Wölfe: Thüringen will Jäger als Riss-Gutachter
Thüringens Umweltminister kündigt Änderungen bei der Rissbegutachtung und beim Monitoring an. Was das genau für Weidetierhalter bedeutet und welche weiteren Änderungen im Umgang mit dem Wolf geplant sind:
Das Thüringer Umweltministerium treibt erste Veränderungen im Management mit Wolfsrissen und im Wolfsmonitoring voran. Sowohl im Landtag als auch zur Regierungsmedienkonferenz erläuterte Fachminister Tilo Kummer kurzfristige Maßnahmen für das Wolfsmanagement in Thüringen.
Genetischer Fingerabdruck zur Identifizierung von Problemwölfen geplant
Dazu zählt, dass bei jeder Rissbegutachtung künftig der genetische „Fingerabdruck“ des Wolfes festgestellt wird. Damit wolle man nicht nur mehr Daten über die Aktivitäten von Wölfen für das Monitoring erfassen. Kummer zufolge sei dies auch geboten, um Problemwölfe identifizieren zu können, die gesicherte Herden attackieren.
Für eine Abschussgenehmigung unter den derzeit geltenden rechtlichen Regelungen sei dies eine Voraussetzung. Die Identifizierung der Wölfe will man ebenso regelmäßig öffentlich machen wie den Status des Herdenschutzes zum Zeitpunkt des Übergriffes. Damit soll bei Weidetierhaltern die Sensibilisierung für den Herdenschutz erhöht werden.
Neu beim Wolfsmanagement in Thüringen: Jäger als Rissgutachter
Mit dem Landesjagdverband plane man ein Projekt, um die Rissbegutachtung auszudehnen. Die Rissgutachter des Kompetenzzentrums Wolf/Biber/Luchs hätten auch aufgrund der Fülle von Meldungen zuletzt nicht immer rechtzeitig vor Ort sein können. Ausgebildete Rissgutachter aus der Jägerschaft sollen hier unterstützen.

Überdies diskutiere man Kummer zufolge mit dem Landwirtschaftsministerium, die Rissbegutachtung bzw. Schadenregulierung bei eindeutiger Spurenlage in Wolfsterritorien wie in Ohrdruf zu beschleunigen. Angedacht sei, mit Fotos einen Riss zu belegen. Darüber hinaus wolle man die Beratung zum Herdenschutz intensivieren.
Kummer kritisiert aktuelle Rechtslage bei Abschuss-Genehmigungen
Auf Grundlage eines Kabinettsbeschlusses hatte Thüringen am 11. April eine Initiative Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns im Bundesrat unterstützt. Mit dem Antrag drängen die beiden Länder darauf, dass sich der Bund bei der EU-Kommission für eine zügige Anpassung des geänderten Schutzstatus des Wolfes in der FFH-Richtlinie einsetzt und Vorbereitungen für Änderungen des nationalen Rechts trifft.
Dass es angepasste rechtliche Regelungen brauche, illustrierte der Umweltminister im Landtag. Die geltende Rechtslage veranlasse deutsche Gerichte immer wieder, Abschussgenehmigungen zu kassieren. Dies sei ein unhaltbarer Zustand.
Im Landtagsplenum berichtete der Kummer weiter, dass Thüringen mit anderen Ländern beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) einen Aufschub zur Festlegung des Erhaltungszustandes des Wolfes habe durchsetzen können. Demnach wollte das BfN diese Festlegung auf Datenbasis des Jahres 2022 treffen, ohne dabei die polnische Population miteinzubeziehen.
Keine separate Wolfspopulation in Thüringen
Tilo Kummer zufolge gebe es keine deutsche oder thüringische Population; diese seien der kontinentalen zuzurechnen. Den Erhaltungszustand will man nun mit aktuellen Daten dokumentieren, nicht zuletzt, weil der nur alle sechs Jahre ermittelt werde. Der Minister appellierte an die Thüringer Weidetierhalter und die Landbevölkerung, Risse an das Kompetenzzentrum zu melden. Auch fotografisch festgehaltene Sichtungen von Wölfen sollten an das Kompetenzzentrum übermittelt werden. Jäger ermunterte er, Wildrisse zu melden. Grund für diese Offensive sind die immer wieder geäußerten Zweifel an der Verbreitung und Größe der „amtlichen“ Wolfspopulation im Freistaat. Ohne vermeintlich durchziehende Einzeltiere geht man momentan von vier Wolfsterritorien, darunter zwei Rudeln, mit in insgesamt gut zwei Dutzend Tieren aus.
Landtag beschließt Antrag für aktives Wolfsmanagement
Mit den Stimmen der AfD-Fraktion hatte der Landtag Anfang April einen Antrag der Brombeer-Koalitionsfraktionen angenommen, der im Grunde der genannten Bundesratsinitiative für ein aktives Wolfsmanagement in Thüringen folgt.
Zusätzlich soll die Landesregierung zügig landesrechtliche Voraussetzungen für den Umgang mit Problemwölfen schaffen. Einen Änderungsantrag der AfD lehnten die Regierungsfraktionen und die Linken-Fraktion ab. Die AfD-Abgeordneten stimmte dem Brombeer-Antrag dennoch zu. Ein Alternativantrag der Linken fand keine Mehrheit. Kritisiert wurde, dass dieser die Weidetierhalter und ihre Probleme hinter den Wolfsschutz stellen würde.

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