Monitoring-Ergebnisse

Wölfe in Sachsen: Wo die meisten Tiere zu finden sind

Wildkameraufnahme einer Wolfsfähe aus dem Wolfsterritorium Dürrbach. (c) Lupus

Nach wie vor liegt der Verbreitungsschwerpunkt der Wölfe in Sachsen östlich der Elbe. Doch auch andernorts bilden sich Rudel, wie die jetzt vorgestellten Ergebnisse des Wolfsmonitorings zeigen. Trotz eines Rückgangs der Nutztierschäden gegenüber dem Vorjahr bleiben das Rissgeschehen und die Rissbegutachtung für Tierhalter die bestimmenden Themen .

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Laut sächsischem Wolfsmonitoring gab es im Monitoringjahr 2023/24 in Sachsen 43 Wolfsterritorien. Sie gliedern sich auf in 37 Rudel und sechs Paare. Schwerpunkt der Verbreitung der Wölfe in Sachsen sei nach wie vor der östliche Landesteil, wie Vertreter der Fachstelle Wolf Mitte Dezember in Deutschenbora bei Nossen in einem Pressegespräch erklärten. Dabei wurden nicht nur die Ergebnisse des Monitorings vorgestellt, sondern auch eine Bilanz nach fünf Jahres des Bestehens der Fachstelle als Einrichtung des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG).

Stagniert die Zahl der Wölfe in Sachsen?

Östlich der Elbe leben den Ergebnissen des Monitorings zufolge 34 Wolfsrudel. Während einige Rudel in diesem Gebiet erloschen sind, gab es hier auch Neubildungen und Revierneubesetzungen. Weitere sieben Rudel wurden in Nordsachsen nachgewiesen. Im Erzgebirge ist außer dem etablierten Rudel bei Marienberg das neue Rudel Harte bei Altenberg nachgewiesen worden.

Darüber hinaus gibt es 13 Rudel, die aus benachbarten Ländern bzw. Bundesländern heraus auch in Sachsen aktiv sind. Bei fünf Territorien sei der Status unklar, da nicht genügend Nachweise für standorttreue Wölfe erbracht werden konnten.

Gegenüber dem vorherigen Monitoringjahr bedeutet das Ergebnis einen leichten Rückgang um drei Territorien. Man gewinne das Gefühl, dass die Entwicklung der Wölfe in Sachsen zu stagnieren beginne, so Vanessa Ludwig von der Fachstelle Wolf. Jedoch würden mitunter später noch Nachweise erbracht, etwa Sichtungen von Welpen oder Jährlingen, die das Ergebnis rückwirkend korrigieren.

Monitoring erfasste 106 Welpen in 33 Rudeln

Aktuell sind für das Monitoringjahr 2023/24 insgesamt 106 Welpen aus 33 Rudeln nachgewiesen. Gleich elf Welpen verzeichnete das Rudel Daubitz/Noeser Heide, wo es zu einer Doppelreproduktion kam, das heißt, zwei Fähen eines Rudels bekamen Nachwuchs. Das Rudel Nochten war mit acht Welpen ebenfalls sehr nachwuchsstark.

Nachdem im vorigen Kalenderjahr die Nutztierrisse in Sachsen einen traurigen Rekord sowohl hinsichtlich der Übergriffe als auch der geschädigten Nutztiere erreichten, hat sich die Situation in diesem Jahr zunächst etwas entspannt. Mit Stand vom 15. Oktober, bis zu dem alle Meldungen aufgearbeitet sind, habe man 142 nachweislich vom Wolf verursachte Übergriffe mit 570 geschädigten Nutztieren, so Rissbegutachter Patrick Irmer. Überproportional seien Kleinsthalter betroffen.

Fachstelle hat bei Rissbegutachtung „nachgeschärft“

Angestiegen ist die Zahl der Vorfälle, bei denen die Rissbegutachtung einen nicht erfüllten Mindestschutz feststellt. Bei den bisher aufgearbeiteten Rissen aus dem Jahr 2024 gilt dies bei mehr als der Hälfte. Im vorigen Jahr war dies noch bei nur 37 % der Fälle. Das hat Kritik an der Rissbegutachtung aufkommen lassen. Schäfer klagen, bei der Rissbegutachtung scheine es nur darum zu gehen, Fehler beim Herdenschutz zu finden. Mancher Betroffene verzichte schon gänzlich darauf, Vorfälle zu melden.

Die häufigere Feststellung nicht erfüllten Mindestschutzes führt Patrick Irmer zum einen auf die größere Ausbreitung des Wolfes in Sachsen zurück, wodurch Vorfälle auch in bislang unvorbereiteten Gegenden aufträten. Zum anderen räumt er ein, dass bei der Rissbegutachtung nachgeschärft und präzisiert worden sei. Fachstellen-Leiter Manfred Wölfl ergänzt, man müsse gerichtsfest dokumentieren. Dies diene auch dazu, Fehler zu beheben und es künftig besser zu machen.

Ein Rudel verursachte 2023 fast ein Viertel der Risse

Das Rissgeschehen hat regionale Schwerpunkte, etwa im Raum Löbau. Die Fachstelle bringt dies mit den Wildzäunen zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Verbindung. An diesen lernten Wölfe offenbar das Überspringen. Insbesondere das Rudel Königshainer Berge scheint hier auffällig zu sein – es war 2023 für 22 % aller Risse in Sachsen verantwortlich. Der Rüde dieses Rudels ist in diesem Jahr illegal getötet worden, wie der Leiter der Fachstelle bestätigt.

Wie sich eine auf EU-Ebene angestrebte Verringerung des Schutzstatus des Wolfes auswirkt, wollte Manfred Wölfl nicht bewerten. Er machte deutlich, dass die regelkonforme Entnahme auffälliger Wölfe sinnvoll sei, zugleich aber auch die Folgen auf das Verhalten des Rudels schwer abzuschätzen seien. Keinesfalls verringere sich die Notwendigkeit sicheren Herdenschutzes durch die vereinfachte Möglichkeit einer Entnahme.

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Übergriffe auf seine Tiere musste Schafhalter Martin Just in diesem Jahr schon einige Male hinnehmen. (c) Martin Just