Erste Bilanz nach der Ernte: Gemischtes Fazit
Gleichwohl die Ernte noch nicht abgeschlossen war, zogen Agrarministerium und Bauernverband vorige Woche in Straußfurt Bilanz. Aktuell gute Preise versöhnen viele mit den getrübten Hoffnungen.
Der Wetterumschwung, der sich zur Erntepressekonferenz am Donnerstag der Vorwoche eingestellt hatte, war bitter nötig. 20 bis 30 % des Weizens standen da noch auf dem Halm, auch Raps oder Sommergerste. Acht Druschtage seien noch nötig, schätzte Dr. Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV), um die Ernte 2021 einzubringen. Und die war nach Aussage von Matthias Wiegand, Vorstandschef der Agrar eG Straußfurt als Gastgeberbetrieb, quantitativ und qualitativ eine gute. „Die hohen Preise am Erzeugermarkt lassen viele von uns aufatmen. Die Mehrerlöse helfen, die Löcher zu stopfen, die in den Dürrejahren gerissen worden sind“, sagte der TBV-Präsident. Für das Getreide, das zuletzt noch nicht geerntet werden konnte, prognostizierte Wagner allerdings Qualitätseinbußen.
Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff, der in Straußfurt seinen letzten öffentlichen Termin als Fachminister absolvierte (S. 19), erinnerte daran, dass die Landwirte extrem hohe Erwartungen an diese Ernte hatten. Denn nach drei Dürren war die Substanz der Betriebe aufgebraucht. Die positiven Erwartungen erfüllten sich nur zum Teil und wurden etwa vom schleppenden Ernteverlauf getrübt.
Starke Differenzen
Hoff sprach von wiederholt großen regionalen, teils sehr kleinräumigen Unterschieden bei Niederschlagsmengen und Erträgen. Wagner führte unter anderem das trockene Frühjahr und die Hitzetage im Juni an, die die Kulturen beeinträchtigten. Nicht unerwähnt ließ Wagner den aktuellen Verzug bei der Rapsaussaat und der Bodenbearbeitung.
Laut den vorläufigen Ergebnissen der Besonderen Ernteermittlung (BEE) ergibt sich für Thüringen ein durchschnittlicher Getreideertrag von 71,3 dt/ha, wobei die Wintergerste ertragsstärkere Getreidekultur der Saison ist.
Zuckerrüben, Mais und Soja will die Agrargenossenschaft Straußfurt noch ernten. 1.800 ha Ackerland werden konventionell bewirtschaftet, davon 130 ha als Hamsterschutzflächen. In der Fruchtfolge finden sich neben den Standardkulturen u. a. Hafer, Durum und 30 ha Sojabohnen. Seit 2019 wird auf 6,5 ha Knoblauch angebaut und mit Topinambur experimentiert.
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In Umstellung auf Ökolandbau befinden sich die Flächen der Bio-Lution GmbH mit ihren 385 ha Acker- und 90 ha Grünland. Mit der Ernte in der Tochterfirma gab sich Wiegand zufrieden. Preislich sah es für Umstellungsware aber nicht gut aus, sodass er diese zum Teil konventionell vermarktete. Es herrsche dennoch Zuversicht, wenn 2023 erstmals Ökoware verkauft wird. Als problematisch benannte Wiegand fehlende Verarbeiter für Ökorohwaren in Thüringen.