Am Rand von Knau legte die Genossenschaft die Sortendemo des Braugerstenvereins an. (c) Frank Hartmann

Bier verbindet: Herausforderungen und Chancen im Anbau von Braugerste

Die diesjährige Thüringer Braugerstenrundfahrt führte Züchter, Anbauer, Mälzer und Brauer in den Saale-Orla-Kreis in Thüringen. Neben passablen Praxisbeständen konnten interessante neue Sorten in Augenschein genommen werden.

Von Frank Hartmann

Die Bedingungen für die 110 Teilnehmer der diesjährigen Thüringer Braugerstenrundfahrt stimmten: nicht zu warm und nicht zu kühl, kein Regen sowie einige Kästen der regional ansässigen Rosen-Brauerei aus Pößneck. Als starker Direktvermarkter tafelte der Gastgeberbetrieb, die Agro-Farm Knau eG, die feste Nahrung auf.

Braugerstenrundfahrt in Thüringen

Der Braugerstenverein hatte eine Bustour gewählt, die zu Praxisschlägen der Agrarprodukte Ludwigshof eG und der Agrargenossenschaft Dreitzsch führte und die an der Sortendemo in Knau endete. Als Sieger (Erzeuger) des vorjährigen Braugerstenwettbewerbs mit einer Partie Barke stellte die Agro-Farm für den Verein eine Demonstration mit zwölf Sorten ins Feld, die die Züchterfirmen stets selbst auswählen. 2011 war die Rundfahrt schon einmal in Knau zu Gast.

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Dreitzsch-Barke: Barke-Schlag der Agrargenossenschaft Dreitzsch am 2. Juli.
Barke-Schlag der Agrargenossenschaft Dreitzsch am 2. Juli. (c) Frank Hartmann

Braugerste erstmals seit 20 Jahren wieder

In Knau selbst, so berichtete Produktionsleiter Jonas Hortig, werden im Jahr rund 350 ha Braugerste angebaut, davon in dieser Saison 210 ha der alten Sorte Barke im Vertragsanbau. Die Sorte Leandra steht auf knapp 100 ha, wobei Auswinterungsschäden der Herbstsaat eine Nachsaat im Frühjahr auf über 30 ha erforderte. Davon lasse man sich aber nicht beeindrucken und wird in diesem Herbst erneut Teile der Braugerste im Herbst drillen.

Während der Rundfahrt passierten die Busse freilich auch andere Druschkulturen, die Herausforderungen darstellen: das betrifft etwa den massiven Durchwuchs von Weidelgras, dem man mit streifenweisem Heraushäckseln begegnet, oder Kornblumen im „blauen Raps“.

Für die Agrarprodukte Ludwigshof berichtete Feldbauleiter Adrian Fischer an einem Lexy-Schlag, dass die Sommergerste als Ersatz für den vom Erdfloh auf 70 ha zerstörten Raps ins Feld kam. Man sei gespannt auf das Ergebnis, da die Genossenschaft seit über 20 Jahren erstmals wieder Braugerste angebaut hat – es fehlen daher Erfahrungen im Führen der Kultur. Gedrillt worden war mit 320 Körnern am 8. März.

Einen Lexy-Bestand präsentiert der Ludwigshofer Feldbauleiter Adrian Fischer. (c) Frank Hartmann
Einen Lexy-Bestand präsentiert der Ludwigshofer Feldbauleiter Adrian Fischer. (c) Frank Hartmann

Späte Aussaat

So früh konnte das Ackerbauteam der Agrargenossenschaft Dreitzsch nicht loslegen, bedauerte Vorstandschef Frank Salzmann an einem Barke-Schlag. Am 20. März erst kam die Gerste mit 320 Körnern in den Boden. Aufgrund dieser Verzögerung und des weiteren Witterungsverlaufes schaffte man es dann nicht mehr, mit Wachstumsreglern zu behandeln. Das konnte auch die Barke nicht verbergen.

Ab dieser Ernte steht eine neue Getreidetrocknung samt Aufbereitung zur Verfügung, die Wärme der Biogasanlage nutzt. Salzmann sieht dadurch gute Chancen, wieder in die Vermehrung auch von Braugetreide einsteigen zu können.

Der Dreitzscher Vorstandschef Frank Salzmann (l.) und Dr. Lars Fliege, Vorsitzender des Thüringer Braugerstenvereins.
Der Dreitzscher Vorstandschef Frank Salzmann (l.) und Dr. Lars Fliege, Vorsitzender des Thüringer Braugerstenvereins. (c) Frank Hartmann
Sortenspezialist Christian Guddat vom Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR) ordnet die Sorteneigenschaften in der Demonstration ein. (c) Frank Hartmann
Sortenspezialist Christian Guddat vom Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR) ordnet die Sorteneigenschaften in der Demonstration ein. (c) Frank Hartmann

In der Sortendemo, die Christian Guddat vom Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR) diskutierte, fanden sich mit RGT Planet eine bekannte Sorte, mit Amidala und Lexy die aktuellen Anbauempfehlungen des Braugerstenvereins sowie mit LG Caruso und Sting jene für den Probeanbau. Bounty, obwohl aus Sicht der Landwirte eine gute Sorte, schaffte es nicht durch die Prüfung des Berliner Programmes, das vor allem die Verarbeitungsqualitäten bewertet.

Ostara steht die Prüfung im Frühjahr 2025 noch bevor. Daneben hatten die Züchter fünf Sorten in der Demo, die in dieser Saison ihr drittes Wertprüfungsjahr durch das Bundessortenamt absolvieren. Guddat attestierte nach den vorliegenden Zwischenergebnissen allen fünf Ertragseigenschaften, die jene der aktuellen Sorten übertreffen.

Braugerste Sortendemo 2024
(c) Thüringer Braugerstenverein

Braugerstenverein lädt zum Wettbewerb

Der Thüringer Braugerstenverein führt 2024 wieder seinen traditionellen Braugerstenwettbewerb in den Kategorien Erzeuger und Händler/Mälzerdurch. Mitgliedsbetriebe sind aufgerufen, maximal zwei Proben (je 1,5 kg) einzusenden. Anzugeben sind die Sorte und ihr Ertrag (dt/ha) und der Handelsumfang der Partie (t).

Die Proben müssen bis zum 7. September an die Geschäftsstelle gesandt werden: Thüringer Braugerstenverein, Alfred-Hess-Straße 8, 99094 Erfurt. Mitglieder der EZG „Qualitätsgetreide und Ölsaaten Thüringen w. V.“ reichen ihre Muster bei der EZG-Geschäftsstelle ein.

Nichtmitglieder des Thüringer Braugerstenwettbewerbs (auch aus Sachsen-Anhalt und Sachsen) können sich bei Übernahme der Unkosten von 30 Euro/Probe für Untersuchung und Transport ebenfalls an dem Wettbewerb beteiligen.
Weitere Details dazu finden Sie hier.

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