Schweinehalter: Der Ausgang ist ungewiss
Wir haben Ferkelerzeuger und Schweinemäster im Land gefragt, wie sie ihre Betriebe durch die schwierige Situation mit Coronavirus und ASP manövrieren. Noch sind sie alle Schweinehalter im Geschäft.
Die Schweinehalter im Land sind trotz des massiven Preisverfalls aufgrund von ASP sowie dem Aufflammen der Corona-Pandemie noch im Geschäft. Und das heißt zuallererst: Die von der Bauernzeitung befragten Betriebe können sowohl ihre Ferkel bzw. Mastläufer als auch ihre Mastschweine absetzen. Geld lässt sich freilich nicht verdienen, im Gegenteil.
Schweinehalter: Abholung der Mastschweine läuft schleppend
Dass die Abholung der Mastschweine nur noch schleppend läuft, spürt die Kriebitzscher Agrargenossenschaft im Altenburger Land bereits deutlich. Wie die für die Tierhaltung verantwortliche Vorstandsvorsitzende Kerstin Fröhlich berichtet, hat sich der Auf- und Ausstallrhythmus des Mastbetriebes verschoben. Ein Großteil der Tiere sei durch die spätere Ausstallung zu schwer, was der Schlachthof mit enormen Abzügen quittiert. Für ein 117-KilogrammSchwein fällt der Preis bis auf 93 ct/kg. Die Aufstallung von Ferkeln zu drosseln, sei derzeit keine Option. Nicht zuletzt würde dies dann den regionalen Partner treffen, von dem man im Jahr rund 15.000 Ferkel bezieht.
Bei der Agrar GmbH „Am Dün“ in Deuna im Eichsfeld werden die 25-Kilogramm-Ferkel sowohl an die eigenen Mastställe als auch an fremde Mäster abgegeben. Die 1.300 Sauen würden normal belegt, sagt Geschäftsführer Mario Reinhold. Einen Teil der Tiere mästet man für einen Eichsfelder Handwerksfleischer; die übrigen werden überregional vermarktet, bislang problemlos.
Reinhold und sein Team wollen aber vorbereitet sein, wenn sich die Lage verschärft bzw. die Preise dauerhaft im Keller bleiben. Man erarbeite einen Plan für den Zeitpunkt, an dem es heißt: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Angesichts der Trägheit der Produktionsrhythmen gelte es zu bedenken, dass von der Belegung der Sau bis zum Ferkel/Mastläufer fünf Monate vergehen. Das Preistief für die Anpassung der Sauenhaltung an die neuen Vorgaben der Nutztierhaltungsverordnung zu nutzen, stehe derzeit nicht zur Diskussion. Den Platz pro Sau zu erhöhen, würde man in Deuna gerne mit einem Auslauf realisieren. Dies sei am Standort aufgrund der immissionsrechtlichen Regelungen aussichtslos. Stattdessen müsse man in diesem Winter in einem Stall die Kastenstände ans Magdeburger Urteil mit einem Komplettumbau anpassen.
Schweinehalter mit Regionaler AUSRICHTUNG
Wie ihr Kollege Mario Reinhold berichtet Melanie Große Vorspohl, die mit ihrem Mann in Alkersleben und Rippershausen Sauen hält und Schweine mästet (Poels Schweinezucht GmbH), von bislang ungekannt vielen Telefonaten, um die Tiere zu vermarkten – bislang reibungslos. Zur Sicherheit habe man einen einwöchigen Puffer. Große Vorspohl glaubt fest daran, dass sich der Stau an den Schlachthöfen wieder auflöst. Die Ferkelpreise, die mit Gewichts- und Qualitätszuschlägen um einiges über 27 €/ Ferkel lägen, müsse man aushalten. Wenn im kommenden Jahr Mäster, die sich an der Intitiative Tierwohl (ITW) beteiligen, auch ITW-Ferkel beziehen müssten, hofft der Betrieb auf eine weitere Sicherheit beim Absatz seiner Ferkel, deren Produktion zertifiziert ist. Notwendig sei, dass die Gewichtsmasken für schwerere Tiere kurzfristig nach oben geöffnet werden.
Gleichwohl die Ferkel- und Mastschweineerzeugung der Geratal Agrar GmbH in Andisleben stark regional ausgerichtet ist, denkt Geschäftsführer Bert Kämmerer über die Produktion im geschlossenen System nach. Dies hieße weniger Sauen. Kämmerer rechnet nicht damit, dass sich die derzeitigen Verwerfungen rasch auflösen. Als ein Betrieb, der all seine Mastschweine in Thüringen schlachten lässt, wisse man, dass eine breite Streuung der Schlachtkapazitäten Absatzrisiken für die Mäster mindern könne.
Dies würde Ralf Gumpert, Vorstandschef der Agrar eG Bösleben, glatt unterschreiben. Knapp 120 Mastschweine pro Woche werden in der Direktvermarktung veredelt. Die Lohnschlachtung erfolgt außerhalb Thüringens. „Noch“, betont Gumpert, „werden alle Tiere termingerecht abgeholt und die Hälften wieder angeliefert.“ Sollte sein Schlachthof aufgrund von Corona den Betrieb einschränken müssen, hätte man selbst, aber auch der Thüringer Läuferlieferant, ein Problem. Dennoch: Als Direktvermarkter stehe man in dieser Zeit gut da: Innerbetrieblich könnten die Mastschweine kostendeckend an die Direktvermarktung abgegeben werden. Diese wiederum garantiere den sicheren Absatz.