SKW droht Kurzarbeit

Symbolbild SKW Stickstoffwerke Piesteritz (c) IMAGO / Steinach
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Im Stickstoffwerk Piesteritz steht wegen hoher Gaspreise die Produktion still. Schlimmeres verhindern könnte offenbar ein Zeichen aus Berlin.

Wegen hoher Gaspreise stillgelegte Anlagen lassen in Europa Sorgen um eine zuverlässige und erschwingliche Versorgung mit Stickstoffdünger wachsen. Auch Deutschlands größter Produzent von Ammoniak und Harnstoff, SKW Stickstoffwerke Piesteritz in Wittenberg, fuhr seine Anlagen herunter. SKW warnte, ab 1. Oktober Kurzarbeit einführen zu müssen, da die Mehrkosten für die Gasumlage nicht zu stemmen seien.

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Kurzarbeit: SKW habe „Systemrelevanz“

Inzwischen hat Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister, Sven Schulze, eine kurzfristige Lösung zur Wiederaufnahme der Produktion angemahnt. Als Vorsitzender der Agrarministerkonferenz (AMK) mache er sich große Sorgen um die Düngemittel- und kurzfristig um die AdBlue-Versorgung, so Schulze gegenüber dem Pressedienst Agra-Europe (AgE). „Wir brauchen eine Lösung innerhalb weniger Tage, wir reden hier nicht mehr von Wochen“, stellt der CDU-Politiker klar. Der Minister bescheinigt SKW eine „Systemrelevanz“, die für Deutschland „elementar wichtig“ sei.

Schulze befürchtet durch den Produktionsstopp eine „sehr große“ Kettenreaktion, die beispielsweise auch zum Wegfall von Produkten für Raffinerien wie die in Schwedt führen würde. Nun brauche es „klare Signale aus Berlin“ seitens des Bundeswirtschaftsministeriums, fordert Schulze. Das Unternehmen habe auf dem vorangegangenen Krisentreffen signalisiert, bei einem Zeichen aus Berlin in Vorleistung zu treten und eine einzelne Produktlinie wieder aufzunehmen.

Durch Gasumlage: Zusätzliche Kosten von 25 bis 30 Mio. Euro pro Monat

Laut Medienberichten sagte Schulze vor Betriebsräten, es gebe die Zusage aus dem Bundeswirtschaftsministerium, dass alle Lösungsvorschläge aus Sachsen-Anhalt intensiv geprüft würden. Nach Angaben des Magdeburger Ministeriums sind 80 % der Produktionskosten von SKW vom Gas abhängig. Bei voller Produktion würde die Gasumlage pro Monat zusätzliche Kosten in Höhe von 25 bis 30 Mio. Euro verursachen – laut einem Unternehmenssprecher ein Jahresgewinn.

Der norwegische Düngemittelhersteller Yara fuhr Ende August die Produktion von Ammoniak in Europa auf nur noch 35 % der Kapazität herunter. Die polnische Grupa Azoty hatte kurz zuvor bekanntgegeben, ihre Düngemittelwerke nur noch zu 43 % auszulasten. Der britische Düngemittelkonzern CF Fertilisers stellte die Ammoniakproduktion, wie es hieß, „vorübergehend“ ein, bereitet mit den Anlagen jedoch importierte Zwischenprodukte auf. red