Ökolandbau: Hoher Anteil Grünland
Sachsens Ökolandbau wächst: Seit 2015 hat sich der ökologisch bewirtschaftete Flächenanteil verdoppelt. Schwerpunkte sind die Mutterkuhhaltung, die Geflügelhaltung und ein starker Feldgemüseanbau.
Minister Wolfram Günther (Grüne) spricht von erfreulichen Zahlen, die „zeigen, dass der Ökolandbau weiter auf Erfolgskurs“ sei: Im vergangenen Jahr bewirtschafteten in Sachsen Landwirtschaftsbetriebe insgesamt 72.499 ha nach Grundsätzen des ökologischen Landbaus. Wie das Agrarministerium mitteilt, waren dies 5.185 ha mehr als im Jahr zuvor. Der Anteil der Ökofläche beträgt somit 8,1 %. Er hat sich seit 2015 (4,1 %) somit verdoppelt.
angezogenes wachstum der vergangenden jahre
Die Zahl der Ökobetriebe stieg 2020 um 52 (+ 6,5 %) auf insgesamt 856. Diese Zahl umfasst Landwirtschafts- wie auch Gartenbaubetriebe. Damit arbeiten 13,5 % aller Betriebe ökologisch. Hinzu kommen 460 Unternehmen (+ 20), die in den Bereichen Verarbeitung, Lagerung, Import und Handel tätig und bei den Ökokontrollstellen gemeldet sind.
Über das in den vergangenen Jahren angezogene Wachstum hinaus geben die statistischen Daten Einblick in die Struktur des Ökolandbaus in Sachsen. Wie das Agrarministerium auf Anfrage und mit Verweis auf den Sächsischen Agrarbericht erklärt, falle auf, dass fast 40 Prozent der Ökofläche Sachsens als Grünland bewirtschaftet werden, etwa doppelt so viel bei konventionellen Betrieben. Dies erklärt sich auch aus dem Umstand, dass im Vogtland und im Erzgebirgsraum, wo diese natürlichen Standortbedingungen vorherrschen, der Anteil ökologisch wirtschaftender Betriebe sachsenweit am höchsten ist. Genutzt wird das Grünland überwiegend für die Mutterkuhhaltung. Ökobetriebe halten doppelt so viele Mutterkühe je 100 ha wie im Mittel aller sächsischen Betriebe. Bei Milchkühen ist das Verhältnis genau anders herum. Ein im Auftrag des sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie erstellten Studie zufolge betrug die Zahl ökologisch gehaltener Milchkühe im Jahr 2019 rund 6.700. Deutschlands größter Biomilchbetrieb befindet sich gleichwohl in Sachsen. Es ist das Hofgut Eichigt im Vogtland.
Schwerpunkt geflügelhaltung
Ein weiterer Schwerpunkt der sächsischen Ökolandwirtschaft ist dem Ministerium zufolge die Geflügelhaltung. In Ökobetrieben werden den vorläufigen Ergebnissen der Landwirtschaftszählung zufolge fast 200.000 Legehennen gehalten, hinzu kommen über 260.000 Stück sonstiges Geflügel wie Masthähnchen, Wachteln und Gänse. Die Legeleistung in Ökobetrieben betrug im vorigen Jahr 296,9 Eier/Henne und Jahr. Schweine werden von Ökobetrieben hingegen nur wenige gehalten. Die Zahlen des Statistischen Landesamtes weisen für das Vorjahr 4.100 Schweine in Ökohaltung aus – von mehr als 640.000 insgesamt.
Überdurchschnittlich vertreten ist in Sachsens Ökolandbau der Feldgemüsebau. Er ist mit einem Anteil von 3,2 Prozent an der Ackerfläche mehr als fünf Mal so hoch wie im Mittel aller sächsischen Betriebe. Ein Viertel der Gemüsefläche Sachsens wird ökologisch bewirtschaftet. Hintergrund hierfür ist die regionale Nachfrage des Tiefkühlkost-Unternehmens Elbtal in der Lommatzscher Pflege.
Entwicklungspotenzial für den Ökolandbau gibt es dem Ministerium zufolge in den Ackerbauregionen, die im sachsenweiten Vergleich einen unterdurchschnittlichen Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche aufweisen.
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Eine Zahl von 107 Ökobetrieben hat in Sachsen eine hofeigene Verarbeitung aufgebaut. Dazu zählen Hofmolkereien und -käsereien, -bäckereien. Tiere aus Ökohaltung werden überwiegend in kleineren und mittleren Handwerksbetrieben zerlegt und verarbeitet. Schwerpunkte bilden weiterhin die Verarbeitung von Frostgemüse sowie von Getreide und Ölsaaten. Die Verarbeitung der Ökomilch erfolgte bislang überwiegend außerhalb Sachsens. Die Kohrener Landmolkerei startete im Vorjahr als erste Molkerei die Biomilchverarbeitung. Das Ministerium beurteilt die Situation bei der Verarbeitung analog zu der konventioneller Produkte. Große Verarbeiter verfügten vielfach auch über eine Bio-Zertifizierung. Das Potenzial ist jedoch insgesamt gering. Das Defizit in der Verarbeitung sei somit ein grundsätzliches strukturelles.
Ökolandbau: förderung für die umstellung
Mit dem Ziel, die Wertschöpfung aus regionaler Lebensmittelerzeugung zu erhöhen, fördert das Agrarministerium verschiedene Projekte, die den Ökolandbau Sachsens und die Verarbeitung seiner Produkte zum Gegenstand haben. Dazu zählt die Erarbeitung eines Musterleitbildes „Bio-Regio-Kantine“, für die öffentliche Ausschreibung der Gemeinschaftsverpflegung mit hohem Anteil an Bio-Produkten oder die Unterstützung von „Bio-Regio-Modellregionen“ in Sachsen.
Mit detaillierten Kenntnissen darüber, ob und warum Öko-Betriebe rückumstellen, kann das Ministerium nicht aufwarten. Abmeldungen seien nicht immer Resultate der Aufgabe ökologischer Bewirtschaftung, sondern auch von Fusionen oder altersbedingter Betriebsaufgabe. Im Mittel der letzten Jahre seien jährlich 28 Betriebe von der Bio-Kontrolle abgemeldet worden. Aus älteren Studien gehe hervor, dass Betriebe rückumstellten, wenn sie keine Einkommensverbesserung erzielen konnten. Auch stellten überwiegend kleinere und Nebenerwerbsbetrieb wieder auf konventionelle Bewirtschaftung um.
Die Umstellung auf Ökolandbau fördert der Freistaat Sachsen derzeit für Acker- und Grünland mit 330 €/ha, den Beibehalt mit 230 €/ha, für Gemüseflächen gibt es 935 €/ha Umstellungs- und 413 €/ha Beibehaltungsprämie, für Dauerkulturen wie Obst und Wein 1.410 €/ha und 890 €/ha. Zusätzlich wird ein Kontrollkostenzuschuss von 40 €/ha bis maximal 550 €/ha pro Betrieb gewährt.