Lazio-Sohn Luki ist eines der Tiere, die der Betrieb versteigert. Neben Jungbullen sind auch Färsen im Angebot. (c) Karsten Bär

Rinder-Auktion auf dem eigenen Hof: Käufer aus ganz Europa

Nach dem Aus der Sächsischen Bullen-Auktion in Meißen: Mit seiner Hof-Auktion hat sich der Limousinhof Klemm vor Ort in Sachsen eine Alternative zur Vermarktung von Zucht-Rindern geschaffen.

Von Karsten Bär

Verden, sagt Michael Klemm, sei ein Spitzen-Auktionsplatz. „Die Schau ist über Jahrzehnte gewachsen, das Team ist toll und die Fleischrindertage sind die größte Veranstaltung dieser Art in Europa“, so der Limousinzüchter aus Hartmannsdorf-Reichenau im Osterzgebirge, der selbst oft als Besucher dort war. „Das ist alles ohne Frage genial.“ Nach seiner ersten Teilnahme als Beschicker vor zwei Jahren – nach dem Aus der Sächsischen Bullenauktion in Meißen – hat er jedoch beschlossen, nicht mehr mit Bullen nach Niedersachsen zu fahren. „Der Aufwand ist zu hoch“, sagt er.

Rinder-Auktion: Zucht von Limousin-Rindern

Stattdessen haben Michael Klemm und seine Frau Jana ihrer eigenen Hofauktion ein neues Konzept verpasst. Schon seit Jahren versteigert der Betrieb auf dem eigenen Hof seine Zuchttiere und lockt damit ein internationales Publikum an. Im vorigen Jahr verlegte er die bisher im Spätsommer stattfindende Veranstaltung erstmals in den Februar. Für den Termin wähle man bewusst ein Wochenende, an dem keine andere Auktion in Deutschland stattfindet, sagt der Limousinzüchter. In diesem Jahr findet die Hofauktion am 24. Februar statt. Geboten werden kann auch online.

Bullen und Färsen im Katalog

Im Katalog stehen 23 Tiere, sowohl Bullen als auch Färsen. Es sind meistenteils Rinder vom Limousinhof Klemm, aber auch einzelne Tiere von einem Luxemburger und einem nordrhein-westfälischen Betrieb. Zudem treibt Thomas Eydner aus Frohburg, mit dem der Limousinhof Klemm schon länger zusammenarbeitet, vier Jungbullen und eine Färse der Rasse Fleckvieh Fleisch auf. Der Frohburger Züchter hat von Anfang an auf eine Teilnahme bei den Fleischrindertagen in Niedersachsen verzichtet. „Verden ist kein Fleckviehmarkt“, sagt er.

Versteigerung von Rindern aus Sachsen
Mit viel Zeitaufwand bereitet Jana Klemm die Auktionstiere vor. (c) Karsten Bär

Das ist in Sachsen anders. Doch das Publikum auf Klemms Hof­auktion kommt nicht nur aus der Region. Das Angebot zieht auch Züchter aus dem Ausland an. Aus der Schweiz und aus Dänemark waren im vorigen Jahr Käufer angereist. „Ich habe mir eine internationale Kundschaft aufgebaut“, erzählt Michael Klemm. Bei Zuchtveranstaltungen in Frankreich, Tschechien und selbst in Italien ist er mit eigenen Tieren präsent oder tritt als Preisrichter in Erscheinung. Das gebe ihm nicht nur Gelegenheit, sich auf höchstem Niveau zu vergleichen und ebenso hohe Qualität zu kaufen, sondern habe ihn auch bekannt gemacht. 

Rinder-Auktion: Teilnehmer aus ganz Europa

Unter den Züchtern, die an der Auktion teilnehmen wollen, sind Franzosen, Luxemburger, Österreicher, Schweizer, Slowaken und Tschechen. Zudem hat sich aus Italien der größte Limousinzüchter Europas angekündigt – Matteo Biancardi, der in der Po­ebene 600 Kühe dieser Rasse hält.

Hof-Auktion mit hohen Preisen

Dank dieses Publikums erzielt die Hofauktion hohe Durchschnittspreise. Für im Schnitt 5.600 € seien im Vorjahr die Bullen vom Hof gegangen, für 5.550 € die Färsen, berichtet der Züchter. Für dieses Geld erhielten die Käufer nicht nur hochwertige Zuchttiere, die mit viel Aufwand führig gemacht wurden. „Die Käufer haben hier auch Gelegenheit, nicht nur das Tier, sondern die gesamte Herde und das Produktionsumfeld, gegebenenfalls auch Geschwister und Elterntiere zu sehen“, erklärt er. „Das ist für Züchter besonders interessant und zur Bewertung auch wichtig.“ Er selbst verfahre ebenso, wenn er Betriebe besuche, um Rinder zu kaufen.

Vor der Auktion wird Sperma entnommen

Zusätzlich werden von den angebotenen Bullen, sofern sie sich testen lassen, kurz vor der Auk­tion Spermaproben genommen und auf Befruchtungsfähigkeit untersucht. Wer einen Bullen ersteigert, erhält ein entsprechendes Zertifikat dazu. Vor der Auktion gibt es zudem Gelegenheit zum Austausch: Schon am 23. Februar lädt der Limousinhof zu einem Züchterabend, bei dem es unter anderem einen Vortrag des Luxemburger Fleischrind-Zuchtleiters Gerard Ernst zu hören gibt. 

Michael Klemm kann sich vorstellen, die Auktion künftig auch noch für weitere Züchter und Fleischrindrassen zu öffnen. Nach dem Wegfall der Meißner Bullenauktion hätte er nichts dagegen, wenn sich daraus eine sächsische Gemeinschaftsauktion entwickeln würde.  

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