Sachsen

Zuckerrüben: Statt Brottewitz nun Dobrovice

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In der Oberlausitz werden Zuckerrüben auch nach der Schließung des Südzucker-Werkes an der Elbe angebaut. Mit dem tschechischen Unternehmen TTD konnte ein neuer Verarbeiter gewonnen werden.

Von Karsten Bär

Seine letzten Zuckerrüben für Südzucker hat Ralf Hentzschel im vergangenen Jahr nach Brottewitz geliefert. Die Zuckerfabrik in Südbrandenburg ist vom Konzern inzwischen geschlossen worden – doch am Zuckerrübenanbau hält der Landwirt aus Panschwitz-Kuckau in der Nähe von Bautzen fest. Dieser Tage hat der ehemalige Vorsitzende des Verbandes Sächsisch-Thüringischer Zuckerrübenanbauer im gleichen Umfang wie im Jahr zuvor Rüben gedrillt.

Zuvor erledigte sein Betrieb dies bereits als Dienstleistung für eine ganze Reihe anderer Anbauer in der Oberlausitz. „Wir freuen uns, dass es auch nach Südzucker für uns mit dem Zuckerrübenanbau weitergeht“, fasst er zusammen, was viele Rübenanbauer in Ostsachsen empfinden. Denn nach der Hiobsbotschaft von der Schließung der Fabrik Brottewitz im vergangenen Jahr habe sich eine Chance ergeben, die man kurzerhand ergriffen hat: In diesem Jahr wachsen die Lausitzer Rüben für das tschechische Zuckerunternehmen TTD im mittelböhmischen Dobrovice.

Kontakte aktiviert

Dass die Oberlausitzer jetzt für Dobrovice Rüben erzeugen, hat vor allem mit Jan Würsig zu tun. Der Lohnunternehmer hat jahrelang für Südzucker Zuckerrüben transportiert; sein Unternehmen, die Agroservice GmbH Niedercunnersdorf, war die östlichste Ladegruppe für die Zuckerfabrik Brottewitz. Über sein tschechisches Tochterunternehmen gab es indes bereits Kontakte zum Unternehmen TTD, das mehrheitlich dem französischen Zuckerkonzern Tereos sowie der Braunschweiger Nordzucker AG gehört.

Schon 2018 und 2019 hatte in der Oberlausitz ein Landwirtschaftsbetrieb für Dobrovice Rüben angebaut. Als dann die Schließung von Brottewitz feststand, aktivierte Würsig den Kontakt. „TDD hat mich gebeten, Betriebe in Deutschland anzusprechen und für den Rübenanbau für Dobrovice zu gewinnen“, so der Agrardienstleistungsunternehmer. Bis maximal 150 km Entfernung konnte er für einen bestimmten Flächenumfang ostsächsische Rübenanbauer werben. 

Video: Die letzten Rüben von Brottewitz

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Von diesem Angebot ließen sich etliche Landwirte überzeugen, denen mit Brottewitz der Abnehmer weggebrochen war. Etwa 75 % der Rübenerzeugung, die er zuvor für Südzucker betreute, sei erhalten geblieben, so Würsig. Auf rund 1.300 ha wachsen nun in der Oberlausitz Rüben für Dobrovice. „Die komplette Kampagne – laden, reinigen, transportieren – organisieren wir über unser tschechisches Unternehmen“, erklärt er. Das Saatgut, das seinerzeit von Südzucker bereitgestellt wurde, beziehen die Betriebe nun über sein Unternehmen oder aber direkt beim Hersteller.

Verträge abgeschlossen

Die Verträge über die Rübenlieferung sind zwischen den Landwirten und TTD geschlossen worden. Das Abrechnungssystem ist ein anderes als bei Südzucker. Vertragsrüben werden mit dem gleichen Betrag bezahlt wie Rüben, die über die vereinbarte Menge hinausgehen. 700 tschechische Kronen gibt es pro Tonne, das sind etwas weniger als 26 Euro/t. Hinzu kommen diverse Zuschläge oder auch Abzüge.

Unter anderem gibt es einen Bonus für Rüben, die weniger als 12,5 % Erdbesatz aufweisen – die in die Zuckerfabrik Brottewitz angelieferten Rüben wiesen im vergangenen Jahr nur Besatz von unter drei Prozent aus. An den Frachtkosten werden die Anbauer zu zehn Prozent beteiligt. Jeder Lieferant hat einen Pressschnitzelanspruch von 20 % der von ihm gelieferten Rübenmenge. Der Anspruch wird allerdings ausgezahlt, die Menge kann jedoch zurückgekauft werden.



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Anders als seinerzeit bei Südzucker wird die Zusammenarbeit der Anbauer mit dem Zuckerrübenverarbeiter nicht über den Verband organisiert. Stattdessen koordiniert Jan Würsigs tschechisches Unternehmen gegen eine liefermengenabhängige Pauschale die deutschen Landwirte, die TTD beliefern. Ihm sei wichtig, dass die Zuckerrübe weiterhin in der Oberlausitz angebaut werde, sagt der Unternehmer. Als Marktfrucht und Fruchtfolgeglied habe die Rübe enormen Wert.

So sieht das auch Ralf Hentzschel. Er ist daher froh über das Angebot aus dem Nachbarland. Unter den aktuellen Marktvoraussetzungen könne man mit den Bedingungen, die TTD den ostsächsischen Rübenerzeugern biete, sehr zufrieden sein. Zwar seien einige ostsächsische Betriebe aus der Rübenerzeugung ausgestiegen. Doch gebe es auch Neueinsteiger, etwa im Raum Zittau, der zu Südzucker-Zeiten durch seine Entfernung zur Brottewitzer Fabrik benachteiligt war.

In Rübenroder investiert

Die Erfahrungen, die man bis jetzt machen konnte, seien gut, so Hentzschel. „Ich habe das Gefühl, man ist in Dobrovice stark an unseren Rüben interessiert“, meint der Landwirt. Seine Zuversicht spiegelt sich auch in handfesten Entscheidungen wider. Sein Betrieb investiert und schafft sich einen neuen Rübenroder an, der im Herbst erstmals zum Einsatz kommen soll.