Tönnies verweigert die Annahme: Deters Schweine werden zu dick
Vom Schlachtstopp wegen der MKS für Brandenburger Schweine bei Tönnies in Weißenfels ist auch die Wulkower Landwirtschaftsgesellschaft im Landkreis Ostprignitz-Ruppin betroffen. 500 Masttiere und 100 Zuchtsauen sind seit drei Wochen überfällig.
Am 22. Januar schlug der Landesbauernverband (LBV) Alarm: „Schlachtbetriebe verweigern die Annahme von Schweinen aus Brandenburg“. Für die Betriebe sei bereits jetzt mit einem Schaden von mindestens 200.000 Euro pro Woche zu rechnen, Tendenz steigend. Im Einzelfall wird deutlich, was in den Ställen los ist: Einer der Produktionszweige der Wulkower Landwirtschaftsgesellschaft im Landkreis Ostprignitz-Ruppin die Schweinezucht, genauer die Zucht reinrassiger Piétrain- und Duroc-Eber. Agraringenieur Nik Deter ist für diesen Zweig verantwortlich gerät zunehmend in Bedrängnis: 500 Masttiere und 100 Zuchtsauen sind seit drei Wochen überfällig.
Normalerweise ein Lkw wöchentlich nach Weißenfels
„Normalerweise geht jede Woche ein Lkw mit 150 Schweinen zu Tönnies nach Weißenfels. In den letzten sechs Wochen waren es nur zwei“, rechnet Deter vor. Denn schon vor Ausbruch der Maul- und Klauenseuche am 10.1. im 90 Kilometer entfernten Hönow hatte der Schlachthof wegen der Feiertage zum Jahreswechsel weniger Tiere abgenommen. Eigentlich hätten seit dem Auslaufen des Verbringungsverbotes ab 18. Januar wieder Schweine zum Schlachten nach Weißenfels gefahren werden können. Die Antwort auf eine Anfrage der Bauernzeitung, aus welchem Grund Tönnies dennoch keine Schweine aus Brandenburg geschlachtet hat, steht noch aus.
Kein Platzproblem, aber 20.000 Euro Verlust pro Woche
Zurück nach Wulkow: Dass der Platz knapper wird, ist hier gar nicht das Hauptproblem. Die Ställe sind für 800 Zuchtsauen ausgelegt und aus bekannten betriebswirtschaftlichen Gründen (hohe Produktionskosten, geringe Preise infolge von Ukrainekrieg, Russlandembargo, ASP, höhere Auflagen, gestiegene Mindestlöhne etc.) seit 2021 nur mit 500 Zuchtsauen belegt.
Platz ist also nicht das Problem. „Aber die Schweine fressen jeden Tag, werden dicker als erlaubt, wachsen aus der Maske, kurz: höhere Futterkosten, geringere Einnahmen“, sagt Nik Deter. 20.000 Euro pro Woche würden auf diese Weise dem Betrieb verloren gehen.
Unbestätigte Perspektive: Ab 30. Januar soll geschlachtet werden
Von seinem Transportunternehmen habe er erfahren, dass am Donnerstag (30.1.) wieder Schweine aus Brandenburg in Weißenfels geschlachtet würden. Die Erleichterung darüber mischt sich bei Nik Deter mit neuen Bedenken: Als Zuchtbetrieb unterliegt Wulkow noch einmal strengeren hygienischen Vorschriften. In der Regel werden die Schweine am Montag in Wulkow abgeholt, weil die Transporter am Wochenende nicht fahren und so eine Karenzzeit eingehalten werden kann, die Bedingung dafür ist, dass der Lkw auf den Hof fahren kann. Wenn nun der Transport am Donnerstag erfolgen soll, muss Deter auf eigene Kosten und Verantwortung einen anderen Transporter organisieren, der die Tiere vom Hof holt. Anschließend müssen sie für die Weiterfahrt nach Weißenfels umgeladen werden.
Wendorff: „Nicht auf dem Rücken Brandenburgs“
Ähnlich wie Deters geht es auch anderen Schweinehaltern in Brandenburg. Landesbauernpräsident Henrik Wendorff fasste die Geschehnisse und Forderungen am 22. Januar so zusammen: „Es ist völlig egal, ob die Schlachthöfe gerade nicht hinterherkommen und Tiere aus anderen Bundesländern vorziehen, ob die Veterinärämter sich europarechtswidrig querstellen oder der Lebensmitteleinzelhandel Druck auf die Fleischindustrie ausüben will – nicht auf dem Rücken Brandenburgs! Nach der Afrikanischen Schweinepest sind die Brandenburger Schweinebetriebe bereits gebeutelt. Nun muss Minister Özdemir Rückgrat zeigen und die Abnahme von Tieren aus Brandenburg noch in dieser Woche organisieren.“
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