Haflingergestüt Meura: Öffentliche Erregung
In einem Fernsehbeitrag hatte ein Tierschutzverein schwere Vorwürfe gegen das Haflingergestüt Meura erhoben, unter anderem wegen illegaler Blutentnahme. Das Gestüt weist die Anschuldigungen zurück – und erhält Rückendeckung von den Veterinärbehörden.
Seit Mitte der 1980er-Jahre wird nach Angaben des Haflingergestüts in Meura niedertragenden Tieren Vollblut entnommen. Spezialisierte Tierarzneimittelhersteller gewinnen daraus ein Serum, das als Rohstoff für die PMSG-Herstellung dient. PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) ist ein Wirkstoff für die Brunstsynchronisation, den vor allem mittelständische Schweinezuchtbetriebe einsetzen. Das ist anerkannte und gängige Praxis.
Die Blutentnahme, so das Haflingergestüt, erfolge wie beim menschlichen Blutspenden. Vorgenommen wird sie von einem Tierarzt, und das „stress- und angstfrei für die Tiere und ohne Verletzung des Tierschutzgesetztes“. Für das Gestüt in Meura ist die Blutentnahme ein festes Standbein seiner Landwirtschaft.
Schwere Vorwürfe zur besten Sendezeit
Und genau das warf der Tierschutzverein „Animal Welfare Foundation“ (AWF) dem Gestüt im TV-Magazin „Fakt“, das der MDR produziert, Ende letzten Jahres vor: Tragende Stuten würden für wirtschaftliche Interessen gequält. Profiteure seien neben dem Haflingergestüt deutsche Pharmabetriebe und die industrielle Landwirtschaft. Ein weiterer Vorwurf, den der acht Mitglieder zählende Tierschutzverein zur besten Sendezeit in der ARD verbreiten durfte, sei die Blutgewinnung in einer rechtlichen Grauzone bzw. Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und gegen die „Leitlinie Blutentnahme bei Pferden“.
Und weil aus Sicht des Gestüts und der Thüringer Veterinärverwaltung auch keine amtliche Genehmigung bzw. Anzeigepflicht notwendig ist, meint im TV-Beitrag Friedrich Ostendorf, der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, es könne nicht sein, dass ein Kreisveterinäramt eigenmächtig sage, dies sei nicht genehmigungspflichtig.
Haflingergestüt Meura: Kritik an TV-Magazin
In einer Stellungnahme weist das Haflingergestüt die Anschuldigen des Vereins vehement zurück und zeigt sich enttäuscht über die journalistische Praxis des TV-Magazins. Weder würden in Meura Tiere gequält noch verstoße man gegen rechtliche Normen.
Das Thüringer Gesundheitsministerium teilte auf Anfrage mit, dass die „Leitlinien zur Gewinnung, Lagerung, Transport und Verabreichung von Blut und Blutprodukten im Veterinärbereich“ nicht für die Rohstoffgewinnung für die Arzneimittelproduktion erstellt wurden. Laut dem Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz gab es in Thüringen auch keine Tierversuche, in denen Pferde zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn bei der PMSG-Produktion verwendet wurden. Und der zuständige Kreisveterinär erläutert, dass die Blutentnahme in Meura hygienisch auf hohem Niveau und bestens organisiert ist. Die Stuten trügen normal aus. Der tiergerechte Umgang mit den Pferden sei auf dem Gestüt selbstverständlich.
Das Gestüt weist zudem den Vorwurf zurück, im Dunkeln zu handeln. Zum einen informiert der Betrieb auf seiner Homepage über die Praxis. Zum anderen wurden in den vergangenen Jahren etliche öffentlich geförderte Projekte durchgeführt, die zwei jüngsten im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP). 2011 erhielt das Gestüt gemeinsam mit seinem forschenden Partner, der fzmb GmbH in Bad Langensalza, den „IQ-Innovationspreis Mitteldeutschland“ verliehen. NK/FH