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Agrargenossenschaft Teichel eG: Emotionen im Alltagsgeschäft

Den Rapsstängelrüssler drängt Spritzenfahrer Marcel Berger zurück. (c) Frank Hartmann
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Geflügelpest, abgesoffene Äcker oder die aktuellen Entwicklungen der Agrarpolitik: Es gibt so einige sensible Themen, die bei aller Betriebsamkeit die Gemüter in der Agrargenossenschaft Teichel eG erregen.

Von Frank Hartmann

Erst einmal Luft ablassen. Denn darüber kann sich Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner richtig aufregen: Im an Regelungen und Kontrollwesen nicht gerade armen Deutschland vermag es ein Geflügelhändler, Junghennen an namenlose Hobbyhalter zu verkaufen. Dies könnte ihm eigentlich egal sein, meint Blöttner, stammten die Tiere nicht aus einem Geflügelpestbestand und wurden über mehrere Landkreise in Thüringen breit gestreut.

Als eine von vier Gesellschafterinnen der Geflügelhof Teichweiden GmbH gibt sich die Agrar eG an diesem Punkt besonders sensibel. Je zwei Ställe mit Freiland- und Bodenhaltungshennen bewirtschaftet der Geflügelhof. „Die Vermarktung ist stark regional ausgerichtet. Und wenn vor Ostern die Geflügelpest allgegenwärtig ist, reagieren die Kunden“, weiß Blöttner. Langfristige Folgen beim Verbraucherverhalten sind nie ausgeschlossen.

„Landwirtschaft ist hierzulande nicht mehr gewollt“

Ende März erließ die Veterinärbehörde für den gesamten Kreis Saalfeld-Rudolstadt eine Stallpflicht, weil Tiere vom besagten Händler auch hierherkamen. Gründonnerstag bestätigte sich der erste Geflügelpestfall bei einem Hobbyhalter im Stadtgebiet Rudolstadt. Trotz einer Restriktionszone darf man im nahe gelegenen Teichweiden aber per Ausnahme weiter Eier vermarkten. Hingegen bringt das, was die Agrarminister ausgehandelt haben, Blöttner nicht mehr in Rage. Lakonisch sagt er: „Meine Erwartungen haben sich erfüllt: Landwirtschaft ist hierzulande nicht mehr gewollt. Also müssen wir zusehen, ob und wie wir künftig als Landschaftspfleger über die Runden kommen.“ Die Agrargenossenschaft sei bereit dazu. Nur müsse sie damit Geld verdienen, vor allem, um ihre 49 Mitarbeiter gut bezahlen zu können.

Und während Blöttner dies auf der Fahrt von Teichröda hoch nach Haufeld, wo der Raps steht, erzählt, zeigt er auf einen abgesoffenen Schlag. Vier Biber sind hier immer gut beschäftigt. Und sie sind nicht die einzigen im Revier. „Von mir aus kann der Biber ‚bibern‘. Aber dann muss im Äquivalent zu Weizen oder Raps entschädigt werden. Denn auf diesen Feldern wächst nichts.“

AGRARGENOSSENSCHAFT TEICHEL: sorgenkind Raps

Vor fünf Wochen berichtete Pflanzenbauvorstand Eric Engelmann an dieser Stelle, dass man in den Startlöchern für die Frühjahrsbestellung stehe. Am Ende mussten er und sein Team nach einem hoffnungsvollen Beginn noch drei Wochen warten. Es regnete oft und viel. Die Flächen waren nicht befahrbar. Seit knapp zwei Wochen herrscht wieder rege Betriebsamkeit: Die Braugerste und die Erbsen sind gedrillt. Mitte letzter Woche kam der erste Hafer ins Saatbett.

Voran geht es beim Wiesenschleppen. Die Weiden beginnen, grün zu leuchten – sofern der Aufwuchs stimmt, können die Mutterkuhherden in vier Wochen ihr Winterquartier verlassen. Im gut gewachsenen Winterraps gab es massive Aktivitäten des Stängelrüsslers. Der Raps bleibt für Blöttner eine faszinierende Kultur, gleichwohl sie einem Praktiker auch den Schlaf rauben kann: „Wenn man den Raps jetzt sieht, mag man kaum glauben, dass der in fünf Wochen blüht.“ Ein wenig Sorge bereitet ein Luzerneschlag. Die Proteinpflanze kam 2020 als Untersaat in die Sommergerste. „Die Trockenheit hat der jungen Luzerne offensichtlich arg mitgespielt. Ich hoffe, dass sie sich noch berappelt. Sonst haben wir ein Problem. Denn sie zählt zu unserem Greening-Portfolio.“

neues leben für alte kartoffelhallen

Der Vorstandschef berichtet nebenbei noch von einer Begegnung der besonderen Art: Im Zuge der Eingemeindung nach Rudolstadt ist der Draht zur Kommunalpolitik längst nicht mehr so kurz wie einst. Nun trafen Blöttner und Co-Vorstand Engelmann Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl zum Gespräch: Dabei ging es etwa um landwirtschaftliche Wege, die die Stadt eigentlich unterhalten sollte. „Wir haben angeboten, dass wir als Nutzer in unserem eigenen Interesse tätig werden. Aber für lau, so wie es lange üblich war, geht es einfach nicht mehr.“ Das, berichtet Blöttner, sehe der Bürgermeister ebenso, der eine Entlohnung für notwendig erachtet. Ob sich daraus etwas entwickelt, bleibe abzuwarten.

Von den alten Kartoffelhallen trennt man sich nun, berichtet Stefan Blöttner.
Von den alten Kartoffelhallen trennt man sich nun, berichtet Stefan Blöttner. (c) Frank Hartmann

Daneben erbaten die Landwirte Hilfe in einer Grundstückssache: „In Teichel stehen noch alte Kartoffelhallen. Zu LPG-Zeiten wurden dort Knollen von 180 Hektar sortiert und gelagert.“ Samt Grundstücken will man die ungenutzten Hallen jetzt an örtliche Handwerksbetriebe verkaufen. „Wir wollen das sauber über die Bühne bringen, das heißt auch mit den angrenzenden Nachbarn.“ In einer Hallenecke erinnert noch ein landtechnisches Relikt an jene Zeit, als man Kartoffeln selbst auf Muschelkalk-Verwitterungsböden kultivierte. Gefertigt wurde es einst 30 km nördlich von Teichröda: ein Fortschritt Grüner E 686 Weimar.


Im August beginnt Marie George, hier mit Vorstand Stefan Blöttner, ihre Ausbildung in Teichröda.

Agrargenossenschaft Teichel eG

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