Saisonarbeit: Hoffen, dass Helfer kommen

Ohne Saisonarbeiter ist die Ernte in Gefahr. Seit Jahren setzt man beim Erdbeerhof in Gebesee, dem größten Thüringer Erdbeererzeuger, auf rumänische Helfer. © Wolfgang Helmbold

Thüringens Spargel- und Erdbeerproduzenten brauchen sofort 1.500 Saisonarbeiter. Offen ist, ob die angestammten Helfer aus Osteuropa anreisen können.

Von Frank Hartmann

Die Spargelanbauer und Erdbeerproduzenten in Thüringen brauchen sofort 1.500 Saisonarbeiter. Aufgrund der Coronakrise besteht die Gefahr, dass vor allem Helfer aus Rumänien und Polen in dieser Erntesaison fehlen werden. Wie Joachim Lissner, Geschäftsführer des Gartenbauverbandes, der Bauernzeitung sagte, hofften die Betriebe noch, dass die Helfer, von denen viele schon seit Jahren nach Thüringen kommen, einreisen können. Die Interessenverbände seien dazu in Kontakt mit der Bundesregierung.  

Bis zu 5.000 Saisonarbeiter

In den vergangenen Jahren waren im Freistaat bei den Obst- und Gemüseerzeugern, den Zierpflanzen- sowie den Saatgutbetrieben pro Saison insgesamt 4.500 bis 5.000 Saisonarbeiter beschäftigt. Hinzu kommen noch einige Hundert im Hopfenanbau und bei Erzeugern von Heil- und Gewürzpflanzen.

Saisonarbeiter bis in den Herbst benötigt

Die hohe Zahl ist Lissner zufolge auch dem Umstand geschuldet, dass die Saisonkräfte längstens 70 Tage arbeiten dürfen. Diese Regelung soll nun kurzfristig gelockert werden. Nach der Spargel- und Erdbeerernte gehe es in die Kirsch- und Beerenernte. Hiernach folgten die Zwetschgen-, Birnen- und Apfelernte mit anschließendem Baumschnitt. Nicht zu vergessen die Weinlese.

Erste Angebote von deutschen Helfern

Erste Betriebe hätten zwar Angebote von deutschen Erntehelfern. Die Zahl sei bislang aber überschaubar. Zudem haderten die Anbauer mit unerfahrenen Helfern. Denn bezahlt werde in der Branche in der Regel nicht nach Leistung, sondern nach festen Stundensätzen. Den Plan, eine regionale Börse für Thüringer Saisonkräfte zu starten, habe der Thüringer Gartenbauverband in Absprache mit dem Bauernverband wieder verworfen. Dies könne man personell derzeit nicht stemmen.

Plattformen nutzen

Der Gartenbauverband wolle daher all seine Mitglieder nochmals auf die Online-Plattformen zur Vermittlung von Saisonarbeitern hinweisen. Bis Anfang der Woche waren hier kaum mehr als drei Thüringer Betriebe registriert. Der organisatorische Aufwand, deutsche Helfer einzusetzen, dürfe laut Lissner nicht unterschätzt werden. Öffentliche Verkehrsmittel für die Fahrt aufs Land sind rar. Die Unterkünfte entsprächen häufig nicht den gewohnten Standards. Zudem müssten aufgrund der Coronakrise, unabhängig von der Herkunft der Saisonarbeiter, die Unterkünfte so strukturiert werden, dass das Infektionsrisiko minimiert wird. Dazu erhielten die Gartenbaubetriebe umfangreiche Hinweise von ihren Fachverbänden.

Geschlossene Restaurants

Selbst wenn sich genügend Saisonkräfte finden ließen, müsse der Absatz sichergestellt werden. Die Gastronomie fiele bei Spargel in dieser Saison wohl aus. Zu klären sei, ob die Direktvermarktung mit Einzelverkaufsständen, wie sie bei Spargel und Erdbeeren gängige Praxis ist, noch durchgeführt werden darf. An das Agrarministerium in Erfurt erging die Bitte, öffentliche Langzeitdarlehen aus der Zeit der Wiedereinrichtung zinslos zu stunden. Dies könne eine erste Entlastung bringen.