Braugerstentagung: Kornqualität hebt Stimmung

(c) Frank Hartmann
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Thüringer Braugerstentagung: Landwirte, Pflanzenzüchter, Mälzer und Brauer diskutierten in Stadtroda die Ernte der Sommerbraugerste, die nach zwei Jahren mal wieder durchschnittlich ausfiel.

Von Frank Hartmann

Im Durchschnitt mittlere Erträge und eine zufriedenstellende Qualität: Würden nun noch die Preise stimmen, könnten sich die Anbauer von Sommerbraugerste zufrieden zeigen. Auf Schlägen bzw. in Regionen, wo in dieser Saison Erträge auch mal jenseits der 70 dt/ha eingefahren werden konnten, dürfte das der Fall gewesen sein. Die Corona-Pandemie hat zweifelsohne ihre Spuren auf dem Braugerstenmarkt hinterlassen, auch wenn nicht alle Abnehmer, in diesem Fall die Mälzereien, gleich stark betroffen sind.

Erhöhte braugerstenqualität durch moderate n-düngung

Mit 58,6 dt/ha kamen die hiesigen Landwirte auf das Niveau des langjährigen Mittelwertes (2014 bis 2019). Die Ertragsspannen reichten von 31,6 bis 87,6 dt/ha, berichtete Sabine Wagner vom Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR) vorige Woche auf der 30. Thüringer Braugerstentagung in Stadtroda. Und anders als 2019, als die Brauqualität vielfach verfehlt wurde, passten die geforderten Parameter in diesem Jahr: 61 % der untersuchten Partien erreichten die Rohproteinnorm von maximal 11,5 % (2019: 46 %); bei einem durchschnittlichen Vollgerstenanteil von 93 % konnten 95 % der untersuchten Proben die Grenze von 85 % überschreiten (2019: 42 %). Gut ein Viertel der Partien verfehlte 2020 aber die geforderte Keimfähigkeit, was deutlich von den Vorjahresergebnissen abweicht.

Sabine Wagner zufolge zeigte das zum zweiten Mal durchgeführte N-min- Monitoring, an dem sich 60 Betriebe freiwillig beteiligen, dass eine moderate N-Düngung, die sich an der fachlich erweiterten Düngeempfehlung orientiert, messbar zu erhöhten Braugerstenqualitäten führt. Zumal in fast 70 % der Praxisbetriebe die Sommerbraugerste auf Weizen und zu elf Prozent auf Mais folgt.

rote gebiete in der diskussion

Verschiedene Sorten der Braugerste
Alle Sortenmuster des Braugerstenwettbwerbs, inklusive die der Sortendemonstration des Braugerstenvereins, wurden traditionell zur Tagung ausgestellt.

Dr. Wilfried Zorn (TLLLR), der sich in Stadtroda mit einem Vortrag zur Düngeverordnung vom Thüringer Braugerstenverein in den Ruhestand verabschiedete, lenkte den Blick auf die roten Gebiete. Die Absenkung der N-Düngung um 20 % könnte dort der Sommerbraugerste zu höherer Attraktivität verhelfen. Und dies vor dem Hintergrund, dass die Beschränkung der N-Düngung für die gesamtbetriebliche N-Bilanz Relevanz besitzt. Auch Zorn empfahl, die im BESyD ausgewiesene Fachinfo zur Düngungsempfehlung von Sommerbraugerste anzuwenden.

In der kurzen Diskussion bremste Dr. Lars Fliege von der Agrargesellschaft Pfiffelbach allzu hohe Erwartungen an die Sommerbraugerste in roten Gebieten. Zwar könnten andere Kulturen von ihrem geringeren N-Bedarf profitieren. Allerdings stehe dem der verpflichtende Zwischenfruchtanbau vor der früh zu drillenden Sommerbraugerste im Wege.

sortenwahl ist wichtig

Mit Thomas Raiser von der Internationalen Hopfenhandelsfirma BartHaas in Nürnberg hatte der Braugerstenverein einen ausgewiesenen Marktexperten zum Thema Bier zu Gast. Seinen Schätzungen zufolge werde der weltweite Bierausstoß im laufenden Jahr ein Minus von rund neun Prozent erreichen. Alle großen Biermärkte seien davon betroffen: China (-10 %), die USA (-6 %), Mexiko (-16,0 %), wo viel Bier für den USMarkt produziert wird, oder Deutschland (-8 %). Die CoronaPandemie ist überall deutlich zu spüren. Frühestens 2023, so Raisers Schätzung, werde weltweit das Niveau der Bierproduktion die des Jahres 2019 wieder erreichen. Raiser benannte auch die Auswirkungen auf den Hopfen, dessen Nachfrage entsprechend sinke und ein Überangebot zur Folge haben werde.


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Mit einem Vergleich der empfohlenen Sommerbraugerstensorten in den großen EU-Anbauländern regte Heinrich Maubach (Syngenta Seeds GmbH) in Stadtroda eine Diskussion über die Sortenwahl und Attraktivität des Anbaus in Deutschland an. Auswahl und Empfehlungen der Sorten erfolgten etwa in Großbritannien, Frankreich oder Dänemark ähnlich wie in Deutschland, wo durch das Berliner Programm die Prüfungen erfolgen. Allerdings würden die Gremien unterschiedliche Empfehlungen abgeben, was zum Teil auch mit der Brauereistruktur oder protektionistischen Motiven erklärt werden kann. Fakt sei, dass die meisten internationalen Top-Sorten, darunter auch sehr ertragreiche, in Deutschland keine Empfehlung besäßen. Gleichwohl Zuchtfortschritt die Attraktivität der Sommerbraugerste erhöhen kann, könnten Ertragszuwächse den Importbedarf deutscher Mälzereien nur in geringem Umfang ausgleichen, so Maubach. Für das Vorstandsmitglied des Thüringer Braugerstenvereins kann daher nur eine deutlich ausgedehnte Anbaufläche die Lösung sein. Dafür muss die Kultur freilich attraktiv für die Landwirte sein.