Förderung und Beratung. Zudem mache Regionalität die Betriebe krisenfester. Auch hier unterstütze der Freistaat.
Krawczyk fordert Mehr Einsatz für Mehrgefahrenversicherung
Bezugnehmend auf Wetterextreme forderte Bauernpräsident Krawczyk, dass die Politik endlich die Weichen für eine Mehrgefahrenversicherung stelle, mit der sich die Betriebe vor existenzbedrohenden Schäden schützen könnten.
Unabhängig von der insgesamt und vor allem bei den wichtigsten Kulturen unterdurchschnittlichen Ernte, gab es auch Ertragszuwächse. So schnitten die Sommerungen Sommergerste und Hafer besser ab. Die Futterversorgung dürfte in diesem Jahr sehr gut abgesichert sein, glaubt Bauernpräsident Krawczyk. Mario Grünert konnte das für den Gastgeberbetrieb der Erntebilanz bestätigen. Beim Silomais erwarte er um die 400 dt/ha Ertrag. Und beim Grünland sei dieses Jahr auch noch ein fünfter Schnitt möglich.
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