Schlachthof Crimmitschau: Junger Unternehmer hilft Landwirten und Fleischereien
In Crimmitschau (Sachsen) hat Human Mihan Nejad den alten Schlachthof wiederbelebt. Er setzt auf Transparenz und Regionalität. Landwirte und Fleischereien der Umgebung sind seine Geschäftspartner. Wie sein Geschäftsmodell funktioniert:
Human Mihan Nejad reizte die Herausforderung: Mit dem Fleischerhandwerk hatte der heute 37-Jährige zuvor nicht wirklich zu tun gehabt, als er 2019 den alten Schlachthof in Crimmitschau übernahm. Als Erstes nahm er an einem Crashkurs teil, um sich das Schlachten und Zerlegen beibringen zu lassen. „Inzwischen habe ich viel gelernt“, sagt der Geschäftsführer, der anfangs bei vielem selbst mit zupackte, die Schlachtstrecke reinigte oder im Unternehmen putzte.
Sein Schlachtbetrieb, der inzwischen unter dem Namen „Human Manufaktur“ firmiert, ist beachtlich gewachsen und zur festen Größe in der Region um Zwickau geworden. Und dies auch für Landwirte, die ihm Schlachttiere liefern oder als Dienstleistung schlachten lassen.
Betriebswirt wird Schlachtunternehmer
Mihan Nejad, der sich selbst nur mit seinem Vornamen Human vorstellt und auch so ansprechen lässt, kam im Alter von elf Jahren mit seiner Familie aus dem Iran nach Sachsen. Er ist studierter Betriebswirt und arbeitete in großen Unternehmen, bevor er in Chemnitz einen orientalischen Supermarkt eröffnete. Zum Markt gehörte auch eine sehr gut laufende Fleischtheke. Grund genug für den vormaligen Betreiber des Schlachthofes Crimmitschau, das Agrarunternehmen Lauenhain, ihm die Übernahme des angeschlagenen Betriebes anzubieten. Bedingung für den Verkauf war die Fortführung des Schlachtbetriebes. Der junge Mann, der eigentlich nur das Grundstück erwerben wollte, sagte nach einiger Überlegung zu.
Regional und nachhaltig: Fleisch aus der Region für die Region
Die Entscheidung für den Schlachthof in Crimmitschau hatte einige Tragweite. Er habe viel investiert, sagt Human Mihan Nejad. Und das nicht nur, um die lange Liste an Mängeln zu beheben, die der Schlachtbetrieb aufwies. Die „Human Manufaktur“ ist kräftig gewachsen und hat inzwischen mehr als 20 Mitarbeiter.
Im Hofladen direkt am Betriebssitz und in vier weiteren Filialen sowie einem Imbiss im Raum Zwickau verkauft das Unternehmen Fleisch- und Wurstwaren. Zudem betreibt es einen Cateringservice. Bemerkenswert daran: Alle Wurstwaren bezieht man von den regionalen Fleischern, die sich ihrerseits mit Schweinehälften von der Human Manufaktur beliefern lassen. „Es steht nirgends, dass ich selbst herstellen muss, was ich verkaufe“, meint der Unternehmer. Und so könne man eine breite Vielfalt der besten Produkte verschiedener Fleischereien anbieten.
Bio-zertifizierte Schlachtung von Rind, Schwein und Co.
Geschlachtet werden kann in Crimmitschau so gut wie alles: Rind und Kalb, Schwein und Ferkel, Schaf und Lamm, Ziege sowie Pferd. Und dies auch bio-zertifiziert. „Viele haben anfangs geglaubt, wir schlachten hier nur halal, also nach muslimischen Grundsätzen, und deshalb keinesfalls Schwein“, sagt Human Mihan Nejad. Dass dies ein Missverständnis ist, hat sich inzwischen rumgesprochen.
In der näheren Umgebung bezieht der Schlachtbetrieb von vielen Landwirten vor allem Schweine, aber auch andere Schlachttiere. „Fast 90 Prozent kommen aus einem Umkreis von nur zehn Kilometern“, sagt der Unternehmer. Ein größerer Lieferant liege knapp 30 km von Crimmitschau entfernt. „Der treibt den Durchschnitt nach oben“, lacht Human Mihan Nejad.
Transparenz, Regionalität und Frische
Auch Lohnschlachtung bietet die Human Manufaktur das ganze Jahr über an. Hauptsaison mit einem Anteil von rund 60 % ist allerdings die Zeit zwischen Oktober und Februar. Viele Direktvermarkter nutzen den Service. Mancher kommt regelmäßig jeden Monat.
„Wir machen 100 Prozent Handwerk“, sagt der Geschäftsführer der Manufaktur. Zwar sei man etwas teurer, biete aber besondere Qualität. Damit meint Human Mihan Nejad zum Beispiel die Warmfleischzulassung, die es erlaubt, frisch geschlachtete Stücke an Fleischer zu liefern. „So viel Frische kann kein anderer bieten“, meint er stolz. Hinzu komme die Transparenz bei der Herkunft der Tiere und die Regionalität. „Das sind alles Argumente, die ein Fleischer weitervermarkten kann.“
Gemessen an den wenigen großen Schlachthöfen mit einem Durchsatz von Tausenden Tieren, von denen es in Sachsen keinen mehr gibt, ist die Human Manufaktur ein kleiner Akteur. Sie schlachtet und zerlegt etwa 150 Tiere in der Woche, die Monatskapazität liegt bei 1.200 Tieren. In Sachsen sei er damit allerdings der zweitgrößte, lacht Human Mihan Nejad. Nur Färber in Belgern schlachtet aktuell mehr.
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