Hähnchen illegal getötet – Ermittlungen gegen Betrieb in Thüringen
Ein Hähnchenmastbetrieb in Thüringen soll Hunderte Tiere illegal getötet haben. Aktivisten eines Tierschutzvereins haben wie Günter Wallraff ermittelt und sich als Mitarbeiter in den Betrieb eingeschleust. Was ist dran an dem Vorwurf?
Ob es sich tatsächlich um einen „Skandal“ handelt, der strafrechtliche Konsequenzen nach sich zieht, muss sich erst noch erweisen: Der vegane Tierschutzrechtsverein Aninova um Jan Peifer, der sich bis vor Kurzem noch Deutsches Tierschutzbüro nannte, wirft einem im Thüringer Saale-Holzland-Kreis ansässigen Hähnchenmastbetrieb vor, „in hunderten Fällen“ Masttiere „illegal notgetötet“ zu haben.
Verstoß gegen Tierschutz: Illegal Antibiotika eingesetzt?
Auch beim Einsatz von Medikamenten „wie Antibiotika setzten sich die Mitarbeitenden der Geflügelfirma über gesetzliche Vorgaben einfach hinweg, obwohl sie genau wissen, dass es verboten ist“, heißt es in einer Mitteilung des Tierschutzvereins, der eigenen Angaben zufolge mit zehn haupt- und zehn ehrenamtlichen Mitarbeitern aktiv ist. Überdies wird der Verdacht formuliert, dass der Betrieb oder seine Mitarbeiter über bevorstehende Kontrollen durch die „Initiative Tierwohl“ (ITW), die QS GmbH und das Veterinäramt informiert sind und vorab Dokumentationen manipuliert würden.
Wie Günter Wallaff ermittelt
Zu seinen Informationen will der Verein gekommen sein, indem sich in Manier des investigativen Journalisten Günter Wallraff zwei Aktivisten als Mitarbeiter in das Unternehmen einschleusten und sich hiernach dem Verein anvertrauten. In einem Fall im Jahr 2019, im anderen im Sommer dieses Jahres. Videomaterial, das man der zuständigen Staatsanwaltschaft in Gera übergab, soll die Vorwürfe belegen. Die Staatsanwaltschaft überprüft nun die Anschuldigungen.
ZDF berichtet: Rewe stoppt Zusammenarbeit
Für den Mastbetrieb, der mit knapp einer Millionen Plätzen rund acht Millionen Hähnchen pro Jahr aufzieht, hatten die im ZDF-Magazin Wiso verbreiteten Aufnahmen bereits Konsequenzen. Die QS GmbH lässt seine Zertifizierung ebenso ruhen wie die ITW. Die Rewe-Gruppe, die in einem Teil ihrer Filialen die Hähnchen verkauft, stoppte die Zusammenarbeit.
Initiative Tierwohl: Kontrolle nur schwer möglich
Der Schlachtbetrieb und Vermarkter Astenhof, eine Tochter der Sprehe-Gruppe, nahm den zu Sprehe gehörenden ehemaligen KIM-Mastbetrieb „ab sofort vorsorglich aus der eigenen Lieferkette für Frischgeflügel“, bis die Vorwürfe endgültig geklärt seien. Der Mastbetrieb werde, so die Firma Astenhof, „nach unserer Kenntnis zuverlässig geführt“. Zuletzt sei Mitte des Jahres eine unangekündigte Kontrolle des Veterinäramts erfolgt. Die Initiative Tierwohl erklärte, dass bewusstes Fehlverhalten kein Kontrollsystem vollumfänglich unterbinden könnte. Befremdlich wirke das Agieren der „selbsternannten Tierschützer“, die offensichtlich Aufnahmen aus dem Jahr 2019 „erst Jahre nach deren Entstehung an die zuständigen Behörden übergeben“ hätten. Eine frühzeitige Unterbindung von Tierleid sei auf diese Weise „zugunsten der Eigenwerbung im TV verhindert“ worden.
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