Kommentar zur Berichterstattung

Medien-Kritik an Bauernprotest: Den sachlichen Streit aushalten

Protest der Landwirte und Bauern aus der Region Hannover. (Symbolbild) © IMAGO / Future Image
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Die Bauernproteste dauern fast 100 Tage – mittlerweile gibt es große Diskussionen über die Berichterstattung. In seinem Kommentar warnt Frank Hartmann davor, sich von den etablierten Medien abzuwenden und Falschnachrichten in WhatsApp- und Telegram-Gruppen zu trauen.

Von Frank Hartmann

Nicht nur der Autor gewinnt den Eindruck, dass die demnächst 100 Tage andauernden Bauernproteste bei einem Teil der landwirtschaftlichen Aktivisten zu überhitzen drohen. Zuletzt äußerte sich dies in einer Medien-Kritik, die in Blockaden von Druckereien und Aufzügen vor Redaktionen ihren Ausdruck fand. Anlass dafür bot die Ansicht, in der tagesaktuellen Berichterstattung nicht ausreichend gewürdigt, nur verkürzt oder gar falsch dargestellt worden zu sein. Angesichts der unzähligen Berichte – in den sogenannten Leitmedien der Republik, in den Berichten der Öffentlich-Rechtlichen Anstalten bis hin zu den Lokalausgaben der Regionalzeitungen – lässt sich das nur schwer bewerten.

Fakt ist aber: Das alles kommt vor. Und das ärgert nicht nur Praktiker, sondern auch Fachjournalisten. Landwirte sollten sich aber nicht einbilden, dass nur über sie mitunter Unfug geschrieben und gesendet wird. Nahezu jede Berufsgruppe kennt das, Jugendliche erleben es wie Rentner oder gesellschaftliche Randgruppen. Und das muss man aushalten in einem Land mit Presse- und Redefreiheit. Wer Letzteres anzweifelt, kann sich nicht an die DDR erinnern oder ignoriert die Konsequenzen der freien Rede in Russland, Nordkorea oder in religiösen Diktaturen.

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Bauernprotest und Medien-Kritik: Landwirtschaft in der Öffentlichkeit

Unwahre Berichterstattung muss sich hierzulande freilich niemand gefallen lassen. Man kann den gerichtlichen Weg wählen, sich beim Presserat beschweren oder das Gespräch mit den verantwortlichen Redakteuren suchen – direkt oder mit Leserbriefen, die entgegen den Beteuerungen aller Redaktionen im Land viel zu wenig geschrieben werden. Die fundierten landen garantiert auf den Tischen der Chefredaktionen. Dass sich die berechtigen Anliegen der Landwirtschaft in vielfältiger und in den letzten Wochen überwiegend auch in korrekter Weise in der medialen Öffentlichkeit spiegelten, fußt ohne Zweifel auf dem (Reifen-)Druck, der hunderttausendfach auf die Straße gebracht wurde.

Das ist ein Erfolg. Denn die politischen Kanäle sind vor langer Zeit schon versiegt, was nicht heißt, dass die eine oder andere direkte Intervention Erfolg hatte. Über die mediale Kommunikation fachliche Anliegen zu transportieren, ist ungleich schwerer. Und das gelang bisher auch nur zum Teil! Kaum unterfütterte Aussagen, wie die zu den letzten (hohen) Gewinnen der Familienbetriebe, die den Eindruck erweckten, die Bauern schwämmen im Geld, zeugen von kommunikativen Defiziten. Hier müssen Verbände und Initiativen dazulernen.

Wahrheitsgehalt prüfen und Falsches entlarven

Hinzu kommt, dass Wortführer der landwirtschaftlichen Interessen keinen Humbug erzählen dürfen. Ob im Eifer des Gefechtes als Versehen oder bewusst als Provokation formuliert, ist das nachweislich passiert. Es gehört zum Auftrag der Presse, Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen und Falsches als solches zu entlarven. Das muss genauso ausgehalten werden, wie korrekte Berichterstattung erwartet und fehlerhafte kritisiert werden darf.

Gewarnt sei davor, sich von den etablierten Medien abzuwenden, weil man der Auseinandersetzung mit ihnen müde geworden ist. In unzähligen WhatsApp- und Telegram-Gruppen wimmelt es von plumpen Falschnachrichten. Sogenannte alternative Medien, die sich wohlwollend der Proteste und ihrer Vertreter annehmen, scheren sich einen Dreck um die Anliegen der Bauern. Wer sich deren Kanäle bedient, die sich auf Protest-Demos längst eingenistet haben, wird nicht mehr ernst genommen.

Kommentar aus der Ausgabe 07/2024

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