Bio-Preis Thüringen 2020

Zuversicht für die ganze Branche

Alle Thüringer Bio-Preisträger 2020 mit Minister Hoff auf der Messe in Erfurt. © Kuhn & Kollegen Erfurt/TMIL
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Bereits zum dritten Mal wurde der Bio-Preis Thüringen vergeben. Die Sieger des Jahres 2020 sind die Ökobetriebe Steinbock und Voigt sowie der Schaugarten Schönhagen.

Von Frank Hartmann

Es verlange Mut und Ideen, um Produkte zu entwickeln, „deren Erfolg auf einem hart umkämpften Markt oft ungewiss ist“. Gerade das laufende Jahr habe gezeigt, „wie schnell Selbstverständliches unmöglich werden kann“, so Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff anlässlich der Vergabe des „Bio-Preises Thüringen 2020“. Die Akteure der heimischen Bio-Branche seien Vorbilder, die einer ganzen Branche Zuversicht schenkten, was belohnt werden müsste.

Zum dritten Mal seit 2016 wurde der Bio-Preis ausgelobt, der auf den „Grünen Tagen Thüringen“ verliehen wird. Die Grünen Tage 2020 fielen Corona zum Opfer, die Preise wurden dennoch auf der Erfurter Messe überreicht. Für den mit insgesamt 13.500 € dotierten Preis gingen 73 Bewerbungen von 38 Unternehmen, Verbänden und Institutionen ein. 

Bio-Preis Thüringen: Preisträger der Kategorie „Unverarbeitetes Bioprodukt“

Preisträger in der Kategorie „Unverarbeitetes Bioprodukt“ (v.l.): Bernd Möller (Fleischrind GmbH Oberweißbach), Henning Steinbock (Ökologische Landwirtschaft Steinbock, Bad Lobenstein/Helmsgrün) und Manuela Sparbrot (Lebenshilfe Werkstätten Gera GmbH, Biohof Aga).
Preisträger in der Kategorie „Unverarbeitetes Bioprodukt“ (v.l.): Bernd Möller (Fleischrind GmbH Oberweißbach), Henning Steinbock (Ökologische Landwirtschaft Steinbock, Bad Lobenstein/Helmsgrün) und Manuela Sparbrot (Lebenshilfe Werkstätten Gera GmbH, Biohof Aga). © Kuhn & Kollegen Erfurt/TMIL

Unter den Preisträgern finden sich etliche Bekannte. So Henning Steinbock, der für den Ostthüringer Familienbetrieb den ersten Preis in der Kategorie „Unverarbeitetes Bioprodukt“ mit nach Helmsgrün bei Bad Lobenstein nahm. Die Jury würdigte die Bioweidemilch, die der Betrieb mit 220 Milchkühen auf 160 ha Weideland erzeugt. Vermarktet wird sie zum Teil auf dem Hof über eine Milchtankstelle (seit 2015 rund 27.000 Liter) sowie über eine nahe gelegene Hofkäserei. Der Großteil wird an die Bayerische Milchindustrie eG geliefert.

Den zweiten Preis in dieser Kategorie nahm Bernd Möller für die Fleischrind GmbH Oberweißbach entgegen, die im April dieses Jahres ihre Ökoumstellung abschließen konnte. Hier hob die Jury die besondere Fleischqualität hervor. Grundlage sind 620 ha Grünland, und das in überwiegend schwierigem Gelände. Von den Knapp 800 Limousin- und Fleckvieh-Simmentalrindern werden 350 ganzjährig im Freien gehalten.

Der Biogemüseanbau unter Glas beim Lebenshilfe-Biohof Aga funktioniert wie im Lehrbuch. Das aufgefangene Regenwasser deckt nahezu den gesamten Wasserbedarf der Kulturen. Die Wärme liefert eine Biogasanlage. Ausgeklügelte Technik sorgt dafür, dass an einzelnen Beeten die kulturspezifischen Bedingungen herrschen. Die Jury lobte vor allem Qualität und Geschmack des Gemüses, was Groß- und Naturkosthandel zu schätzen wissen. Minister Hoff überreichte dafür den dritten Preis an Manuela Sparbrot.

Bio-preiS Thüringen: Preisträger der Kategorie „Verarbeitetes Bioprodukt“

Preisträger in der Kategorie „Verarbeitetes Bioprodukt“ (v.l.): Volkmar Voigt (Bioland-Hof Familie Voigt), Rita Weimann (Herzgut Landmolkerei eG) und Grit Tetzel (ObstNatur UG Weimar).
Preisträger in der Kategorie „Verarbeitetes Bioprodukt“ (v.l.): Volkmar Voigt (Bioland-Hof Familie Voigt), Rita Weimann (Herzgut Landmolkerei eG) und Grit Tetzel (ObstNatur UG Weimar). © Kuhn & Kollegen Erfurt/TMIL

Für das Sortiment an kaltgepressten Rohkost-Speiseölen nahm Volkmar Voigt für den Bioland-Hof seiner Familie in Schkölen den ersten Preis in der Kategorie „Verarbeitetes Bioprodukt“ entgegen. Seit 2017 ist auf dem Hof eine Ölpresse mit einer besonderen Wasserkühlung in Betrieb, die schonend Lein, Mohn oder Senf presst. Der Lein wird selbst angebaut.

Das Team der Herzgut Landmolkerei eG um Rita Weimann etablierte 2018 eine Bioschiene. 2019 wurde die Marke „Herzgut bio“ eingeführt. Die Jury, die der Molkerei den zweiten Preis zusprach, überzeugten ein Weichkäse sowie neue, nachhaltige Verpackungsmaterialien. 

Seit Mai dieses Jahres vermarktet die Weimarer Firma ObstNatur UG das erste Apfel-Biermischgetränk Thüringens, für das Grit Tetzel den dritten Preis entgegennahm. Von Streuobstwiesen, die die Tochterfirma der Grünen Liga auch pflegt, kommen die Äpfel. Die Ehringsdorfer Brauerei in Weimar produziert eigens Biobier. Abgefüllt werden die „Pommel“-Flaschen in der Rosenbrauerei in Pößneck. 

Preisträger in der Kategorie „Konzept zur Vermittlung der Werte des Ökologischen Landbaus“ (v.l.): Marion & Prof. Hans Bauerfeindt (Bio-Seehotel Zeulenroda GmbH & Co. KG), Karen Weng & Petra Hesse (Kuhmuhne Schaugarten Schönhagen), Tibor Keil (mobio mobiles Bio-Bistro, Erfurt) und Minister Benjamin-Immanuel Hoff.
Preisträger in der Kategorie „Konzept zur Vermittlung der Werte des Ökologischen Landbaus“ (v.l.): Marion & Prof. Hans Bauerfeindt (Bio-Seehotel Zeulenroda GmbH & Co. KG), Karen Weng & Petra Hesse (Kuhmuhne Schaugarten Schönhagen), Tibor Keil (mobio mobiles Bio-Bistro, Erfurt) und Minister Benjamin-Immanuel Hoff. © Kuhn & Kollegen Erfurt/TMIL

Preistträger in der Kategorie „Konzept zur Vermittlung der Werte des Ökologischen Landbaus“

Wie in den beiden vorherigen Wettbewerben wurden auch 2020 Gesamtkonzepte gewürdigt, so der Schaugarten Schönhagen im Eichsfeld, wo alte Nutzpflanzen zu bestaunen sind, die Saatgutgewinnung gelehrt oder Seminare angeboten werden. Das Bio-Seehotel Zeulenroda zählte einst zu den bundesweiten Pionieren. Von der Bettwäsche bis zu den Speisen – hier ist alles Bio und stammt zum Teil aus der Region. 6.500 Produkte in Bioqualität werden heute für den Hotelbetrieb zugekauft. Ayurvedisch, vegan und vegetarisch sind die Mittagessen zubereitet, die Tibor Keil aus Erfurt auf Bestellung täglich kocht. Beim Bio-Bistro, das auch Catering anbietet, liefert der Chef und Koch die Portionen täglich selbst aus. Und zwar mit dem Lastenrad.