Milcherzeuger: Verwertungsalternativen für Milch

In der Hofkäserei die eigene Milch zu verarbeiten, ist eine in Sachsen bereits relativ häufig praktizierte Verwertungsalternative. (c) Sabine Rübensaat
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Eine Studie sieht gute Chancen für sächsische Milcherzeuger ihr Produkt jenseits großer Molkereien zu verwerten. Doch der Aufbau von Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen braucht Unterstützung.

Von Karsten Bär

Sowohl die Nachfrage als auch Potenziale sind vorhanden. Um in Sachsen Verwertungsalternativen für Milch zu schaffen oder bestehende auszubauen, brauchen die Erzeuger allerdings mehr Unterstützung. Dazu gehört der Aufbau eines regionalen Herkunftsnachweises ebenso wie Entbürokratisierung, Wissenstransfer oder Investitionsförderung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der AMI GmbH und der Ecozept Deutschland GbR. Sie haben im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Ist-Zustand, Potenziale und Aussichten von Verwertungsalternativen für Milch in Sachsen untersucht.

Starke nachfrage regionaler Produkte

Der Studie zufolge gibt es bereits jetzt gute Ansätze für die alternative Milchvermarktung in Sachsen. Häufig genutzte alternative Vermarktungswege sind Milchautomaten, die derzeit von 56 Betrieben genutzt werden, Hofkäsereien (45 Betriebe) und die Lieferung von Schulmilch (41 Betriebe). Die Studienautoren zählen auch die Biomilcherzeugung, Hofmolkereien, Erzeugung von Schaf- oder Ziegenmilch, die Vermarktung über Hofläden und Marktschwärmereien oder im Rahmen von Solidarischer Landwirtschaft oder Verbrauchergenossenschaften zu alternativen Vermarktungsmöglichkeiten, die in Sachsen genutzt werden. Als Merkmale alternativer Vermarktung gelten Regionalität und Transparenz, aber auch eine gewisse Preishoheit der Erzeuger über ihr Produkt.

Stärkere Nachfrage erwarten Erzeuger und Verarbeiter nicht nur für Produkte aus regionaler Erzeugung. Auch Kriterien wie unter anderem Tierwohl, die Qualität als Bio- oder Weidemilch sowie die Naturbelassenheit des Produktes werden als künftig an Bedeutung gewinnend angesehen. Diese Erwartungen sind nicht grundlos. Für Biomilch etwa konstatiert die AMI seit 2015 fast eine Verdoppelung der Nachfrage in Sachsen und Thüringen auf 10,7 Mio. Liter im Jahr 2020.

Handlungsempfehlungen

Bereitschaft, sich alternative Vermarktungsoptionen zu schaffen oder bestehende auszubauen, gibt es ebenfalls. An erster Stelle steht hierbei der Rohmilchverkauf ab Hof – der jedoch aufgrund des Aufwands nur bei nennenswertem täglichen Absatz lohnt –, an zweiter die hofeigene Verarbeitung. Potenzial sehen Akteure aus der Branche auch in der Belieferung für die Außer-Haus-Verpflegung – und zwar mehr als im Bereich Gastronomie/Hotellerie. Die Hygienevorschriften, denen sich Erzeuger stellen müssen, die Milch selbst verarbeiten oder anderweitig vermarkten wollen, gelten überwiegend als umsetzbar. Dennoch herrscht der Studie zufolge unter den Erzeugern die Ansicht vor, dass für kleinere Betriebe weniger strenge Regeln gelten sollten. Für Biomilch gilt das Vorhandensein von Verarbeitungsstrukturen als ein begrenzender Faktor. Für Schafsmilch gibt es – anders als für Ziegenmilch – derzeit keine Möglichkeit, sie in einer Molkerei verarbeiten zu lassen.


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Die Studie gibt mehrere Handlungsempfehlungen. Wichtig sei, eine sichere Herkunftskennzeichnung für sächsische Milchprodukte zu schaffen. Zudem wird eine Imagekampagne angeraten, die die Vorteile regional erzeugter Milch betont und darüber hinaus die Vorteile von Schafs- und Ziegenmilch herausstellt, um die hier liegenden Nachfragereserven zu aktivieren. Als weiteren Absatzweg schlägt die Studie auch eine Stärkung von Bauern- und Wochenmärkten sowie die bessere Berücksichtigung regionaler Produkte bei Vergabeverfahren in der Außer-Haus-Verpflegung vor.

Im Bezug auf Bürokratie, Genehmigungsverfahren und andere behördliche Fragen raten die Autoren Vereinfachungen an. Wissenstransfer für hofverarbeitende Betriebe und entsprechende Ausbildungsinhalte sollten ebenso eine größere Rolle spielen. Auch der Investitionsbedarf von Betrieben, die verarbeiten wollen, müsse berücksichtigt werden. Darüber hinaus bleibe die Marktbeobachtung und Bewertung von Marktpotenzialen sowie die Betrachtung der Wirtschaftlichkeit von Schritten in die alternative Milchverwertung eine Aufgabe. Diese sollen unter anderem Gegenstand einer Fortsetzung der Studie werden.