Mit Herz und Verstand zum Tierschutzpreis
Träger des Thüringer Tierschutzpreises 2020 sind der Geflügelhof Teichweiden, der Landwirtschaftsbetrieb Petra Rauschenbach und die Ziegenalm Sophienhof.
Wie in den vorherigen Jahren wurden bei der 26. Vergabe des Thüringer Tierschutzpreises auch landwirtschaftliche Betriebe für ihre beispielhafte artgerechte Haltung von Nutztieren ausgezeichnet – coronabedingt in diesem Jahr ohne Festakt.
Mit der Wissenschaft auf Du und Du
Vorgeschlagen vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) und dem Thüringer Bauernverband (TBV) wählte die Jury die Geflügelhof Teichweiden GmbH für ihre tierschutzgerechte Haltung von Legehennen aus. Vier Ställe, jeweils zwei mit Boden- und mit Freilandhaltung, bieten 58.000 Tieren Platz. In der Begründung heißt es, dass der Betrieb schon immer in enger Zusammen- und Mitarbeit mit verschiedenen Institutionen der angewandten Wissenschaft neue Wege suche. In diesem Zuge wurden etwa Auslauf- und Scharrflächen großzügig erweitert, vielbeachtete Hinweise zur Haltung von Hennen mit unkupierten Schnäbeln erarbeitet oder flimmerfreie und dimmbare LED-Beleuchtungen installiert.
Der Geflügelhof in Teichweiden zeige, „wie bei laufender Produktion eine moderne tiergerechtere Legehennenhaltung entstehen kann, die in vielen Details deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht“.
Toller Stall und tolle Zucht in Thüringen
Der Landwirtschaftsbetrieb Petra Rauschenbach im ostthüringischen Remsa, den das Landesamt für Landwirtschaft und die Qnetics GmbH vorschlugen, wurde für seine vorbildliche Haltung von Mutterkühen und Schweinen geehrt. Fleckviehzüchtern sind die Bullen des Bioland-Betriebes über die Thüringer Landesgrenzen hinaus ein Begriff. Vor zwei Jahren bezogen die Rinder einen neuen Stall. Diesen zeichnen u. a. der getrennte Fress- und Liegebereich, Kälberschlupf zwischen den Buchten und Auslauf aus. Es gibt eine Trockensteher- und Abkalbebox, die mit einer Kamera zur Geburtsüberwachung ausgerüstet ist. Und so gab es voriges Jahr auch keine Kälberverluste im Betrieb. Bei den Zuchtbullen kommen statt Nackenriegel Fressfangitter zum Einsatz. Im kleinen Hofladen wird neben Rind- auch Schweinefleisch angeboten. Die Sattelschweine stehen auf Stroh und haben einen zwei Hektar großen Auslauf.
In schwieriger Landschaft bestehen
Als dritten landwirtschaftlichen Tierschutzpreisträger 2020 wählte die Jury die Ziegenalm Sophienhof in Harztor aus. Vorgeschlagen hatte den landtouristischen Leuchtturmbetrieb das Veterinäramt des Kreises Nordhausen. Der Grünlandbetrieb von Kerstin und Kai Liebig kann seine Flächen nur extensiv bewirtschaften. Von April bis zum Winter weiden 137 Harzziegen, 99 Heidschnucken, eine achtköpfige Tiroler Grauvieh-Herde, Pferde und Damwild auf den Wiesen. „212 Legehennen in Freilandhaltung, auf Stroh aufgestallte Schweine, zwei Hütehunde und kastrierte Hofkatzen runden die liebenswerte Bauernhofhaltung ab“, so die Jurybegründung.
Ziegenkäse, Wurst und Eier aus eigener Produktion werden im Hofladen und der eigenen Gastronomie angeboten. Zur Wirtschaftlichkeit des Betriebes auf dem schwierigen Standort trägt maßgeblich das umfangreiche Landurlaubsangebot bei. All ihren Gästen, hieß es, lebten Liebigs den tierschutzgerechten Umgang mit ihren Tieren vor.
Thüringer Tierschutzpreis an Vorbilder für gelebten Tierschutz
Für den Thüringer Tierschutzpreis 2020 gingen 18 Vorschläge beim Sozialministerium ein. Der Tierschutzbeirat des für Veterinärfragen zuständigen Ministeriums vergab die Auszeichnung an sechs Preisträger, drei davon aus dem karitativen, ehrenamtlichen (Haus-)Tierschutz und die drei genannten Landwirtschaftsbetriebe. Für Landesministerin Heike Werner sind alle Preisträger „Vorbilder für einen aktiven und gelebten Tierschutz in der Mitte unserer Gesellschaft“.