Strip-Till-Technik stellte der Projektpartner Eidam Landtechnik vor. © AgUmenda GmbH

Boden-Erosion: So schätzen Landwirte das Risiko und schützen ihre Flächen

Wie sich das Risiko für Boden-Erosion abschätzen lässt und welche Methoden davor schützen, thematisierte ein Feldtag des Landesamtes zum landwirtschaftlichen Gewässerschutz in Reinsdorf in Sachsen.

Von Karsten Bär

Speziell auf das Thema Bodenerosion zielte der diesjährige Feldtag zum landwirtschaftlichen Gewässerschutz ab, den die AgUmenda GmbH als Dienstleister des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und gemeinsam mit diesem Ende Mai in Reinsdorf bei Zwickau organisiert hatte. Gastgebender Betrieb war die Landwirtschaftsbetrieb Ehrler GbR.

Spatendiagnose: Was der Boden über seine Gesundheit verrät

Bodenerosion beeinträchtigt nicht nur Gewässer durch Nährstoffeinträge. Wenn Starkregenereignisse Ackerboden abtragen, schadet dies auch der Bodenfruchtbarkeit; ihre Wiederherstellung dauert lange. Der Feldtag zeigte an mehreren Stationen auf, mit welchen Mitteln das Risiko für Bodenerosion eingeschätzt und durch angepasste Bearbeitung vermindert werden kann.

Mit der Vorstellung eines Strip-Till-Feldversuchs und einer Strip-Till-Sämaschine war das vom Bund geförderte Projekt Land.Vision als Innovationsnetzwerk der Landwirtschaft mit zwei von insgesamt vier Stationen am Feldtag beteiligt.

Landwirte sollten wenigstens gelegentlich auf ihren Flächen eine Spatendiagnose durchführen. Das empfahlen an der Station „Was der Boden uns zu sagen hat“ Gerald Tomat, Jana Brückner und Dagmar Kahle von der Zwickauer Außenstelle des LfULG. Neben anderen, unabänderlichen Faktoren habe die Bewirtschaftung Einfluss auf den Bodenaufbau. Ein Blick unter die Oberfläche helfe, die Auswirkungen der Bewirtschaftung einzuschätzen und diese gegebenenfalls zu optimieren.

Professor Dr. Knut Schmidtke von der HTW Dresden-Pillnitz erläutert den Strip-Till-Feldversuch.
Professor Dr. Knut Schmidtke von der HTW Dresden-Pillnitz erläutert den Strip-Till-Feldversuch. © AgUmenda GmbH

Förderung der Biodiversität: Erosionsschutz durch Humusaufbau und Zwischenfruchtanbau

Die Spatendiagnose bringt eine Reihe von Merkmalen ans Licht: die Bodenbeschaffenheit, der Eindringwiderstand, das Bodengefüge, Röhren und Klüfte, das Wurzelwachstum sowie Farbe und Geruch. Diese Merkmale können durch die Bewirtschaftung beeinflusst werden. Es gelte, so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig den Boden zu bearbeiten, um die Bodenstruktur zu schonen. Auch sollte der Boden möglichst nicht unbedeckt bleiben, um die Verdunstung zu verringern, und der Humusaufbau durch organische Düngung oder Zwischenfruchtanbau gefördert werden. Nicht zuletzt biete die Spatendiagnose auch eine Gelegenheit, die Bodenart zu bestimmen, was für die korrekte Düngebedarfsermittlung relevant ist.

Prozesse der Bodenregenerierung verlaufen sehr langsam. Umso wichtiger sei es, Abtrag zu vermeiden und den Aufbau zu begünstigen. Darauf wies an der Station „Erosionsrisiko abschätzen und verringern“ Prof. Conrad Jak­kisch von der AG für Bodenphysik und Ökohydrologie der TU Bergakademie Freiberg hin. Konservierende Bodenbearbeitung liefere die Grundlage dafür. Positive Wirkung entfalte sich aber erst mit einer bodenbedeckenden Mulchschicht. Dort ist das Bodenleben intakt. Es gibt eine gute Infiltration und Wasserhaltefähigkeit. Der Boden ist vor Abtrag geschützt. Dies gelte als Grundregel. In Abhängigkeit von den standörtlichen Bedingungen und im Zusammenspiel von Bearbeitung und Fruchtfolge gebe es vielfältige Wechselwirkungen und Optionen.

Jackisch stellte an der Station Verfahren vor, mit deren Hilfe die Infiltration von Wasser und der Abtrag von Boden gemessen werden können. Diese ermöglichen es unter anderem, die Wirksamkeit von Maßnahmen zum Schutz vor Erosion des Bodens einzuschätzen.

Landwirtschaft ohne Glyphosat: Unkrautmanagement im Strip-Till-Verfahren

Mit dem Feldversuch „Strip-Till zu Wintergerste, Ackerbohne und Mais“ untersucht ein Verbundvorhaben des Projektes Land.Vision, wie sich Boden durch Strip-Till im One-Pass-Verfahren besser vor Erosion schützen lässt. One-Pass bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Arbeitsschritte Bodenlockerung im Sästreifen, Aussaat und Unterfußdüngung während einer Überfahrt vorgenommen werden. An zwei Standorten in Sachsen laufen bereits Versuche des Projektes. Am Standort Reinsdorf begann im Frühjahr 2023 mit der Aussaat der Vorfrucht der Feldversuch, der während des Feldtages vorgestellt wurde. Ziel sei es, herauszufinden, welche Kulturen sich für das Verfahren eignen, ob Zwischenfrüchte als Untersaat etabliert werden können und wie das Unkrautmanagement bei einem Wegfall von Glyphosat aussehen könnte, so Projektmitarbeiterin Teresa Kempe.

Untersaat mag keine Trockenheit

Vorversuche zeigten, dass Rauhafer zur Unkrautunterdrückung gut geeignet ist. Die Etablierung von Untersaaten nach Sommergerste sei an der Versuchsstandorten wegen trockener Bedingungen nicht gelungen, werde aber dennoch als sinnvoll erachtet. Aus anderen, internationalen Untersuchungen ist bekannt, dass Strip-Till auch bei Getreide und Hülsenfrüchten leicht erhöhte Erträge erwarten lässt.

Landtechnik für Strip-Till: Eidam Landtechnik präsentiert innovative Lösungen

Mit der für das Strip-Till-One-Pass-Verfahren nötigen Technik befasst sich die in Lößnitz im Erzgebirge ansässige Firma Eidam Landtechnik seit einiger Zeit intensiv, speziell mit Technik des Herstellers Mzuri. Sie soll für die Erfordernisse weiterentwickelt und an die Bedingungen verschiedener Standorte in Sachsen angepasst werden. Vorgestellt wurde die Technik beim Feldtag in Reinsdorf – der, wie um die Relevanz des Themas zu verdeutlichen, mit einem heftigen Regenguss endete.

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